30- Im Territorium der Gärtner

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➴♚➶

heute

            „Und woher soll sie wissen, dass Ihr sie liebt?"
Lady Vanna hatte einige Fehler. Von ihrer starrsinnigen Annahme, dass ich die ‚Tomaten-Attacke' auf ihre Tochter geplant hätte, bis hin zu ihrer zweifelhaften Wahl in Mode. Aber trotzdem konnte man ihr eine gewisse Aura an Würde nicht absprechen.

Bis jetzt.

Es war tatsächlich noch kälter, als die Tage zuvor und die ersten Gerüchte über Schnee in Hamir kursierten in den Hallen des Palasts. Hamir war nah genug an uns dran. Vielleicht würde De uns ja mit einem Wunder segnen und wieder in die guten Geister des Primus bringen?

Ich saß mit Senator Langh im Garten und führte ein erstaunlich ziviles Gespräch mit dem älteren Mann. Die Jahre hatten seinen Rücken weiter nach vorne gekrümmt, bis er einen Kopf auf seine ursprüngliche Höhe verloren hatte. Das machte er durch eine umso größere Nase und riesige Ohren wieder wett, die leider kein Haar mehr hatten, das sie hätte verdecken können. Er war sicherlich schon länger im Palast als Constantins Urahnen und bewegte sich inzwischen mit entsprechender Geschwindigkeit, weshalb er die meisten Senatorensitzungen verpasste, weil sein Zimmer zu weit vom Ratssaal entfernt lag.
Das und seine merkliche Schwerhörigkeit ließen mich vermuten, dass er einfach noch nicht mitbekommen hatte, dass ich eine geächtete Ke-enin war. Zumindest sprach er das Thema kein einziges Mal an und lullte mich so in ein falsches Gefühl der Sicherheit, als aus heiterem Himmel eben genannter Satz uns um die Ohren gehauen wurde.

Oder eher mir. Er hörte ja nichts.

„Woher? Hm? Woher?"

Ich setzte meine Teetasse ab und legte den Kopf schief, doch ich hätte mich überhaupt nicht anstrengen müssen. Obwohl ich keinen der beiden sah, sprach Constantin laut genug, dass selbst Senator Langh die Brauen runzelte.
„Ich habe sie geheiratet, oder? Sie hat Unterhaltung, Reichtum und Gesellschaft so viel sie will. Andere Königinnen sind froh, wenn ihr Ehemann noch andere Beschäftigungen hat."

Nacheinander kamen sie hinter einer mannshohen Hecke hervor. Erst Constantin, der aussah, als wolle er jemanden umbringen, dicht gefolgt von Lady Vanna, die die Hände wrang und einer Gruppe kichernder Hofdamen. Oder eher Hof-mädchen ihrem Alter nach.

Sie waren so in ihre... Konversation(?) verwickelt, dass sie mich und Senator Langh nicht einmal bemerkten. Zusammen mit dem kleinen weißen Tisch, den Stühlen und den zwei Laufburschen, die uns den Tee servierten. Auch ihre Augen folgten neugierig der merkwürdigen Prozession.

„Ihr müsst ihr Zuwendung zeigen, Eure Majestät! Kleinigkeiten, wirklich. Blumen, Schmuck... Eure Zeit", zählte Lady Vanna an ihren Fingern ab, während sie verzweifelt versuchte mit dem Monarchen Schritt zu halten, „Ihr dürft sie nicht für selbstverständlich halten!"

„Oder selbstständig. De bewahre uns vor der Selbstständigkeit der Frauen", brummte Constantin zu sich selbst, stellte für den kürzesten Moment Blickkontakt zu mir her und wandte sich weiterzugehen.

Ich erhob mich von ganz alleine von meinem Stuhl und schloss mich der Prozession an, sehr zur Verwirrung des armen Senators, der nicht wirklich bemerkte, was um ihn herum geschah. Vielleicht wusste er auch noch nicht, dass ich offiziell nicht mehr die Königin war. Manchmal würde ich gerne in seiner Welt leben.

Die Angestellten im Garten ignorierten mich zu Gunsten ihrer Neugierde, was der König und die Mutter der Königin zu streiten hatten.

„Sie wird noch den Eindruck bekommen, Ihr hättet sie nur geheiratet, um dem Druck Eures Senats zu entgehen! Könnt Ihr Euch nicht vorstellen, wie sich das arme Ding fühlen muss? Vor allem jetzt, wo diese Kriminelle wieder hier ist!"

Das Königreich der Geheimnisse - Band 1Where stories live. Discover now