Kapitel 40

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»Oh man, das Wetter sieht gar nicht gut aus«, riss mich Alex aus meiner gewohnten Tagträumerei. Da ich (wie so oft) meine Augen schloss, sobald mich ein Moment wirklich im Herzen berührte, bemerkte ich gar nicht, dass nur noch ein Teil des Himmels in rotorange getaucht war, und unzählige dunkle Wolken wie eine große Wolldecke den Himmel bedeckten. Ich blinzelte ein paar Mal und setzte mich aufrecht in den Sitz hin, nur um festzustellen, dass Alex mit gerunzelter Stirn schon nach einem freien Parkplatz auf dem Unigelände suchte, das mehr als nur überfüllt war.

»Was-wieso ist es hier so voll?«, fragte ich verwirrt, während ich mir an den Kopf fasste und den Kopf schüttelte. »Ich habe dir doch gesagt, dass das Spiel heute verdammt wichtig ist. Weißt du nicht mehr?« Er fuhr sich durch die blonden Haare und verdrehte seine Augen gespielt genervt, weshalb ich ihm einen strafenden Blick zuwarf.

Notiz an mich selbst: Das Spiel ist um einiges ernster, als ich zu Anfang vermutet hatte, wie sich gerade herausstellte. Ich glaube, dass hatte ich nicht so ganz realisiert, obwohl ich das spätestens hätte tun sollen, als Alex von berühmten Coaches aus New York sprach. Nach etlichen Minuten parkten wir Liams Auto auf einem der noch letzten freien Parkplätze hinter dem Uni Gebäude und stiegen zügig heraus.

»Es ist neunzehn Uhr dreiundfünfzig, das Spiel beginnt in wenigen Minuten. June und Ellie haben uns Plätze freigehalten, komm«, sagte Alex, während er sein Handy entsperrte und eine hastige Geste mit der Hand machte, damit ich ihm folgte. »Ja, ist ja gut«, sagte ich, nahm meine Sporttasche vom Rücksitz und schloss die Beifahrertür. »Hier, fang«, sagte er plötzlich und warf mir die Autoschlüssel zu, was mich nur noch mehr verwunderte.

»Ist ja nicht mein Auto«, fügte er mit einem verschmitzten Grinsen zu, woraufhin ich den Mund öffnete, mir jedoch keine Antwort einfiel, die vielleicht weniger Hirnleistung erforderte, damit ich mich nicht komplett über solche Antworten aufregte.

Ist doch auch nicht mein Auto?

Ich schwieg, als ich wir nebeneinander herliefen und den bis zum Brechen vollen Sportplatz begutachteten. Wir staunten nicht schlecht und meine Augen weiteten sich, bis Alex die Stille zwischen uns beiden wieder brach.

»Also ich muss schon sagen, dass die Show, die du in der Sporthalle vor knapp einem Monat abgezogen hast, als du Liam zur Rede gestellt hast...die war echt nicht schlecht. Also echt mutig und selbstbewusst von dir. Er hat sich echt schlecht gefühlt danach, und das hat man nicht nur an seiner Trainingsleistung gesehen. Das war ihm verdammt peinlich und nicht nur, weil das gesamte Team noch zusätzlich davon mitbekam, sondern für den Hintergedanken an sich. Der war echt fix und fertig.«

Alex schaute mich nicht an, sondern nur stets gerade aus, als wir die jubelnden Fans auf einer Art provisorischen Tribüne vor dem Spielfeld ausmachten: Sie trugen Trikots von jeweils beiden Mannschaften, hatten Popcorn, Getränke und anderes Zeugs in der Hand und riefen die Namen der Teams. Es war wirklich zum Verrücktwerden, wie viele Menschen hier waren.

»Und Brooks, nur, damit du es weißt...Baker steht so was von auf dich, also... wirklich.« Das schelmische Grinsen von Alex brachte mich in Verlegenheit und das Schlimme an der Sache war noch, dass er es wusste.

Ich dachte weiter über Alex' Worte nach, die ich mir mit Sicherheit nicht einfach gefallen ließ. Ich schmunzelte erst in mich hinein und schulterte meine Tasche, bis ich mein Kinn leicht anhob: »Na ja, weißt du Alex, die Show, als wir Flaschendrehen gespielt haben, du weißt schon, eure Show, die fand ich sehr viel besser als meine.«
Es war mehr als nur eindeutig, dass ich auf den Kuss zwischen June und Alex an jenem Abend anspielte, als mir Liam von seiner qualvollen Vergangenheit berichtete.

Und damit hatte ich ihn.

Er fasste sich an den Nacken und schaute nervös auf und ab, während ich meine Augenbrauen hob und mir auf die Unterlippe biss.

LAST SUMMERWhere stories live. Discover now