13- Meuchelmörder im Schlafrock

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           Ich kannte den Mann nicht, hatte ihn noch nie zuvor im Palast gesehen. Er trug dunkle Kleidung, die ihn eins mit den Schatten werden ließen und eine winzige, randlose Brille. Instinktiv griff ich das Schwert wieder fester.

Neben mir kam Constantin auf die Füße.
„Ah, der Mann auf den ich gewartet habe. Meine Informanten sagen mir, dass der König und die Königin aus Sezanien nicht zufrieden mit meiner Brautwahl sind." Ohne die Augen von dem Eindringling zu nehmen, nahm er mir das Schwert aus den Händen und schlug mit der flachen Seite den Dolch weg.

Der Attentäter zuckte nicht einmal. Er hatte ein bartloses Gesicht mit merkwürdig hervorstehenden Augen. Oder vielleicht war es das Brillenglas? Gelassen griff er an seinen Gürtel und zog ein zweites Messer hervor.
„Sie schlagen eine Neuwahl vor." Und schneller, als sich jemals ein Mensch in meinem Leben bewegt hatte, packte er den Dolch an seiner Spitze und schleuderte ihn in meine Richtung.

Ich fiel zu Boden bevor ich realisierte, dass Constantin mich aus der Schusslinie geschubst hatte. Das Geräusch reißenden Stoffs begleitete meinen Versuch, den Sturz abzufangen, doch der Saum des Nachthemds hatte andere Pläne. Ich landete irgendwo zwischen dem Schemel meiner Ankleide und dem Serviertisch auf den kalten Steinen. Die Krone, die einen ähnlichen Weg gewählt hatte, schimmerte mich tröstend an.

Was bei allen bekannten Götterformen...?

Den Schmerz in meinen Handballen und Knien realisierte ich weniger als die Tatsache, dass Constantin keine Zeit verschwendet hatte und direkt den gesandten Attentäter angriff. Dieser hatte ebenfalls ein Kurzschwert gezogen und nutzte den gesamten Platz, den mein Zimmer bot, um mit Constantin hin und her zu tanzen.

Die Realität der Situation sickerte langsam auch in meinen Verstand hinein. Der Typ war wegen mir hier. Ein beauftragter Mörder aus einem anderen Zirkel, den ich noch nie betreten hatte und dessen Herrscher ich nicht kannte.
Und wenn Constantin in seinem betrunkenen Zustand jetzt verlieren würde-...

Ich krabbelte auf allen Vieren unter dem Tisch hindurch, bemüht ungesehen näher an die zwei Männer heranzukommen.

Soweit ich das beurteilen konnte, waren sie beide ordentliche Schwertkämpfer mit ihren eigenen Techniken und Finten. Und obwohl Constantin vorhin kaum hatte stehen können, machte er es seinem Gegner nicht einfach. Er hatte allerhöchstens zu viel Spaß, als die Brille seines Gegenspielers ebenfalls durch die Luft segelte.

Mühsam robbte ich unter dem Tisch hervor, hinter den Sichtschutz meiner Umkleide und auf die Tür zu. Das Problem war, dass die Zwei sich direkte davor duellierten und mir die Deckung ausging.
Ein Kerzenleuchter mit gewundenen Füßen war nicht unbedingt eine Hilfe.

Ich gab mir keinen Moment zu zögern. Gerade wollte ich mich aufrichten, um das letzte Stück zu sprinten, da verhedderte sich mein Rock in dem aufwendigen Fuß des Leuchters und riss ihn zu Boden.
Der laute Knall ließ Constantin den Kopf drehen und prompt schlug der Andere ihm das Schwert aus der Hand.

Ich sog scharf die Luft ein.
Mist. Mist. Mist.

Constantin wich dem ersten Hieb aus, der ansonsten seinen linken Arm abgetrennt hätte und warf sich zur Seite. Der Attentäter folgte ihm, das Schwert bereits wieder erhoben.

Constantin versuchte, ihn zu umrunden. Seine eigene Waffe lag hinter dem Mann. Doch sein Gegner ahnte den Plan voraus. Wieder schlug er nach ihm und mein hölzernes Bettgestell splitterte.

Constantin griff sich einen Pfosten, riss ihn aus den Trümmern heraus und blockte damit den nächsten Hieb.

Ich kam auf die Füße. Metall krachte auf Holz und Constantin stöhnte. Er war inzwischen fast bis zu der Rückwand des Raums gedrängt worden.

Das Königreich der Geheimnisse - Band 1Where stories live. Discover now