Das Jahr 2015

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"Hast du gesehen, wie sie dich angesehen hat?" frage ich Alec aufgeregt, als wir im Pandemonium an der Bar sitzen. Er sieht mich an. "Wer?" brummt er und ich rolle mit den Augen. Er ist gerade keine Spaßkanone und den ganzen Abend über schon so schweigsam. Ich nicke mit dem Kinn auf die Tanzfläche. "Na, die kleine Blonde dahinter. Sieh mal, sie sieht schon wieder her."

Desinteressiert wirft er einen Blick zu ihr und sieht dann in sein Glas. Ich verstehe das nicht, denn das Mädchen ist eindeutig sehr hübsch und würde super zu ihm passen. "Uhhhh, sie kommt rüber." freue ich mich und Alec beginnt unruhig auf dem Barhocker hin und her zu rutschen. "Hi." sagt die Blonde und stellt sich neben uns. Interessiert mustert sie Alec und ich bin aufgeregt. "Hallo. Wie heißt du?" frage ich sie und sie sieht mich an. "Mein Name ist Daphne." Noch immer reagiert mein bester Freund in keinster Weise und langsam wird es unangenehm.

"Ich bin Magnus und das ist mein bester Freund Alec." stelle ich uns vor. "Darf ich mich setzen?" fragt sie und sofort überlasse ich ihr meinen Hocker. Charmant lächel ich sie an. "Bitte setz dich. Ich komme gleich wieder. Hab da drüben einen alten Bekannten entdeckt." Ich zwinkere ihr zu und ignoriere Alecs entsetzten Blick, den er mir zuwirft. Dann lasse ich die beiden alleine und gehe ein paar Schritte, um sie aus der Ferne zu beobachten.

Die kleine Blonde bemüht sich sehr um Alec. Sie redet mit ihm, sie streift wie zufällig seine Schulter mit ihrer und sie streicht sich andauernd durch die lockigen Haare. All ihre Bemühungen werden von meinem besten Freund rigoros ignoriert und ich würde ihn am liebsten würgen. Er starrt weiter in sein Glas und sieht sie nicht einmal an. Als sie dann mutig geworden, eine Hand auf seinen Oberschenkel legt, springt er plötzlich auf, knallt Geld auf den Tresen und verschwindet aus meinem Sichtfeld.

Irritiert gehe ich zurück zur Bar. "Was war denn das?" frage ich diese Daphne und sie funkelt mich an. "Entweder ist dein Kumpel absolut prüde oder er ist stockschwul." murrt sie mich an und ich lache auf. "Schätzchen, ich bin der Schwule von uns beiden und glaub mir, ich wüsste wenn mein bester Freund auf Männer stehen würde. Vielleicht bist du einfach nicht sein Typ?" Sie funkelt mich an. "Ach, fick dich doch." schnauzt sie mich an und lässt mich stehen.

Ich habe Alec nicht mehr im Pandemonium gefunden aber da ich noch keine Lust habe, nach Hause zu gehen, genehmige ich mir noch einige Drinks. Erst als ich schon schwanke, verlasse ich die Bar und gehe zu unserem Zimmer. Es ist dunkel, als ich herein komme und ich bemühe mich, keinen Lärm zu machen. Leider klappt das nicht wirklich gut, denn als erstes stolpere ich über Alecs Sporttasche und liege quer im Zimmer.

"Mags? Ist dir was passiert?" höre ich Alecs Stimme und ich muss kichern. "Nein, ich schlafe einfach hier. Ist bequem hier unten." lache ich und er beugt sich über mich. "Komm schon. Ich helfe dir hoch." Damit greift er nach meiner Hand und zieht an mir, bis ich wieder aufrecht stehe. "Ui, warum dreht sich denn der ganze Raum?" frage ich und ich kann ihn im Dunkeln leise lachen hören. "Weil du total betrunken bist, Magnus."

Ich schüttel den Kopf. "Gar nicht. Vielleicht aber doch. Aleclein, bring mich ins Bett. Bitte." jammere ich und im nächsten Moment spüre ich seine starken Arme um mich. "Schon gut. Ich helfe dir. Los, leg dich hin." murmelt er und ich lasse mich widerstandslos zu meinem Bett schieben. Als ich darauf falle, beginnt er mir die Schuhe abzustreifen und dann macht er sich an meiner Hose zu schaffen. "Ja, zieh mich aus. Alexander Lightwood, versuchst du mich gerade ins Bett zu bekommen?" lalle ich und er schnaubt. "Du liegst doch schon drin." antwortet er und ich werde nachdenklich. "Du hast Recht. Sag mal, warum wolltest du die Blonde nicht?" frage ich neugierig und ich höre ihn seufzen.

In diesem Moment verschiebt sich die Wolke, die vor dem Vollmond war und unser Zimmer wird heller. Ich kann Alecs Gesicht sehen und er sieht verdammt traurig aus. Wenn mein bester Freund traurig ist, bin ich es auch. Sofort greife ich nach seinem Arm und mit einem Ruck ziehe ich ihn an mich. "Sag es mir. Du kannst mir alles sagen." flüster ich und spüre, wie er den Kopf schüttelt. "Ich kann nicht." sagt er so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann.

Sanft streichel ich über sein dichtes, schwarzes Haar. "Wir haben noch nie Geheimnisse voreinander gehabt." stelle ich fest. "Es gibt Dinge, über die kann ich mir dir nicht reden." antwortet er und das verletzt mich wahnsinnig. Ich schweige und wieder seufzt er. "Sei nicht böse auf mich." bittet er und ich halte inne. Weint er? Ich taste nach seinem Gesicht und meine Finger werden feucht. Besorgt ziehe ich ihn noch fester an mich und streichel über seinen Rücken. "Bitte wein nicht, Alexander. Das kann ich nicht ertragen. Rede mit mir." flehe ich aber er antwortet nicht.

Eine Weile liegen wir einfach da, fest aneinander gekuschelt in meinem schmalen Bett und ich merke, wie die Müdigkeit mich überrollt. "Ich muss schlafen, Alexander. Tut mir leid. Ich wünschte, du würdest deine Sorgen mit mir teilen. Du bist mein bester Freund, mein Ein und Alles und ich bin immer für dich da." murmel ich schläfrig und spüre, wie ich wegdämmere. "Ich liebe dich, Magnus." höre ich ihn noch sagen und ich muss lächeln. "Ich liebe dich auch." erwidere ich und bin im nächsten Moment eingeschlafen.

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