Kapitel 7

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»Da bist du ja endlich, Hailey, wir haben dich überall gesucht«, lallte June leicht und schaute mich aus ihren hellblauen Augen übertrieben fröhlich an -  viel zu viel Alkohol Intus für sie. Sie vertrug Alkohol nicht besonders gut, das wusste sie selbst und ihr war es trotzdem egal.

Hinter ihr stand Louis und ein Kumpel, den ich aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse nicht besonders gut erkennen konnte. Da ich total überrumpelt von der Situation war, kam ich nicht dazu, etwas zu sagen und wurde von June mitgezogen.

Für einen Moment hatte ich die kurze Begegnung mit Liam vergessen - aber da war die Erinnerung auch schon wieder zurückgekehrt. Was war bitte seine verdammte Mission? Hätte ich vielleicht etwas lockerer bleiben sollen? Immerhin war das eine Party und-

Nein Hailey, hör' auf damit. Sein Macho-Getue von vorhin ging dir gehörig auf die Nerven. Überleg dir keine unnötigen Ausreden. Du hast genau richtig reagiert.

Meistens verfluchte ich meine innere Stimme, aber in manchen Situation war sie mehr als nur gut, da sie mir ungemein in solchen Situationen half, um einen kühlen Kopf zu bewahren.
Trotzdem bekam ich das komische Gefühl nicht los, dass da irgendwas dran war. Sein Blick hatte ihn verraten. Er hatte nicht zu seinen gesagten Worten gepasst.

»Du bist an der Reihe«, stupste mir Louis in die Seite und schaute mich mit einem verschmitzten Grinsen an, während er näher an mein Gesicht herankam und mich schief angrinste. So gern ich ihn auch hatte, ich musste wirklich achtgeben, wenn er betrunken war.
Auch Außenstehende entging es nicht, dass Louis sich in diesem Zustand manchmal an mich heranmachte - so blöd das auch klang - ich fühlte mich dadurch schon irgendwie geschmeichelt, auch wenn ich natürlich unter keinen Umständen etwas von ihm wollte. Das würde unsere Freundschaft nur zerstören und dafür hatte ich ihn dann doch wieder eine Spur zu gern.

Er war neben June einer meiner besten Freunde, aber ich würde lügen, wenn ich sagte, dass er nicht gutaussehend war. Liam dagegen war-

»Na, mach schon, Süße«, sprach er erneut auf mich ein und rückte noch weiter zu mir herüber. Ich hörte schon das Flüstern und die Blicke von den anderen auf uns. Louis war auf unserer Schule viel bekannter als June und ich, doch unter Alkohol Einfluss verhielt sich selbst der Abschlussjahrgang ziemlich familiär zu Menschen wie mir, die sie allerhöchstens Mal auf dem Flur unserer Schule begegnet waren und nicht einmal ein Wort miteinander gewechselt hatten.

Wir spielten ein x-beliebiges Kartenspiel, das nicht mal sonderlich spannend war, aber unter Alkoholeinfluss interessierten das niemanden so richtig. Das kehlige Lachen der Schüler drang mir in die Ohren und bescherte mir nur Kopfschmerzen. Das Spiel wurde durch ein paar spannende Offenbarungen aufgewertet, doch trotz dieser Tatsache, hielt sich meine Begeisterung wieder nur in Grenzen.

Irgendwann war mir so langweilig geworden, dass ich ohne ein Wort über meine Lippen zu bringen aufstand. Den meisten fiel es sowieso nicht auf, was mir im Übrigen gleichgültig war – das Desinteresse beruhte schließlich auf Gegenseitigkeit.

Ich fischte meine Tasche und meine Jacke aus dem Raum heraus, in dem June und ich unsere Sachen abgelegt hatten. Es war noch warm, weswegen ich die Jacke nicht anzog und sie um meine Tasche band, die ich daraufhin schulterte. Mir wurde diese blöde Abschlussparty einfach zu viel, ich wollte einfach nur noch verschwinden und zwar tatsächlich ohne June oder Louis Bescheid zu geben – so schlecht gelaunt war ich. Ob das so eine gute Idee war?

Kurz bevor ich meine Entscheidung getroffen hatte und meine Füße den Innenhof schon längst verlassen hatten, kehrte ich doch nochmal um - mein schlechtes Gewissen würde sonst noch lange auf mir sitzen und ich durfte mir das später noch von June anhören, dass ich trotz meiner schlechten Laune verantwortungslos gehandelt hatte.

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