11 | Herzallerliebster Stiefvater

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Rowen

»Was soll ich diesmal deiner Mutter sagen?«, grinste James und lehnte sich amüsant zurück in seinen großen Sessel, beobachtete jeder meiner Bewegungen. Schon wieder hatte er mal was in seiner Hand, womit er mich bestechen konnte.

Meine Mum würde jetzt bestreiten »Nein, James tut nicht sowas«, aber James war wie ein Fuchs. Er bestach mich mit meinen Fehlern und ich musste die Scheiße aushändigen. Einmal hatte ich mit sechzehn ein Mädchen abgeschleppt und sie in meinem Zimmer entjungfert. Mein herzallerliebster Stiefvater hatte davon Wind bekommen und erinnerte mich zu gerne an die Situation.

Caitlyn, oder wie das Mädchen hieß, ging ins Badezimmer, um ihre ursprünglichen Kleider anzuziehen und James stand am Ende des Flures. Er hatte mir sein freches Grinsen zur Show gestellt und kurz den Kopf geschüttelt, dennoch seinen Daumen hoch gehoben und war wieder im Schlafzimmer verschwunden.

Seitdem veräppelt er mich und fragt jedes Mal, wenn ich nach einer Party komme: »Wieder ein Rohr verlegt?« James Morrison war ein Mistkerl, der meine Mum heiraten wollte.

Auch wenn am Anfang die Akzeptanz in mir nicht vorhanden war, konnte ich nach langer Zeit ihn als Stiefvater akzeptieren. Nur als Stiefvater! Denn mein echter Vater und ich hatten eine enge Bindung zueinander, die ich nicht in die Tonne werfen wollte. Mein Dad, Dr. Hunter Allen, arbeitete in einem Krankenhaus und war immer noch Single wie zuvor. Aber ich glaube ehrlich, dass er irgendwas mit den Krankenschwestern macht. Vielleicht spielten sie eine Runde Doktorspiele?

Aber kommen wir nun zurück zum Gespräch mit meinem Direktor, auch gleichzeitig mit meinem Stiefvater.

»Die Wahrheit, wie immer.«, zuckte ich lediglich mit meinen Schultern und lehnte mich genauso zurück. Die Situation war nichts neues. James nahm alles auf die leichte Schulter und fand es jedes Mal so lustig, dass ich in ein Büro gezwungen war zu kommen.

»Dann musst du weitere zwei Monate in Kauf nehmen um mit den Hund Gassi zu gehen. Das weißt du, oder?«, sein provozierendes Grinsen erfüllte seinen Sinn und Zweck. Ich ließ mich von ihm provozieren, auch wenn ich mich dagegen wehrte.

»Was möchtest du?«, rollte ich genervt mit meinen Augen.

»Ich möchte, dass du dich endlich mit Reed verstehst. Geh mit ihm dieses Wochenende ins Kino«, meinte er, »dann wird deine Mutter von dem hier nichts erfahren.«

Und schon wieder saß ich in der Sackgasse. Wenn ich könnte, würde ich laut aufseufzen und aus dem Raum stürmen, Nachhause gehen und sofort nach einer neuen Schule mich umschauen. Es war sowas von beschissen, wenn ein Familienangehöriger einen höheren Rang als du hat. Außerdem hatte ich keine Lust auf den lausigen Reed Morrison.

Obwohl der Schisser gerade in die Pubertät kam, hasste er mich wie die Pest. Tausendmal hatte ich versucht mit ihm Kontakt auf freundschaftlicher Basis aufzunehmen, aber er schlug diesen Vorschlag ab und musste mich immer nerven mit seinen verfluchten Streichen. Reed war ein Fanatiker von Physikbüchern, doch ein größerer Fan von Thomas Edison. Der Erfinder der Elektrizität oder der Elektrikgott? So nannte ihn meistens Reed.

Und deshalb hatte ich keinen Bock auf den Spinner. Er würde mir mal wieder erklären, dass Elektrizität was heiliges ist und wir es ausnutzen sollten. Wer's glaubt..

»Okay deal.«, hörte ich mich brummend sagen. Ein erfreutes Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit. Durch seinen Blick konnte ich für eine Millisekunde sehen, wie stolz er auf mich war.

»Bevor du gehst«, stoppte er mich, als ich dabei war aufzustehen und zurück in den Unterricht zu gehen. »Hast du was mit dem Mädchen am Laufen?« Seine Augen musterten mich prüfend.

Till the Death | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt