47 | Freitag, der 13te

4.9K 340 133
                                    

Love

Nach meinen dreitätigen Krankenhausaufenthalt ging es mir körperlich besser. Mental besaß ich immer noch eine schwere Last auf meinem Herzen, die eventuell nie wieder verschwinden würde. Ich hoffte ehrlich, dass ich sie eines Tages loswerde, aber die Tatsache, dass Hailey Selbstmord begangen hatte, war noch neu.

»Guten Morgen, Kleines«, öffnete sich meine Zimmertür und Max erschien mit einem gefüllten Tablett in seiner Hand am Türrahmen. Gefüllt indem Sinne von Essen. Ich konnte schon den verführerischen Duft von Bacon und dem Omelett riechen.

»Deine Mum ist auf der Arbeit und ich dachte mir; die kleine Love müsste doch aufgewacht sein!«, sachte stellte er das Tablett auf meinen Nachttisch. »Also ist das Frühstück heute von mir! Nicht das beste, aber hauptsache etwas, oder?«

»Danke«, bedankte ich mich lächelnd bei ihm. Seine Haltung und sein Aussehen gaben sehr viel Preis, wie zum Beispiel, dass er sehr verschlafen aussah und wohl kein Prozent richtig geschlafen hatte. Außerdem trug er lässige Kleidung, die mehr aussagen, als man dachte.

»Gehts dir jetzt besser?«, hinterfragte er und musterte mich eindringlich.

Kurz nickend schaute ich auf das Essen und stellte sogar einen dampfenden heißen Kakao fest. Gott, Max ist ein richtiger Engel. Ich möchte sofort danach greifen, doch seine Stimme ertönte. »Sei vorsichtig, das Porzellan brennt höllisch.«

»Danke für die Information«, erwiderte ich grimmig und zog blitzschnell meine Hand zurück. Dann lehnte ich mich zurück in mein flauschiges Kissen und erwiderte seinen Blick, der auf mir lag. »Deine Mutter gehts nicht gut. Sie macht sich Sorgen, auch wenn es nicht so aussieht, Love.«

Ich lachte trocken. »Deshalb hat sie mich im Krankenhaus besucht? Genau. Tolle Mutter.« Schon am frühen Morgen verlor ich meine Freude am Tag und war genervt.

Er runzelte seine Stirn. »Sie hat dich besucht. Du hast nur in dem Moment geschlafen und es wohl nicht mitbekommen, aber sie war da. Am ersten Tag, sowohl am letzten Tag.«

»Und jetzt geht sie mir aus dem Weg.«, ließ ich ihn wissen, was er aber natürlich wusste. »Nur weil es man jemanden nicht zeigt, heißt es nicht, dass man diese Person nicht liebt. Sie liebt dich mehr als alles andere. Ihr gehts einfach nicht im Moment gut. Sie muss erstmal verarbeiten, dass ihre lebendige Tochter in Wirklichkeit tot ist. Das ist nicht so leicht.«

Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Vieles ist nicht leicht.« Sie ist wegen ihrer körperlichen Lage gestorben. Sie wollte sterben. Da ist ein gewaltiger Unterschied.

Max seufzte. »Aber bitte versuch sie zu verstehen Love. Sie ist deine Mutter und Mütter lieben ihre Kinder.«

»Hat dich deine Mum geliebt?«

»Mehr als alles andere.«

»Und tut sie es immer noch?«

»Ich hoffe es.« Seine Stimme erblasste und seine Gesichtszüge wurden trauriger. Oh nein. Mir wurde bewusst, dass seine Mutter nicht mehr am Leben war. Sofort kam mein schlechtes Gewissen hervor und ich konnte nichts außer mich zu entschuldigen. »Tut mir leid.«

»Ach ist egal. Sie ist schon vor einer Weile gestorben«, er lachte als wäre es kein Problem für ihn, aber ich wusste selber, dass er tief im Inneren eine herzzerreißende Leere spürte, die gerade in mir herrschte.

»Wenn du über sie sprechen möchtest, dann kannst du zu mir«, schlug ich ihm schüchtern vor. Er erwiderte es mit einem dankenden Lächeln. »Danke Kleines, aber mir gehts gut.«, lächelte er. »Aber vielleicht komm ich auf dein Angebot zurück«

Till the Death | ✓Where stories live. Discover now