Köln

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Ich amüsiere mich köstlich über all die verkleideten Menschen, die ausgelassen feiern und wir sind mittendrin. "Die Deutschen wissen, wie man feiert." rufe ich Aline zu und sie nickt stolz. "Ja, das können wir tatsächlich. Zumindest wenn hier die fünfte Jahreszeit angebrochen ist." Mit gerunzelter Stirn sehe ich sie fragend an und sie lacht. "So nennen die Deutschen die Zeit des Karnevals. Frühling, Sommer, Herbst, Winter und Karneval." Freundschaftlich legt sie mir einen Arm um die Schulter und zeigt auf einen der vielen Wagen, die an uns vorbei fahren und mit Bonbons, Blumen, Taschentüchern, Kondomen, Popcorn und allerlei anderem Zeug bewerfen. "Schau, wie sie auf dem Wagen tanzen. Es ist so toll. Da würde ich auch so gerne mal mitmachen."

Ich sehe staunend zu den tanzenden Frauen und im nächsten Moment wirft mir eine von ihnen eine Rose zu und zwinkert. "Wie freundlich hier alle sind." sage ich begeistert und überreiche Aline die Blume. Sie drückt mir einen kleinen Kuss auf die Wange und strahlt mich an. "Ich finde es so toll, dass ihr mitgekommen seid. Wo bleiben die beiden eigentlich?" ruft sie über den Lärm hinweg und sieht sich suchend um. Alec und Helen sind schon vor einer Weile losgezogen, um uns etwas zu trinken zu organisieren aber bisher sind sie noch nicht wieder aufgetaucht. Ich zucke mit den Schultern. "Die werden uns schon finden." antworte ich und wende mich wieder den bunten Festzügen zu.

Eine Stunde später werde ich doch unruhig und sehe ständig auf die Uhr. Wir haben versucht, Alec oder Helen auf dem Handy anzurufen aber leider keinen Erfolg gehabt. "Ich versteh das nicht." jammert Aline immer wieder. "Hoffentlich ist nichts passiert. Das wäre.....da ist Helen." Aufgeregt hüpft sie auf und ab und packt mich an der Hand. Wir zwängen uns durch die vielen Menschen und erreichen schließlich Helen, die eindeutig geweint hat. Aline nimmt ihre Freundin in den Arm, die mich verzweifelt ansieht.

Ich bekomme ein merkwürdiges Gefühl und drängel mich zwischen die beiden. "Wo ist Alec?" frage ich und sie schluchzt auf. "Ich hab keine Ahnung." Ich versuche die aufkommende Angst herunter zu schlucken. "Was heißt denn, du hast keine Ahnung? Ihr seid doch zusammen losgezogen." frage ich sie und sie wischt sich über die Augen. "Ja, sind wir aber dann hab ich ihn in der Menge verloren. Plötzlich war er weg und auch wenn er so groß ist, ich hab ihn einfach nicht wieder gefunden. Ich bin die ganze Zeit herum gerannt und hab ihn gesucht. Es tut mir so leid." Ich nehme sie in den Arm. "Schon gut. Alec wird schon nicht verloren gehen. Wir finden ihn. Ganz bestimmt." Den Kloß in meinem Hals versuche ich herunter zu schlucken. Aline nickt entschlossen. "Natürlich finden wir ihn. Los, wir halten uns an den Händen, damit wir uns nicht auch noch verlieren." Helen weint immer noch und ich packe sie an den Schultern. "Beruhige dich. Alles wird wieder gut."

Zwei Stunden später bin ich nicht mehr überzeugt von meinen eigenen Worten und mittlerweile bin ich verzweifelt. Es gibt kaum eine Chance jemanden bei all den Menschen zu finden und ich bin völlig außer mir vor Sorge. Irgendwann sind wir dazu übergegangen völlig Fremde anzusprechen und haben Alec beschrieben aber keiner hat ihn gesehen. Die meisten sind außerdem so betrunken, dass sie sowieso nicht verstanden haben, worum es geht. "Es tut mir so, so leid." jammert Helen und kniet sich neben mich. Meine Füße schmerzen und ich habe mich auf einen Bordstein sinken lassen. "Mach dir keine Vorwürfe. Ich verstehe nicht, warum er nicht an sein Handy geht." Ich seufze laut und starre auf die vielen Beine, um mich herum. "Lasst uns in die große Halle da gehen. Da wird auch gefeiert aber vielleicht finden wir ihn da." schlägt Aline vor und ich sehe sie müde an. "Vielleicht gehen wir lieber zu euch nach Hause. Es kann ja sein, er wartet da auf uns." Synchron nicken die beiden. "Okay aber lasst uns einen Blick in die Halle werfen und dann gehen wir." sagt Helen leise und steht auf. Dann reicht sie mir die Hand und zieht mich hoch.

Suchend sehen wir uns in der großen Halle um und ich sehe schon jetzt, dass es auch hier eher unwahrscheinlich ist, jemanden zu finden. Gerade will ich den beiden sagen, dass wir lieber gehen sollen, als ich Alec tatsächlich entdecke. Immer wieder laufen Menschen vor mir her und nehmen mir so die Sicht aber ich bin sicher, ihn gesehen zu haben. Entschlossen packe ich Helen und Aline an den Händen und ziehe sie hinter mir her. "Ich hab ihn gesehen." versuche ich den Lärm zu übertönen und sie scheinen mich verstanden zu haben, denn willig laufen sie mir nach. Wir quetschen uns durch Hexen, Krankenschwestern, Clowns, Polizisten und andere Gestalten und dann bin ich wieder sicher, meinen Freund gesehen zu haben. "An der Theke dahinten." schreie ich den Frauen zu und sie nicken.

Als wir dort ankommen, ist von Alec keine Spur. Ich raufe mir die Haare. "Das gibt es doch nicht. Gerade war er noch da." Beruhigend legt Aline mir eine Hand auf den Arm, während Helen auf ihren Zehenspitzen steht und weiter Ausschau hält. "Wir werden ihn schon finden, Magnus. Ganz sicher. Soll ich auf die Theke klettern? Von da kann ich besser alles sehen." Ich schüttel den Kopf. "Lieber nicht. Stell dir vor, du stürzt." Ich schüttel mich bei dem Gedanken.
"Da. Ich sehe ihn." ruft Helen plötzlich und deutet aufgeregt in die tanzende Menge. "Er tanzt." Meine Augenbraue gehen nach oben. "Er tanzt? Wir suchen ihn und er amüsiert sich?" knurre ich, denn aus der Sorge um ihn, wird jetzt langsam Wut. Ich schiebe mich erneut durch die Menge, um meinen Freund zur Rede zu stellen. Jetzt habe auch ich ihn entdeckt und gehe zielstrebig, ohne auf die anderen beiden zu achten, auf ihn zu. Kurz vorher, bleibe ich wie erstarrt stehen.

Alec tanzt nicht alleine. Ein Mann, den ich nur von hinten sehe, schmiegt sich gerade an ihn. Seine Hand liegt auf Alecs Hüfte und auf einmal beugt der Fremde sich vor und legt seinen Mund auf den von meinem Freund. In diesem Moment entdeckt Alec mich aber ich habe mich schon auf dem Absatz umgedreht, um zu flüchten.

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