Kapitel 27: wer bist du Jake Brien?

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Um Punkt 16 Uhr verließ ich zusammen mit Jake das Schulgebäude. Spätestens jetzt sollte mir auffallen wie attraktiv er eigentlich ist. Fast jedes, wenn nicht sogar jedes Mädchen, drehte sich zu ihm um und sahen mich „neidisch" an.

Wenn ich für jedes Gerücht, das über mich kursiert, ein Bier zahlen müsste, wäre ich längst arm. Ich bin Spitzenreiter Nummer 1 auf der Gerüchteliste und nach meinem jetzigen Auftritt mit Jake wird sich das nicht so schnell ändern.

»Entspann dich, die sind nur neidisch.«, flüsterte Jake mir zu und grinste.

Klar, er liebte natürlich die Aufmerksamkeit, ich hingegen könnte gerne darauf verzichten. Auf meiner alten Schule war ich ein Niemand und das war gut so. Ich war froh, wenn die Lehrer meinen Nachnamen zusammengebracht haben. Für andere Leute war es besser, nichts mit mir zu tun zu haben.
Ich war wie der Schatten. Niemand kannte mich wirklich, niemand außer meine beste Freundin.
Die dann weggezogen ist und wir nach kurzer Zeit den Kontakt verloren haben. Ihr Name war Jane. Aber das ist eine andere Geschichte.
Sachte schüttelte ich meinen Kopf um wieder im hier und jetzt zu sein.

»Wieso sollten sie neidisch auf mich sein? Ich bin ja mit dir unterwegs.«, witzelte ich und sah zu ihm herüber. Seine funkelnden Augen sahen tief in meine.

»Nicht so frech Babygirl.«

»pscht.«, sachte boxte ich ihm in die Seite. Kaum hatte er mich „Babygirl" genannt, begannen die Leute um uns herum zu tuscheln.

Großartig.

Jake sah sich belustigt um. »Was ist denn los? Babygirl.«

»Lass das und nenne mich nicht so, verstanden.«, sagte ich etwas lauter als gedacht und hob bedrohlich den Finger.

Lachend hob er abwehrend die Hand. »Okey okey. Gleich so bedrohlich. Pass auf, nicht dass die anderen noch denken, dass du mich gleich anspringst.«, gab er von sich und zwinkerte mir zu.

Schnell sah ich mich um und zerrte Jake an seinem Arm nach draußen.
Auf dem Pausenhof angelangt bereute ich es sofort.

Ein eisblaues Augenpaar durchbohrte erst mich, dann Jake und dann die Stelle, an der ich Jake aus der Schule gezogen hat. Blitzschnell ließ ich seinen Arm los und blieb abrupt stehen.

Jake sah kurz zu mir und folgte meinem Blick, ehe er bei Leonardo stehen blieb. Kaum merklich, spannte er sich an.

»Dein Ex?«

Schnell schüttelte ich meinen Kopf.
Wie konnte man Leonardo betiteln? Als Arschloch? Freund? Wohl kaum als fester Freund. Als Bekannten? Als jemand, der mir womöglich K.O. Tropfen ins Glas getan hat? Ich wusste es nicht.

»Ich verstehe. Ehe so eine „es ist kompliziert" Nummer?«

Als ich nicht antwortete, da ich immer noch in Leonardo's Augen sah, lockerte sich Jake's Haltung, während sich Leonardo noch mehr versteifte.
Erst kurze Zeit später realisierte ich, dass Jake seinen Arm sachte um meine Schulter lag.
Überfordert wie ich war, tat ich nichts. Überragend.

Langsam beugte er sich zu mir herunter.
»Mach dich locker, wir gehen jetzt irgendwohin, wo du dich entspannen kannst und nicht an den Trottel da drüben denken musst. Und wenn du drüber reden möchtest, höre ich dir zu. Kaum zu glauben aber ich kann das.«, flüsterte er mir grinsend ins Ohr.
Ich musste leise lachen und nickte ihm leicht zu.
»Na geht doch.«, sagte er, zog mich sachte an sich heran und ging mit mir in Richtung Parkplätze.
Und obwohl ich ihn eigentlich kaum kannte, fühlte ich mich bei ihm wohl und nahm sogar die Tatsache in Betracht, ihm von der Partynacht zu erzählen. Ob das so eine gute Idee wäre, wusste ich nicht. Aber das hier ist womöglich auch keine gute Idee und ich fühle mich wohl. Also wieso nicht, oder?

»Katherine. Können wir reden?«, riss mich eine allzu vertraute Stimme aus den Gedanken.
»Es ist wichtig.«

Langsam drehte ich mich um und sah in Leonardos Augen. Niemals hätte ich gedacht, dass er zu mir kommen würde, nachdem er nun was weiß ich über Jake und mich dachte.

»Ich kann jetzt nicht Leonardo. Tut mir leid.«, mit diesen Worten hatte ich gehofft unser unangenehmes Gespräch zu beenden, doch dies war natürlich nicht so.

»Ist er dein Freund?«, platze es plötzlich aus ihm heraus.

Verdutzt sah ich ihn an.

»Und wenn es so wäre, hätte es dich nicht zu interessieren O'Brien.«, mischte sich nun Jake ein. Nun sah ich verdutzt zu Jake. Kannten sich die beiden?

»Dann hat es dich vielleicht zu interessieren, dass deine Freundin ein kleines Flittchen ist.«, schrie er schon fast, drehte sich um und stapfte aufgebracht davon.

Autsch.
Das Tat weh.
Aber wieso führt es sich so auf?
Ich sollte mit ihm reden.
Nein.
Ich sollte den Tag genießen.
Genau.
Mit Jake.

Jake sah mich sanft an. »Ist alles okey?«
Ich nickte bloß. Sachte strich er meinen Arm entlang.
Ich holte tief Luft. »Es ist wirklich alles gut. Keine Zeit für schlechte Gedanken, negative Energie. Wir werden den Tag zum Besten aller Zeiten machen!«, sagte ich entschlossen und bewegte mich weiter Richtung Parkplatz.

Nach einigen Metern, in denen Jake mir nicht folgte, blieb ich stehen und drehte mich um. Jake sah mich verdutzt an, als würde er die Welt nicht mehr verstehen.

Lachend sah ich ihn an. »Na komm. Worauf wartest du? Das Wetter wird nicht noch schöner, außer du willst von der Hitze eingehen.«
Ich hatte heute morgen einen Entschluss gefasst. Und egal ob ich den Tag mit meinen Freunden oder mit Jake verbringe, dort ist kein Platz für negative Gedanken. Die Situation gerade hat mir erneut gezeigt, dass Leonardo in meinen Gedanken, meinen Gefühlen und vielleicht sogar in meinem Herzen absolut nichts zu suchen hat. Ich werden den Tag heute genießen und Punkt.

Nachdem mich Jake einige Sekunden skeptisch beäugt hat, begann er sich endlich in meine Richtung zu bewegen.

»Na geht doch.«, rief ich ihm grinsend zu.
Kaum waren wir einige Meter gelaufen, fiel mir etwas ein, woran ich schon viel früher hätte denken sollen.

»Äh besitzt du einen Auto Führerschein? Ich nämlich nicht.«, gab ich leise von mir.

Jake lachte leise neben mir. »Ich bin mit meinem Motorrad da, wenn es dich also nicht stört, dich an mich zu klammern können wir los.«, gab er grinsend zurück.

Nach dem Wort „Motorrad" habe ich nicht mehr zugehört. Ich liebe Motorräder. Mein eigenes hatte ich selbst viel zu lange nicht mehr bewegt.

An seinem Motorrad angelangt, streckte er mir einen kleinen schwarzen Helm entgegen, während er selbst einen größeren anzog.
»Ach du hast einen Helm dabei? Was für ein Zufall.«, rief ich ihm spöttisch zu.
»Wieso sagt mir mein Gefühl, dass da schon mehr Mädelsköpfe drinnen waren, als ich Schuhe daheim habe? Jeden Schuh einzelne,wohlgemerkt.«, grinste ich ihm entgegen.

Er jedoch zuckte nur mit seinen Schultern und schwang sich elegant auf sein schwarzes Motorrad.

Abwartend sah er mich an.

Wird schon schiefgehen. Also zog ich mir den Helm über den Kopf, schnallte ihn fest und nahm hinter Jake Platz. Etwas unsicher rutschte ihn auf meinem engen Platz hin und her bis Jake die Initiative ergriff und mich näher an seinen Rücken zog. Langsam schlang ich meine Arme um seinen Bauch und schloss somit die Lücke zwischen Jake und mir.

Mit einem zufriedenen schnauben startete er den Motor.
Augen zu und durch, würde ich mal sagen.

Wie findet ihr das Kapitel?
Habt ihr Verbesserungsvorschläge? Irgendwelche Kritik?

Merkt man, dass es mir wieder unfassbar Spaß macht zu schreiben?😅

Ich wünsche euch einen schönen Abend! :)

Badboy's SisterWhere stories live. Discover now