Kapitel 6

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»Hailey, sag mal, geht's noch?« June war außer sich vor Wut und verschränkte beleidigt ihre Arme vor der Brust. Mit ihrem düsteren Blick versuchte sie mich nahezu zu erdolchen.

Nun gut, eine Erklärung hatte sie immerhin verdient.

»Dir ist schon bewusst, dass die uns gerade um den Finger wickeln wollten, oder?«, verdeutlichte ich ihr und legte den Kopf schief. Sie schien mich wohl nicht zu verstehen, was ich an ihren harten Gesichtszügen feststellte. Oder sie wollte mich nicht verstehen.

»Und dir ist schon bewusst, dass du gerade zwei der heißesten Typen auf unserer Schule einen Korb gegeben hast, oder?«

»Na ja, ist deine Meinung, aber ja.«

»Hailey, komm schon. Es sind DIE Jungs aus dem Abschlussjahr! Überleg doch mal, sie kommen ausgerechnet auf uns beide zu. Das waren Alex und Liam. Und du blockst sie einfach ab?« « Sie hielt sich die Hand vor die Stirn und schüttelte ihren Kopf.

»Ganz ehrlich, das ist mir so was von egal. Ich kenne die beiden nicht und die mich auch nicht. Alex ›kenne‹ ich nur teilweise durch deine Schwärmerei. Und...und Liam, der-der hat mich heute Morgen echt aufgeregt«, sagte ich und wurde am Ende immer leiser, was aber nicht seinen besagten Zweck erfüllte.

June hatte jedes Wort verstanden. Jedes Einzelne.

»Moment, Liam Baker hat dich heute Morgen aufgeregt?« Meine beste Freundin hob verwirrt ihre hellen Augenbrauen.

»Ach keine Ahnung. Der hat Plakate für die heutige Abschlussfeier an die Glastür geklebt und wollte mich nicht vorbeilassen. Ich glaube, er hat nicht lange gebraucht, bis er selbst verstanden hat, dass ich nicht eins dieser zuckersüßen Mädels bin, die bei seinem Blick einknickt. Das habe ich ihn dann so richtig spüren lassen, als ich ihn absichtlich unvorsichtig an ihm vorbeigezogen bin, als ich durch die Glastür ging.«

Junes Mund stand offen und ihren Augen wurden immer größer und noch größer, als ich unsere kurze Begegnung schilderte. Und dann beginn sie kopfschüttelnd an zu lachen.

»Echt nicht zu glauben, was du bei Baker abgezogen hast. Deshalb kannte er also deinen Namen.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Scheint so.«

Ich hätte es wahrscheinlich besser gefunden, wenn er meinen Namen nicht wüüste.

Als wir eine Ecke in dem Innenhof fanden, in der es weniger voll war, ließen wir uns auf eine Bank nieder, die knarrte, als wir uns setzten.

»Und was mache ich jetzt wegen Alex?«, fragte sie, während ihr Blick das Weite suchte.

»Heute war beziehungsweise ist sein allerletzter Schultag gewesen. Ich glaube nicht, dass wir diese Leute nochmal wiedersehen, von daher macht es nicht gerade viel Sinn uns mit ihnen anzufreunden oder Kontakt zu halten.
Sie haben uns doch sonst nie bemerkt, von daher würden heutige Ereignisse doch kaum noch mehr eine Rolle spielen, nicht?«

Ich schaute sie mit einem ernsten Blick an. Widerwillen stimmte sie mir zu und zog mich plötzlich in die große Halle, in der sich ein weiterer Teil der Abschlussfeier befand.
Dieser Teil war auch sehr bunt und farbenfroh geschmückt worden, damit der Abschied weniger trist war.

Ich für meinen Teil war jedoch der Meinung, dass sich die meisten doch ziemlich freuten, dieses Gebäude nie wieder betreten zu müssen. Denn wenn wir mal ehrlich waren, wer wäre das denn bitte nicht?

Nach einer Weile entdeckte ich Louis in der Menschenmenge - was ein Glück.
June hatte sich herüber zu einigen Mädchen gesetzt, die auch in meinem Jahrgang waren und mit denen sie wahrscheinlich weiter über die Seniors plauderte. Sollte mir ganz recht sein, mich interessierte die Thematik einfach nicht so sehr. Jungs waren in diesem Alter nichts als Herzensbrecher und ich wollte mir mein Herz nicht brechen lassen, ganz einfach.

LAST SUMMERWhere stories live. Discover now