Kapitel 25: Kochlöffel

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Ich weiß nicht wie lange ich da saß und die Worte meines Bruders immer und immerwieder wiederholte.

Und auch jetzt, einen Tag später wusste ich nicht was ich mit mir anfangen sollte. Ich hatte in der Nacht kein Auge zu getan und fühlte mich innerlich tot.
Die Unwissenheit, dass ich nicht wusste was an jenem Abend geschehen ist fraß mich auf. Die Information, dass mir vorraussichtlich K.O. Tropfen verabreicht wurden, schaufelte bereits mein Grab.

Ich habe oft in den Nachrichten gehört, wie Mädels davon berichtet haben. Wie schlimm es ihnen mit dieser Ungewissheit ging und ich habe mir immer gedacht 'so schlimm wird es doch nicht sein'.

Wie falsch ich doch lag.

Nicht zu wissen, was man selbst gemacht hat.
Nicht zu wissen, wozu man sich überreden lassen hat.
Nicht zu wissen, was man über sich ergehen lasse musste.
Und nicht zu wissen, was alles mit einem angestellt wurde, zerfrisst einen.

Dieses Gefühl kann man nicht mal im Ansatz damit vergleichen, wie wenn man auf eine Note wartet.

Und nun sitze ich im Auto meines Bruders und starrte aus dem Fenster. Unser Verhältnis ist noch immer ziemlich umstritten. Wir streiten zwar nicht, aber wirklich viel reden tun wir auch nicht.

Der letzte Funken Hoffnung auf einen liebevollen Bruder, wurde mir komplett genommen. Es ist als Leben wir aneinander vorbei. Jeder hat sein Leben mit seinen Problemen, niemand redet über das jeweilige Leben und keiner fragt.

So lebt mein Bruder schon lange, doch für mich ist dieses Leben neu. Und verdammt komisch.
Mein Leben ist verdammt schwer geworden.

Als Kind war alles so einfach. Da bestanden meine Probleme darin, dass Kyle und Rose zwei Spiegeleier bekamen und ich, da ich kleiner war nur eins. Diese Probleme wünsche ich mir zurück.

Liebend gerne würde ich die Zeit zurück drehen als alles noch gut war....

»Mommy, Kyle hat mir meine Schleife weggenommen.«, ertönte die zaghafte Stimme meiner großen Schwester und saß sich neben mich aufs Sofa.

Wie aufs Stichwort lief Kyle die ersten Stufe der Treppe hinunter.

Unsere Mami kam mit schnellen Schritten ins Wohnzimmer. In der einen Handy die Kochschüssel und in der anderen den Kochlöffel. Auf ihrer Schürze sah es aus, als hätte es eine Mehlschlacht ohne uns gegeben. Als sie uns erblickte, wechselte ihr gestresste Gesichtsausdruck. Mit einem fürsorglichen Blick sah sie zuerst Rose und dann mich an und stellte die Kochschüssel auf dem kleinen Wohnzimmertisch ab.

Mit einem kurzen Blick sah sie Kyle auf der Treppe und lächelte ihn an.

»Kyle, komm doch mal zu Mami runter.«, sprach sie so sanft wie immer.

Kyle konnte unserer Mami noch nie widerstehen und tappte mit langsamen Schritten die restlichen Stufen herunter.

»Hast du deiner Schwester die Schleife weggenommen?«, fragte sie und sah ihm in die Augen.

Leicht nickte er und sah weg.

»Ach Kyli. Wie würdest du dich denn fühlen, wenn Rose dir dein Armband wegnehmen würde?«

Kyle überlegt eine ganze Weile, dann sah er zu Mami und danach zu Rose.

»Tut mir leid«, murmelte er und rannte die Treppe hoch. Kurze Zeit später trottete er bereits wieder herunter und gab Rose vorsichtig ihre Schleife zurück.

»Sie hat so eine schöne Farbe.«, platze es aus meinem fast 6 Jährigen ich heraus und betrachtete das schöne Marineblau.

»Willst du sie mal haben?«, fragte Rose und sah mich aus ihren funkelten Augen an.
Langsam nickte ich und Rose reichte mir ihr Schleifenarmband.

