39- Es hätte so schön sein können.

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          Über die folgenden Tage gewöhnte ich mich an das rege Treiben in unserem Haus. War es sonst vielleicht schwierig sich ungesehen in die Küche zu schleichen, um sich mit der Köchin persönlich zu beraten, war es jetzt vollkommen unmöglich. Wir hatten sogar Diener von außerhalb anheuern müssen, um der schieren Größe der Festlichkeiten gerecht zu werden.

Aber der Blinde Ball kam und ging dank Caridad ereignislos vorbei und irgendwann stand uns auch schon das letzte gemeinsame Abendessen bevor.
Constantin und König Phitos berieten darüber, ob Kian vielleicht im Winter über einige Monate zu uns kommen sollte, um hier im Schwertkampf trainiert zu werden, und ich erweiterte diese Einladung aus vollem Herzen für die gesamte Familie.

Wo Lady Elira lebhaft und herzlich war, hielt sich ihr Mann höflich zurück. Er wachte über seine jüngere Frau meist aus der Ferne, wie der wohlwollende Hüter eines Kleinods. Und obwohl es ihm natürlich nicht möglich war seinen eigenen Zirkel über mehrere Monate zu verlassen, schlug er unsere Einladung doch nicht sofort aus.

„Wenn du möchtest, kann ich auch um eine Einladung nach Sezanien bitten", flüsterte Constantin mir zu, während wir geduldig am Kopfende der Tafel darauf warteten, dass alle Gäste eintrafen und Platz nahmen. „Wahrscheinlich wirst du dir den ein oder anderen Finger abfrieren, aber mit ein bisschen Glück können wir ein Partner-Ding daraus machen." Vielsagend wackelte er einmal mit den vier Fingern seiner linken Hand.

Oh, hoffentlich nicht. Auch wenn die Vorstellung Clevem zu verlassen, meinen Puls rapide beschleunigte.

Caridad lehnte sich an mir vorbei, seine Gesten an Constantin gewandt, während einer der Diener mir (wie immer) ein neues Glas brachte.
Mich hast du nie in die anderen Zirkel mitgenommen, wenn es nicht ums Arbeiten ging.'

Constantin blieb trotz meines Kicherns ungerührt. Er saß entspannt auf seinem Thron, die Beine unter dem Tisch ausgestreckt.
„Dich habe ich auch nicht geheiratet, oder?"

Ich lachte noch mehr und sein Bruder zog eine Grimasse. Dann endlich setzte sich auch der letzte Gast und es war Zeit den Reisesegen für den morgigen Aufbruch zu sprechen. Constantin erhob sich, das Glas bereits in den Händen und jeder im Saal tat es ihm gleich.

„Es war mir eine Ehre euch alle-..." Er wurde unterbrochen, als Kian eine Hand in die Luft reckte. Er musste sich über den ganzen Tisch strecken, damit man ihn sah, aber das hielt ihn von nichts auf. Als er sich sicher war, dass er Constantins Aufmerksamkeit hatte, überschlug er sich beinahe in seinem Versuch die Zeichen möglichst schnell zu formen.
Darf ich den Gruß sagen?'

Neben mir unterdrückte Caridad ein tiefes Lachen, als Constantin den Jungen nach vorne bat, sehr zu der Verwirrung seiner anderen Gäste. Sie tuschelten untereinander, doch davon hörte Kian nichts, als er stolz über die Bank stieg und nach vorne stürzte.

Mit zeremonieller Wichtigkeit nahm er Constantin den Becher ab und reckte ihn mit einer Hand in die Höhe, während er mit der anderen sorgfältig jedes Wort in die Luft zeichnete. Es dauerte etwas länger, als es vermutlich bei Constantin gedauert hätte, aber niemand im Raum hätte ihm diesem Moment nehmen können.

Ganz vorsichtig lehnte ich mich zu ihm hinüber und flüsterte:
„Ich glaube, ich will Kinder."

Constantin verschluckte sich an wer-weiß-was und begann laut zu husten, was wiederum Caridad zum Lachen brachte, der deutlich bessere Ohren hatte, als ihm guttat. Mitfühlend klopfte ich meinem Mann auf den Rücken, der bereits eine ungesunde Farbe annahm, während Kian ungestört zu den Gästen seinen Tost aussprach.

Das Königreich der Geheimnisse - Band 1Where stories live. Discover now