Klare Worte

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"Alec und ich haben das Brett zufällig gefunden, als wir vierzehn waren. Es war der Tag meines Outings. Er hat super reagiert und ich habe mich seintewegen nicht unnormal gefühlt und es hat mir den Mut gegeben, auch dir die Wahrheit zu sagen." Ich kneife mir selbst in die Hand, um nicht wieder zu weinen. Aufmerksam hört mein Vater mir zu und so rede ich weiter. "Alec hat mich überredet, das Brett zu nutzen und als ich nach dem Namen meines Schicksals gefragt habe, kam dabei der Name Codie Wallgoth heraus." Fragend sieht mein Dad mich an und ich seufze.

"Viele Jahre war ich auf der Suche nach eben diesem Namen und ich habe ihn tatsächlich gefunden. Er war der Grund für meine Frankreich Reise. Codie ist ein toller Mensch aber nicht mein Schicksal, er ist nur ein Freund. Ich habe allerdings viel Zeit in meinem Leben investiert, ihn zu finden und stell dir vor, das Brett hat ihn gar nicht gemeint." Trocken lache ich auf. "Codie Wallgoth ist ein Anagramm."
Mein Vater starrt mich an. "Für Alec Lightwood." flüstert er und ich nicke. "Genau. Alec hat mich belogen. Von Anfang an. Er hat mich suchen lassen und hat nie ein Wort gesagt, dass er sich selbst gemeint hat."

"Ich verstehe. Aber Magnus, meinst du wirklich, er hat dich wirklich anlügen wollen?" Ich springe auf. "Er hat geschwiegen und das ist das Gleiche. Nie hat er mir die Wahrheit gesagt, weder wegen dem Ding da, noch hat er mir gesagt, dass er schwul ist und verliebt in mich." Mein Vater nickt. "Ich verstehe dich, mein Junge aber ich denke, er liebt dich wirklich."

Wieder lache ich auf. "Nein Dad, genau das tut er nicht sonst hätte er nicht einen anderen Mann geküsst. Ich denke, es ging einzig und alleine um Rache. Ich wusste ja nicht, dass er in mich verliebt ist und deswegen das Land verlassen hat. Wegen dem und wegen Collin. Ich war unwissend und deswegen hat er mich bestraft. Er wollte das ich mich in ihn verliebe, dass ich Collin verlasse und ihm mein Herz schenke. Genau das habe ich getan und er hat es gebrochen. In tausend Stücke, Dad." Ich kann mich nicht mehr zurück halten und wieder weine ich.

"Collin war nicht der richtige Mann für dich." murmelt mein Vater und ich nicke. "Nein, war er nicht aber Alec ist es auch nicht. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder jemanden lieben kann. Verstehst du? Ich hab ihm vertraut, wie soll ich jemals wieder einem anderen Mann vertrauen? Sag mir wie, Dad." Er starrt mich an, das Brett immer noch in seinen Händen.

"Ich habe deine Mutter so sehr geliebt und sie war mein Leben. Du und sie. Als sie gestorben ist, habe ich ihr versprochen, nicht einsam zu bleiben aber ich konnte es nicht. Keine Frau hätte deine Mum ersetzen können aber mittlerweile habe ich begriffen, dass es das auch nicht ist, was sie meinte. Sie wollte nicht ersetzt werden, sie wollte das ich jemand finde, der mir gut tut, der mir wieder die schönen Seiten des Lebens zeigt.

Kein Herz heilt jemals ganz, wenn es zerbrochen wurde aber es gibt immer eine Chance es wieder zum Leben zu erwecken." Jetzt starre ich ihn an. "Ich habe dich nie gefragt, ob du einsam bist." wird mir bewusst und es tut mir leid. "Hast du jemanden kennengelernt?" frage ich vorsichtig und er nickt. "Ja Magnus. Das habe ich. Sei mir nicht böse, dass ich es bisher nicht gesagt habe aber du hast deine eigenen Sorgen gehabt und ich wollte dich nicht belasten."

Fassungslos setze ich mich zu ihm auf den Boden und wische mir über mein Gesicht. "Dad, ich bin glücklich, wenn du es bist. Erzähl mir von ihr." bitte ich ihn und er lächelt. "Ihr Name ist Anna und wir haben uns kennengelernt, als sie ein Auto kaufen wollte. Wir sind ins Gespräch gekommen und irgendwann hat sich mehr daraus entwickelt. Es ist noch frisch aber sie macht mich glücklich." Spontan umarme ich ihn. "Das freut mich sehr. Ich kann es kaum erwarten, sie zu treffen." Er lächelt breit. "Sie freut sich auch darauf meinen verlorenen Sohn zu treffen." Ich werde ernst. "Es tut mir leid, dass ich dir solche Sorgen gemacht habe. Kommt nicht mehr vor." sage ich und er nickt.

Er dreht das Brett in seinen Händen. "Deine Mum hat das hier geschenkt bekommen und wir haben es aus Spaß ausprobiert. Sie war schon schwanger mit dir und nach einigem herum albern hat sie gefragt, ob du ein Junge wirst. Das Brett hat ein eindeutiges Ja ausgespuckt und dann haben wir gefragt, wie du heißen sollst. Ich gebe zu, ich habe ein bißchen Angst bekommen, als es anfing sich zu bewegen und bis heute weiß ich nicht, ob deine Mutter nachgeholfen hat aber es hat eindeutig gesagt, dass du Magnus heißen sollst und so haben wir es gemacht." Er lächelt bei der Erinnerung und ich streiche über das Brett. "Dann hat es nicht nur Unglück gebracht." stelle ich fest.

Dad sieht mich an. "Du solltest Alec die Chance geben, sich zu erklären. Als er bei mir war, war er verzweifelt und dachte erst, ich lüge ihn an aber ich hatte ja wirklich keine Ahnung, wo du bist. Glaub mir Magnus, ich erkenne einen verzweifelten Mann und er war es definitiv. Ich kenne Alec schließlich schon viele Jahre und ich weiß, wann er sich Sorgen macht."

Ich seufze. "Wahrscheinlich war es das schlechte Gewissen. Er hat sich vielleicht Sorgen gemacht, mir ist wegen ihm was passiert. Das ist alles." Ich zucke mit den Schultern. "Nein, das glaube ich nicht. Rede mit ihm, vielleicht hilft es dir mit der Sache abzuschließen wenn du die Wahrheit kennst." Ich denke nach und dann nicke ich schließlich. "Ich denke drüber nach, Dad. Mehr kann ich dir jetzt nicht versprechen. Ist das genug?" Er nickt. "Das ist genug."

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