Sie und Kyle hatten ihre Armbänder zu ihrer Geburt von unseren Großeltern Väterlicherseits bekommen. Als Versprechen für ihre gesicherte Zukunft. Mein Vater ist Geschäftsführer einer großen Firma, wie es die Tradition so möchte übernehmen beide Zwillingskinder die Firma. Daher, dass Rose ein Mädchen und kein Junge ist, bekam sie eine Schleife auf ihr Armband.

Langsam streifte ich es mir über mein kleines Handgelenk und fuhr zaghaft mit dein Daumen drüber. Es war wunderschön. Genauso wunderschön wie Mami und Rose.

Ein klacken ertönte und Mami fuhr herum. Unser Vater kam nach Hause und war mitten in ein Gespräch vertieft. Als er gerade seine Gäste ins Haus bitt' hob er den Blick und sah unsere Mami. In einem Schürz, der von oben bis unten besudelt war. Sofort verdunkelte sich sein Blick und er eilte mit schnellen Schritten zu unserer Mama.

»Was hast du da an?«, zischte er ihr zu.

Jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht, als sich ihre Blicke trafen.

»Es tut mir unfassbar leid. Ich habe total vergessen, dass du heute deine Geschäftspartner mit zu uns nimmst.«, nahm sie die Schuld auf sich, obwohl wir sie bestimmt 100x gestört haben.

»War ja wieder klar, dass ihr Frauen nichts auf die Reihe bekommt.«, spuckte er die Worte nur vor sich hin.

Seine Geschäftspartner standen im Flur und ließen ihren Blick über Mamas Figur gleiten, als sie langsam den Schürz abnahm und zur Seite legte.

Vaters Blick wanderte langsam zu uns. Sein Blick blieb genau an mir hängen, wohl eher an Rose's Armband. Kaum sah er es, verdunkelte sich sein Blick und er kam ein Schritt auf mich zu.

»Wieso trägt sie das Armband?«, kam es zornig von ihm.

Schockiert über das was Vater wohl tun könnte stürzte sich Mami ihm in den Weg und versuchte ihn festzuhalten.

»Rose hat es ihr nur kurz geliehen«, stammelte sie.

»Du bist auch wirklich für alles zu unnütz.«, knurrte er.

Plötzlich ging alles so verdammt schnell. Vater hob seine Hand und schlug ihr direkt ins Gesicht. Als sie einige Schritte zurück taumelte und stürzte auf den schmalen Wohnzimmertisch. Kyle wollte ihr helfen und stößte dabei ausversehen die Kochschüssel um. Ein riesen Fleck breitete sich auf dem alten gewebten Teppich aus. Als Vater einen Satz auf Kyle zubrachte schnappte dieser uns und zusammen rannten wir in Kyles Zimmer und schlossen die Tür.

Naja an bessere Zeiten erinnere ich mich nicht wirklich. Danach wurde alles nur noch schlimmer.

Mit einem Ping schreckte ich aus meiner Starre hoch und sah perplex um mich. Kyle fuhr gerade auf den Parkplatz und mein Handy vibrierte und klingelte erneut.
Zwei Nachrichten einer unbekannten Nummer.

Wɪʀ ᴍᴜ̈ssᴇɴ ʀᴇᴅᴇɴ.

Aᴍ Bᴇsᴛᴇɴ ᴊᴇᴛᴢᴛ.﹣L

Als ich von meinem Handy aufblickte sah ich wie eisblauen Augen zu mir herüber sahen und locker das Handy in der Tasche verschwinden ließ.

Ein eiskalter Schauer lief meinen Rücken hinunter und meine Armhaare stellten sich unangenehm auf.

Leichte Panik breitete sich in meinem Körper aus. Das letzte an das ich mich an jenem Abend erinnere ist Leonardo. Plötzlich machte es in meinem Kopf klick.
Mit einem Schock überkam mich die Erkenntnis.
Er war der einzige, der nah genug an meinem Getränk war.

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel :)

Falls es wenig Sinn ergibt tut es mir wirklich leid aber ich habe morgen meine Praktische Führerscheinprüfung und bin schrecklich nervös.... wünscht mir Glück haha...

Badboy's SisterOnde histórias criam vida. Descubra agora