Kapitel 48

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»Leute, d-das ist so komisch, ihr habt das alles für mich gemacht? Und unser Coach hat sogar zugestimmt?«

»Nicht zu fassen, oder? Ich bin ganz ehrlich, es war nicht sehr leicht ihn von dieser Idee zu überzeugen, aber ich schaffe alles, was ich mir in den Kopf setze.«

»Ich kann nicht glauben, dass das schönste Mädchen der Staaten an meiner Seite ist. Gott, Hailey, wie habe ich dich bitte verdient?« Er hob mich hoch und drehte mich einmal im Kreis, weswegen ich kicherte und mein marinefarbenes Sommerkleid in der Luft herumwirbelte.

Wer wusste schon, wann ich jemals wieder auf diese Art kichern würde?

Und ja, ich trug ein Kleid. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal eins trug, aber das war mir egal. Und mir war auch egal, dass es für solch ein Kleid schon ein Stück zu kalt war – wir hatten nämlich tatsächlich schon Ende September.

All das nahm seinen Lauf am Donnerstag, als nur noch sechs Tage übrig waren, bis Liam nach New York fliegen würde.

Ich kreuzte wie so oft bei Liam auf und begrüßte seine fünfjährige Schwester, die mir die Tür öffnete und die ich mittlerweile so tief in mein Herz geschlossen hatte, als wäre sie meine eigene. Ihre zwei blonden Zöpfe sahen immer so furchtbar niedlich aus und aus irgendeinem mir unbekannten Grund fragte ich mich immer, wie die beiden verwandt sein konnten.

Julias blonden Haare waren das komplette Gegenteil von Liams Dunkelbraunen. Als ich jedoch eine Sekunde länger über meine Gedanken nachdachte, traf es mich wie ein Schlag: ich kannte Liams und Julias Vater nicht. Sie hatte sicherlich ihre blonden Haaren von ihm geerbt.

»Hallo Hailey, du bist bestimmt wieder wegen Liam hier. Er ist in seinem Zimmer und bereitet etwas vor und ich durfte ihn nicht stören. Er hat ganz viele Zettel rausgekramt und so ein rotes Buch.«

Buch?

»Hey Süße, danke dir. Er hat das sicher nicht so gemeint, okay?« Ich lächelte und strich ihr über den Kopf.

»Ja, ist gut«, sagte sie mit einem breiten Lächeln und schwang ihre kleinen Armen um meinen Körper, drückte mich und verzog sich augenblicklich in ihr Zimmer. Ich schaute ihr schmunzelnd hinterher. Man, ich liebte die Kleine ja so.

»Hey«, hörte ich eine tiefe Stimme sagen und sah auf zu dem Dunkelhaarigen, der an Eingang seiner Zimmertür lehnte. »Julia liebt es, wenn du vorbeikommst. Sie möchte immer die Tür aufmachen und lässt mich kaum noch.«

Als ich seine Zimmertür erreichte, zog er mich stürmisch zu sich und küsste mich, während er zwei seiner Finger unter mein Kinn hielt, was mich dazu veranlagte, in diesen kleinen Begrüßungskuss hieneinzuschmunzeln und diesen schließlich zu erwidern.

In seinen Augen zeichnete sich ein Ausdruck von tiefer Sehnsucht ab, den ich aber nicht nachvollziehen konnte. Noch war er doch hier, auch, wenn es nach seiner Meinung kein »noch« gab. Das war Mission zwei von zwei. Mission eins war nämlich Podcast-Idee elf aufzunehmen und Mission zwei bestand daraus, Liam auf jeden Fall dazu zu bekommen, seine Profikarriere anzustreben. Auch, wenn er mir und sich selbst auf fürchterlichste Art und Weise das Herz damit brach.

»Also gut, wo waren wir stehengeblieben?«, fragte ich und stützte meine Hände auf meine Hüften, was ihm ein schelmisches Grinsen entlockte.

»Ich meine beim Podcast, du Spinner«, sagte ich und schlug ihm spielerisch auf den Arm, als er ergeben nickte und das rote Buch, das schon die ganze Zeit auf seinem Schreibtisch lag und das ich beäugte, mir vor das Gesicht hielt.

»Schau Mal, ich habe dieses Buch gekauft. Ich weiß, es ist nur schlicht und rot, aber ich dachte, dass wir neben unseren Audiodateien die Ideen nicht einfach irgendwo herumfliegen lassen durften. Auch, wenn sie nur die anfänglichen Ideen sind und wir sie immer ein wenig ausgebaut haben. Die Anfänge unseres Podcasts brauchen schließlich einen Platz, damit wir uns für immer an sie erinnern.«

LAST SUMMERWhere stories live. Discover now