37- Der Teil mit den Auftragsmördern

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heute

          „Und wo warst du?" Constantin saß nicht mehr in seinem Bett, sondern in einem breiten Sessel, den jemand vor die Fenster geschoben hatte. In seinem Schoß und auf dem Boden lagen mehrere Briefe, die er mit seinem verbundenen Arm sowieso nicht beantworten konnte. „Interessanterweise konnte keiner meiner Soldaten dich über Stunden finden", fügte er ganz beiläufig hinzu.

Ich kickte mit der Ferse die Zimmertür zu und verschränkte die Arme vor der Brust. Sollte er nicht eigentlich für mindestens eine Woche im Bett bleiben?
„Schick nicht deine Spione hinter mir her. Ich habe mich mit Dara Sarei getroffen."

Überrascht hob er den Kopf, sein Missfallen deutlich.
„Dann sollte ich dir vielleicht auch noch ein Kindermädchen hinterhersenden, nur um zu verhindern, dass du nicht wie ein Kleinkind dein Leben riskierst?"

Schnaubend fiel ich ihm gegenüber in den Sessel und ließ meinen Blick aus dem Fenster driften. Für eine ganze Weile waren das hier auch meine Gemächer gewesen, mit einer Aussicht über den gesamten Garten und den See dahinter. Das Vogelgezwitscher begrüßte die Sonne hinter dem Rand unserer Insel.
„Ich erinnere mich an eine Zeit, da hast du mich aufgefordert von einer Klippe zu springen. Du bist nicht gerade meine Ansprechperson, wenn es um Sicherheit geht."

Mir gegenüber schmunzelte Constantin zu sich selbst, als er umständlich nach einem der Briefe am Boden fischte.

„Außerdem", fuhr ich fort, „Weiß ich jetzt, wer mich zurück auf diese Insel geschleppt hat."

Abrupt beendete er seine Bemühungen und kniff die Augen zusammen.
„Dara Sarei hat nicht-... Warum?"

Oh, wenn ich ihm das sagen würde.
Ich legte mir bereits eine passende Lüge zurecht, als mit einem Rumsen die Tür hinter uns aufgeschlagen wurde.

Herein gestürmt kam eine zierliche Gestalt, die ich in all ihrer Wut erst gar nicht als ihre Majestät Königin Akemira erkannt hätte. Die Hände zu Fäusten geballt, stampfte sie zu uns herunter, das Gesicht fleckig rot wie das ihrer Mutter.
„Ich habe dir vertraut du heidnische Schlampe!" Und noch ehe ich von meinem Sessel wieder aufstehen konnte, verpasste sie mir eine schallende Ohrfeige.

Mein Mund fiel auf und meine Hand schoss reflexartig hoch zu meinem Gesicht. Was kreative Beleidigungen anging, konnte sie noch das ein oder andere von ihrem Ehemann lernen.
Mein Blick fiel auf Constantin, der sich halb von seinem Stuhl erhoben hatte, „Was hast du getan?"

„Nichts", abwehrend hob er die Hände, „Ich habe nicht einmal mein Zimmer verlassen oder mein Bett in Brand gesteckt."

Mühsam versuchte ich, von Akemira wegzukommen und nutzte meinen Sessel als eine Art Schild, um sie auf Abstand zu halten. Doch das stoppte nicht ihre giftigen Worte, die sie wie Pfeile in meine Richtung spie. „Du erzählst mir all diese Sachen, wie ich ihn noch kennenlernen werde und tust so, als wärst du meine Freundin und dann küsst du ihn?"

Hatte ich gar nicht!

Also nicht zuletzt.

„Akemira, beruhige dich. Du klingst wie eine entflohene Wachtel aus den Pressel-Mienen", versuchte Constantin, dazwischen zu gehen, doch ein scharfer Schmerz seiner Schulter ließ ihn in der Bewegung innehalten und schließlich zurück auf seinen Sessel sinken.

„Nein, ich beruhige mich nicht! Meine Mutter hat recht gehabt. Sie ist hinter meiner Krone her. Und wisst ihr, was das Schlimmste ist: Ich habe dir vertraut!" Mit überraschender Kraft rammte sie den Sessel in meine Richtung und hätte mich fast mit dem Möbelstück durch das Fenster geschoben. „Ich kann nicht glauben, wie dumm ich war."

Das Königreich der Geheimnisse - Band 1Where stories live. Discover now