44 | Ihre Schwester

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Rowen

Zwei Stunden. Seit zwei Stunden wartete ich vor ihrer Zimmertür, nur damit ich sie einmal sehen konnte. Mein Herz schlug mir zu schnell gegen die Brust. Dauernd wischte ich mir meine  schwitzenden Hände auf meiner Jeans ab und konnte nicht mein wippendes Bein stoppen.

Das gestrige Bild erschien mir immer wieder vor meine Augen. Wie sie leblos und blutverschmiert dort lag. Es brach mir buchstäblich das Herz. Eigentlich wollte ich zu ihr und mit ihr über das ganze Schlamassel klären. Aber nie im Leben hätte ich erwartet, dass sie in so einer Situation wäre.

Ein Sanitäter befand sich dann neben ihr und hinter mir kam ein weiterer hervor. Sie legten Love auf eine Liege und dann fuhren sie weg. Ihre Mutter, sowie Max, wohl ihr Stiefvater, waren total aufgelöst. Und ich war am Boden zerstört. Mein Herz lag wortwörtlich auf dem Boden und dann bin ich abgehauen.

Damit ich irgendwo einen klaren Kopf kriegen könnte, aber alles wurde komplizierter für mich, sodass ich zum Krankenhaus gefahren bin und nach ihr gefragt habe. Ich durfte sie nicht besuchen, doch erfuhr, dass es ihr jetzt besser ginge. Das einzige, was ich gebraucht hatte.

Also bin ich wieder Nachhause gegangen und habe ihrem besten Freund geschrieben. Keine Nachricht kam an. Sogar meine Anrufe konnten nicht entgegen genommen werden, da sein Handy wohl ausgeschaltet war. Schließlich sprach ich auf seine Mailbox und dann ließ ich es sein. Er sollte davon erfahren und sie wenigstens anrufen.

Gestern konnte ich kein Auge zu drücken. Die Szene kam mir immer wieder in den Sinn und die Angst, die ich verdrängt hatte, kam hoch. Ich weiß, wie gut sie zueinander stehen und wollte nicht, dass sie jetzt diese Freundschaft wegen Millie wegschmeißen.

Letztendlich stand ich vor ihrem Krankenzimmer und wartete auf ein Zeichen. Ich wollte in ihre Augen blicken. Wollte ihre Haare anfassen und sie in den Arm nehmen. Mein Herz wollte sich wieder beruhigen. Ihr müsste es jetzt gut gehen. Hoffentlich.

Plötzlich öffnete sich ihre Tür und die Krankenschwester lächelte schwach. »Sie können rein, aber bitte seien Sie vorsichtig. Sie ist eben erwacht.«, teilte sie mir mit. Währenddessen nickte ich tausendmal. Mein Herz machte Saltos. Nervös drückte ich die Türklinke runter und betrat das schlichte Zimmer.

»Hey Love.«, sprach ich leise und musterte sie. Ihre Haare standen wild auf jeder Seite ab. Sie hielt ihre wunderschönen Augen geschlossen. Sie trug immer noch das Oberteil, worauf sich ihr trockenes Blut befand. Mein Blick wanderte über ihrem Gesicht und ich atmete erleichtert aus. Ihr ging es besser.

»Rowen«, begrüßte sie mich und öffnete schlagartig ihre Augen. Ich biss mir nervös auf die Unterlippe und konnte meine Augen nicht von ihren nehmen. »Gehts dir besser?«, fragte ich allmählich.

Sie zog verwirrt ihre Augenbrauen zusammen. Die Fragezeichen standen wortwörtlich über ihrem Kopf. Also fuhr ich fort.  »Ich wollte mit dir sprechen und war gestern bei dir Zuhause. Eure Tür stand offen und ich habe nur Schreie gehört. Als ich reingegangen bin, lagst du im Wohnzimmer auf eurer Couch. Dein Shirt war voller B-blut, ge-nauso wie deine Nase- ich-«, ich stockte kurz. »Ich hatte Todesangst. Ich konnte nichts tun, außer im Türrahmen zu stehen und deinen leblosen Körper zu betrachten.«

Aufmerksam hatte sie mir zugehört, bis sie schließlich nickte und kühl sprach. »War das alles? Wenn ja-«, sie zeigte auf die geschlossene Tür. »Dort ist die Tür.«

Was wird das jetzt? Vollkommen irritiert schüttelte ich entschlossen meinen Kopf. »Nein. Du hast mich missverstanden und ich habe einen riesigen Fehler getan. Es tut mir leid.«

Till the Death | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt