Kapitel 12: wie dein Vater.

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»Mrs. Black. Wir wurden über den Zustand ihres Bruders informiert und möchten ihnen unsere Unterstützung anbieten. Wir wissen, dass sie alleine bei ihrem Bruder wohnen und es keine Option ist, sie zu ihrem Vater zu schicken. Gibt es denn eine Möglichkeit, dass sie nicht alleine zu Hause sind? Können sie irgendwelche anderweitigen Verwandten fragen, ob sie für diese Zeit bei ihnen wohnen und auf sie aufpassen können?«, kaum war ich im Rektorat angelangt, begann er bereits zu reden. Direktor Brads war ein netter Mann, soviel konnte ich bereits sagen.
Die Brille und der sportliche Körper ließen ihn wahrscheinlich jünger wirken als er wirklich war.

Er musterte mich durch die großen braunen Augen.

»Ich glaube nicht, dass ein Verwandter für mich sorgen könne. Die wohnen alle ziemlich weit weg.«, gab ich nach kurzem überlegen zurück.

»Das habe ich mir schon fast gedacht.«, murmelte er und kraulte sich seinen Bart.
»Möglicherweise reicht es auch, wenn eine Person über 18 bei Ihnen einzieht. Falls das nicht klappt müssen wir das Jugendamt informieren. Unsere Sekretärin recherchiert bereits, welche Unterkünfte zur Wahl stehen.«, mitleidig sah er mich an.

Ich wollte keinesfalls in eine Wohnunterkunft, aber wer würde denn freiwillig bei mir einziehen? Um Babyzusitten?!
Ich wusste nicht so recht ob es Direktor Brads wirklich um mein Wohlergehen ging, oder er Angst um das Ansehen unserer Schule hatte, falls die Story publik wird. Und das wird sie ganz sicher.
Das neue Mädchen der Eastwood High, wohnt nach nur zwei Tagen alleine, da ihr Bruder angeschossen wurde und die Schule hat nichts unternommen..

»Ich werde mich darum kümmern.«, mit einem Nicken quittierte er mir, dass ich gehen konnte.

Wie sollte ich denn auf die Schnelle jemanden finden, der bei mir einzieht?

Nina, Alicia und alle anderen, die ich kannte und die mit mir redeten, waren unter 18.

Wie alt war Max?

Schnell tippte ich die Nachricht, dass wir uns in der Pause vor der Schule treffen, in mein Handy ein und sendete sie.

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»Du wolltest mich sprechen?«, schnell fuhr ich herum und sah Max auf mich zukommen.

»Wie alt bist du eigentlich?«, stellte ich die Gegenfrage.

»Ich bin herkommen, um mit dir Smalltalk zu führen? Sorry Süße, aber ich hab weitaus wichtigeres zu tun.«

»Du sagtest ich bin die Nummer 2. Was meinst du damit? Hat das irgendwas mit der Situation meines Bruders zu tun?«, diese Frage wollte ich eigentlich nicht stellen, aber anhand der Reaktion von ihm, hatte ich wohl ins Schwarze getroffen.

»Halt den Mund.«, zischte er und sah sich schnell um, ehe er mich wütend anfunkelte.

»Hier ist niemand.«, sagte ich ruhig und blickte ihm in.die dunkel blauen Augen.

Er lachte auf, »Sie sind überall oder hast du den Schützen, der deinen Bruder angeschossen hat etwa gesehen?«, fuhr er mich an.

Autsch.

»Hast du etwas von ihm gehört?«, fragte ich mit trauriger Stimme und blickte zu Boden.

»Seine Verletzungen waren wohl schlimmer als angenommen. So sagen es zumindest die Ärzte. Er wird wohl so schnell nicht wieder aufwachen.«, sagte er mit fester Stimme.

»Oh okay.. mir hat niemand bescheid gegeben.«

»Ja, wir wollten nicht, dass du es von jemand fremden erfährst.«, sagte er und blickte mir tief in die Augen ehe er leicht lächelte. Seine Hand legte er sanft auf meine Wange und streichelte mit dem Daumen darüber.

Wann war er mir so nahe gekommen?

Ich linste zu seiner Hand an der Wange, ehe ich ihm wieder in die Augen blickte. Er hatte wunderschöne Augen, doch ich konnte seinen intensiven Blick nicht deuten.

Eine Bewegung hinter Max ließ mich wieder in die Realität zurückkommen.
»Wer ist wir?«, fragte ich und sah in die Ferne.

Gerade als er antworten wollte, wahrscheinlich wieder mit einer Ausrede, klingelte die Schulglocke und die 10 Minutenpause war vorbei.

»Wir sollten rein gehen.«, kam es monoton von ihm.

Aufgebracht rief ich ein »Sag mir was los ist Maxwell. Oder ich schwöre dir...«

»Du schwörst was?! Wann kapierst du endlich, dass dir niemand etwas sagen wird hm? Wann kapierst du, dass wir dich damit beschützen? Wann kapierst du, dass das nichts für kleine pinke Prinzessinnen ist? Tu mir und allen anderen den Gefallen und hör auf Möchtegern Dedektivin zu spielen, das bringt uns nur Tote und kann niemand gebrauchen. Wenn es nach mir ginge, wärst du schon längst wieder bei deinem Vater. Ihr passt perfekt zueinander.«

Ohne auf eine Reaktion meinerseits zu warten lief er zurück in Richtung Eingang.
Fassungslos blickte ich ihm hinterher. Wütend stapfte er zum Eingang.
Zu dem Eingang, an dem Leonardo und ein paar seiner Freunde -kann man das Freunde nennen?- standen.
Er lehnte dabei sexy an der Wand und verschränkte die Arme vor der Brust.

Leonardo und Max duellieren sich mit einem Blickduell, nach dem Motto 'wer freundlich schaut verliert'. Keine Sekunde später war Max auch schon verschwunden.

Und ich? Was tat ich?
Ich stand dumm in der Gegend herum und konnte nicht fassen, was Max mir gerade gesagt hatte.
Er hatte weder das Recht noch irgendetwas anderes mich mit meinem Erzeuger zu vergleichen.
Was wusste er über ihn? Wusste er wie er uns behandelt hat? Wohl kaum, wenn er mich mit ihm verglich.

»Katherine.«
Langsam sah ich zu meinem linken Arm, an dem ich eine Berührung spürte. Mein Blick glitt über den fremden Arm, über eine trainierte Brust, bis hin zu einem wunderschönen Gesicht. Leonardo's wunderschönem Gesicht, welches mich besorgt musterte.

»Katherine ist bei dir alles in Ordnung?«, fragte er nun mit Nachdruck.

Kurz schloss ich meine Augen, als ich sie wieder öffnete blickte ich in die hinreißenden eisblauen Augen.
Ich konnte nicht lügen. Seine Augen strahlten so viel Ehrlichkeit aus, dass ich einfach nicht lügen konnte. Ich musste diesen intensiven Augen ausweichen und sah weg.

»Nein. Nichts ist gut.«
Hätte ich doch mal besser gelogen.

»Wie wärs, wenn ich dich nach der Schule nach Hause fahre?«, er legte zwei Finger unter mein Kinn, ehe er es leicht nach oben drückte. Nach ein paar Sekunden nickte ich leicht.
»Komm wie gehen rein. Wir wollen ja nicht, dass du an deinem 3. Schultag schon nachsitzen musst.«, als er lächelte kamen seine Grübchen zum Vorschein.
Sanft legte er seinen Arm um meine Taille und schob mich förmlich ins Gebäude. Die Gänge waren menschenleer. Die Spinde, die links und rechts standen, waren das einzigs Farbenfrohe an unserer Schule. Die Wände waren Kahl und weiß, der Boden bestand aus langweiligen Fliesen und die Decke war schlicht weiß. Doch die Spinde besaßen ein sehr schönes Marineblau, die einige Schüler personifiziert hatten.

An meinem Kursraum angekommen hatte Leonardo wieder die kalte Maske aufgesetzt, murmelte ein »ich warte an meinem Auto auf dich.« und ging.

Danke für die 200 reads! :D

Ich würde mich sehr über Rückmeldungen freuen, wie ihr die Story bis jetzt findet oder was ich verändern bzw. besser machen könnte.

Badboy's SisterWhere stories live. Discover now