Kapitel 47

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»Liam...ich-ich weiß gar nicht, was ich sagen soll«, stammelte ich, während ich mich auf der Stelle erhob und in Ellies Haus sprintete.

»Hailey? Ist-ist alles gut?«, hörte ich Ellies und Noahs Stimme nur noch schwach, jedoch schien mein Kopf bereits wie in Watte gehüllt zu sein, da ich geradewegs den Weg ins Badezimmer aufsuchte, die braune Tür öffnete, sie abschloss und langsam aber sicher die Tür mit meinem Rücken hinunterglitt.

Ich heulte.

Ich heulte so unfassbar laut und grässlich, dass ich mich selbst nicht einmal wiedererkannte. Mein Schluchzen und das Schniefen meiner Nase hörte sicher die gesamte Siedlung und ich rang währenddessen wie verzweifelt nach Luft. Das wilde Klopfen meiner Freunde an der Badezimmertür drang nur gedämpft zu mir hindurch.

Die heißen Tränen, die mir wie Wasserfälle über das Gesicht flossen, benebelten mir meine Sicht und brannten wie Feuer in meinen olivgrünen Augen. Ich war unfähig mich zu bewegen, da mir gerade der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.

Mir wurde schlecht und ich erhob mich langsam aber sicher vom Boden und rückte vor den Badezimmerspiegel. Mein Gesicht war totenblass, meine grüne Augen hatten all ihren Glanz verloren; sie waren aufgequollen und rot. In mir machte sich eine leere breit, die meinen gesamten Körper umschloss. Ich raufte mir die Haare und die Tränen bahnten sich abermals an und ich glaubte, dass ich so lange heulen würde, dass sich kein Tropfen Flüssigkeit mehr in meinem Körper befand.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber mir gelang es nach einer Weile mithilfe des Schlüssels und meinen zittrigen Fingern das Schloss der Badezimmertür zu entriegeln und meine Freunde, die mittlerweile weit weg von mir auf dem Wohnzimmerboden mit dem Rücken zu mir gedreht, sitzen sah. Und die ich wie eine leblose Puppe anstarrte. Als sie sich zur Seite drehten, zierte ihre Gesichter ein nicht weniger verzweifelter Blick, was mich in meiner jetzigen Lage allerdings nicht im Geringsten aufheiterte.

»New York«, flüsterte ich gerädert und mit brüchiger Stimme durch Ellies Haus.

Immer wieder. Und wieder. Und wieder. Wie in Trance. Und dann bewegte ich mich aus der Tür und schleppte mich bis zur Wohnzimmerwand, zog meine Beine nah an meine Brust, legte meine Arm um meine Knie und vergrub meinen Kopf zusätzlich in meinen Armen. Ich hatte keine Kraft mehr mich auf meinen Beinen zu halten - so sehr erschütterte mich diese Nachricht.

Als sich Liam wenig später vor mir aufbaute und sich schließlich zu mir herunterhockte, war ich zu feige, um seinen Blick zu erwidern.

Er griff mit seinen langen Fingern ganz vorsichtig nach meiner kleinen Hand, und als er bemerkte, dass ich von gefühlt Tonnen von Tränen, die ich vergoss, kaum noch die Kraft dazu hatte mich zu erheben, hob er mich sanft hoch und wie automatisch schlang ich meine dünnen Arme um seinen Hals.

Als er mich auf der Couch der Veranda absetzen wollte, ließ ich nicht von ihm ab, woraufhin er ein bisschen lachte und ich die Vibration auf seiner Brust spürte, die sein Lachen auslöste.

»Hailey.« Nichts als Stille. Nur meine unregelmäßigen Atemzüge waren in der Stille des Abends zuhören.

»Hailey, schau mich an.«

In den Spiegeln seiner Seele blitzte ein kleiner Hoffnungsschimmer auf. Wie ein Feuerholz, das so hell brannte, dass ich das Gefühl bekam, dass es die gesamte Veranda aufhellte. Mir war nicht kalt, aber ich zitterte dennoch. Mir war auch nicht heiß, doch das Blut in meinen Ohren rauschte laut und ich nahm nichts als seine Augen war. Es fühlte sich so an, als hätte ein einziges kleines Streichholz die gesamte Veranda entzündet, während ich still vor mich hinbrannte.

»Ich werde nicht hingehen.«

Verständnislos setzte ich mich schließlich auf, während meine Augen sich zu kleinen Schlitzen verengten.

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