27 | Die ganze Nacht

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Love

Rowens Worte brannten sich in meinen Kopf. Ich glaubte nicht an Gott, aber Hailey tat es. Und Rowen auch. Ich würde es auch nicht nach seinen nachdenklichen Worten tun. Denn es gab keinen Grund dazu. Gott hatte mir das wertvollste auf dieser Welt genommen. Ohne mit der Wimper zu zucken, hat er es getan.

Trotzdem glaube ich an das Gute. Dank Hailey hab ich eine andere Sicht auf diese Welt bekommen. Nicht jeder Mensch ist von Geburt aus böse, neidisch, verräterisch. Ihnen wird es beigebracht oder sie gucken es von jemanden ab, der gerade im Leben Erfolg hat. Dennoch glaube ich tief fest daran, dass irgendwo in ihnen ein Funken gutes in ihnen steckt.

Hailey war jünger als ich. Paar Jahre. Dennoch besaß sie diese positive Ausstrahlung, die bei mir nicht vorhanden war. Zum Beispiel liebte sie es obdachlose Menschen zum Lächeln zu bringen. Sie gab ihnen ein wenig Geld oder kaufte ihnen einen Kaffee und überreichte es ihnen. Nicht immer, aber einmal im Monat machte sie das. Bis sie ins Krankenhaus kam und nicht mehr raus durfte.

Es war für sie eine Qual. Genauso für mich. So nah dennoch so weit entfernt waren wir voneinander.

»Love, ist alles okay?« Rowen holte mich aus meinen Gedanken. Schon wieder war ich in Gedanken versunken, wie jeder Tag. Denn immer wieder war sie in meinem Kopf.

Verwundert senkte ich meinen Kopf vom Sternenhimmel und schaute ihm in die Augen. »Was?«, murmelte ich und plötzlich spürte ich etwas nasses auf meinen Wangen. Etwas nasses? Ich legte meine Finger an meine Wange und es fiel mir in den Sinn. Schleunig drehte ich meinen Kopf auf die Seite und ich wischte mir meine Tränen weg. Scheiße.

»Wieso weinst du?« Seine Stimme hörte sich ernster als zuvor an.

»Ich hatte nur was im Auge«, verneinte ich schnell und schaute auf das grüne nasse Gras um mich auf andere Gedanken zu bringen.

»Sag mir lieber, dass du es mir nicht sagen möchtest anstatt mich anzulügen.« Er hörte sich verärgert an.

Mein Kopf wirbelte direkt in seine Richtung. Er starrte mir mit einem durchdringenden Blick in die Seele. »Möchtest du darüber reden?«, fragte er trotz meiner Lüge, die wie die Wahrheit aus meinem Mund floss.

Ich schluckte schwer. Dennoch schüttelte ich lediglich meinen Kopf. Ehrlich gesagt wollte ich das nicht. Ich wollte keinen anlügen, denn ich hasste selber Lügen. Verabscheute die Menschen, dir mir dreist ins Gesicht logen, obwohl ich das gerade selber tat. Ein unwohles Gefühl tauchte in mir auf.

Rowen unterbrach die kurze Stille. »Okay, dann möchte ich über etwas bestimmtes sprechen, wenn du mich lässt.« Er zwang sich zu einem Lächeln, jedoch erreichte es nicht seine Augen.

»Worüber?«, meine Stimme zitterte.

»Seans Party.« Zwei Worte - große Bedeutung.

Ich hielt inne, genauso wie mein Herz. Aufgrund dieser Party war ich Rowen verfallen, noch mehr. Ich hatte mit ihm an diesem Abend geschlafen, um am nächsten Morgen die große Enttäuschung zu spüren. »Die schlimmste Party.«, erwiderte ich halbherzig.

»Wie meinst du das?«, zog er seine Augenbrauen nachdenklich zusammen und setzte sich auf. Ich schluckte schwer und zuckte bloß mit meinen Schultern. »Wie ich es sage; die Party war schlimm.«

Till the Death | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt