28 | Gute-Nacht-Kuss

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Love

Jemanden sein Vertrauen zu gewinnen dauert Jahre, jedoch es zu verlieren dauert Sekunden. Verlieren ist leichter, allerdings es wieder zurück zu gewinnen schwerer. Denn ein gebrochenes Glas, wird nie wieder zu seiner alten Form zurückkehren, denn Narben bleiben.

Das Vertrauen zu Rowen beschrieb die Situation perfekt. Ich stand genau an der Grenze des Vertrauens. Ich wollte ihm meine Hand überreichen, jedoch zog ich sie wieder zurück. Ich traute ihm nicht.

Er beobachtete mich stumm.

Du bist kein Mistkerl. Das hast du mir bewiesen. Aber ob ich dir vertrauen ist hier die Frage. Ich weiß es selber nicht.

»Rowen Collins!«

Automatisch drückte ich meine Lippen aufeinander, als ich diese nervtötende Stimme hörte. Ich sah über Rowens Schulter hinweg und konnte Millies Silhouette in der Dunkelheit identifizieren. Sie lächelte schmierig, lehnte am Zaun, der sie von uns trennte und hatte etwas feindseliges in ihren Augen.

»Millie«, Rowen drehte sich herum und ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht mehr sehen, da er mit dem Rücken zu mir gedreht war.

»Hey Nachbar«, sie grinste über beide Ohren und fuhr sich nochmal über ihre zerzausten Haaren. Es war schwer zu erkennen, doch sie trug ein Oberteil mit Spaghettiträgern. Und sah unglaublich schön.

»Was führt dich Nachts in den Garten?«, stellte Rowen schon seine erste Frage.

Sie kicherte. »Ich hab deine Stimme gehört und dachte du wärst alleine. Aber .. du bist mit Love.« Sie sprach meinen Namen wie Abschaum aus. »Hey Love«, fügte sie noch schnell hinzu und kicherte erneut.

Ich lächelte gezwungen und hob meine Hand zur Begrüßung.

»Also Row, erzähl mir. Wie gehts dir?«

Wollte sie gerade ernsthaft einen Smalltalk führen? Genau mitten im Date? War das ihr ernst?

»Ausgezeichnet«, erwiderte er. »Und dir?«

»Genauso. Dank meinem Lieblingsnachbar«, schleimte sie dreist vor meinen Augen und konnte nicht aufhören ihre Stimme süßlich zu verstellen.

Rowen lachte. »Das freut mich, Millie.« Nach diesen Worten sah er mir dann wieder in die Augen und legte seinen Kopf schief. »Alles okay bei dir?«

Ich zog meine Augenbrauen zusammen und nickte. Das reichte ihm als Antwort, denn er erwiderte das Nicken, bis er sich wieder Millie widmete, die uns wie hypnotisiert anstarrte.

»Wie gehts eigentlich deinem Dad?«, begann sie ein neues Gesprächsthema und erlangte seine ganze Aufmerksamkeit. Einfach so stand er auf und lief rüber zu ihr. »Besser.«, sprach er. »Er ist immer noch im Krankenhaus aber er kommt morgen raus. Die Ärzte möchten ihn noch beobachten.«

»Weißt du schon woran es liegt?« Nun stand Rowen genau vor ihr und nur noch der Zaun trennte sie voneinander.

»Nein, hab keine Ahnung.«, erzählte er ihr ruhig, bemerkte nicht mal ihre eindeutigen Blicke. Sie bewunderte ihn mit glänzenden Augen und sah .. verliebt aus. Sie war das. Genauso wie die Hälfte der Schule.

Irritiert senkte ich meinen Blick und musterte mein Outfit, die Location - einfach alles. Was tat ich hier? Ich sollte doch eigentlich ein Date mit Rowen haben und er wollte mir zeigen, dass ich ihm vertrauen könne. Aber er wollte lieber mit seiner Nachbarin sprechen.

Till the Death | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt