Kapitel 23

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Zwei Tage war es nun her, dass mich June über die Sache mit Louis aufklärte. In dieser Zeit bewegte ich mich nicht aus dem Haus heraus. Liam ließ ich lediglich wissen, dass es mir gut ging, denn ich hatte Zeit für mich selbst gebraucht. Glücklicherweise verstand er und respektierte mich. Ich musste ihm nicht noch zusätzlich versichern, dass es nicht seinetwegen war, da ich einfach nur die letzten Tage für mich bleiben wollte.

Das klappte. Und war auch gut so. Von Louis hatte ich nichts Weiteres gehört – ich selbst hatte mich derweilen auch nicht bei ihm gemeldet. Einerseits war ich darüber froh, jedoch fragte ich mich auf der anderen Seite auch, wieso er verflucht nochmal nicht auf mich zukam. Zum Verrücktwerden war das.

Ich überlegte eine Weile, bis ich zu einem Entschluss kam: Wenn es ihm um meine Ehrlichkeit gegangen wäre, dann hätte er nicht versucht June über diese Tatsache auszuquetschen. Dies war ihr gegenüber mehr als nicht fair und er wusste das. Dadurch kam ich zu dem Entschluss, all das erstmal ruhen zu lassen.

Mich überkam nach diesen zwei Tagen, die ich mit Lili, Mom und Dad verbrachte, der Gedanke, dass ich mit jemandem darüber reden musste. Meine Bedenken würden sich sonst noch ewig in mich hineinfressen.

Nach langem Hin und Her überkam mich tatsächlich eine herausragende Idee: Ellie.

Ich war mir sicher, dass sie mich auf andere Gedanken bringen würde und für mich da wäre. Bisher bewies sie sich als eine gute Freundin. Ich meine ja, wir kannten uns noch nicht ausgesprochen lange, aber sie war eine sehr gute Bekanntschaft, weswegen ich sie zurecht als Freundin bezeichnete.

Der Titel passte auch gut zu Noah – die beiden waren für mich ein eingespieltes Team und die Verbindung der beiden gab mir ein sicheres Gefühl – sie meinten es gut mit mir.

Ohne länger darüber nachzudenken, griff ich nach meinem Handy und wählte die Nummer von Ellie, die sie mir bei dem ersten Universitätsbesuch – nachdem wir die Mensa verlassen hatten – freudig in mein Handy eintippte.

»Naa du?«, hörte ich ihre zarte Stimme und legte mich bäuchlings auf mein Bett, dabei die Beine angewinkelt und an den Knöcheln überkreuzt.

»Hey...wie geht's dir?«

»Bestens, wie schaut's bei dir aus?«

»Mir ging es schon mal besser.« Ich presste die Lippen aufeinander und der Griff um mein Handy verstärkte sich etwas.

»Oh, was ist los?«

»Ich weiß nicht, etwas schwer zu erklären.«

»Aber zwischen dir und Liam ist alles in Ordnung, nicht wahr?« In ihrer Stimme erkannte ich einen Hauch von Sorge, den ich aber in Sekundenschnelle beseitigte.

»Nein, alles gut. Also-so wie immer eben.«

Das Verhältnis zu Liam bewies sich bisher immer noch als eine sehr komplizierte Angelegenheit. Ich hatte solche Gefühle, die ich in seiner Nähe stets spürte, noch nie bisher gefühlt. Mein Körper wehrte sich allerdings immer weniger gegen das Aufkommen dieser unbekannten Gefühle und ich begann sie langsam zu akzeptieren.

»Sollen wir uns treffen? Hättest du Lust? Gerne bei mir, wenn du bisschen raus aus deiner Stadt möchtest«, sagte sie mit einem leichten Lachen in der Stimme, was mich auch dazu brachte, meinen rechten Mundwinkel ein Stück weit zu heben.

»Klar, das wäre nicht schlecht.«

»Noah ist noch bei mir. Frag doch Liam, ob er Lust hat mitzukommen. Ein Treffen abseits der Universität fände ich gar nicht schlecht.«

Ich auch nicht. Die Atmosphäre wäre sowieso um einiges angenehmer, weswegen ich ihr Angebot dankend annahm.

»So gegen neunzehn Uhr? Passt dir das?«

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