Ende

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Ein Dreivierteljahr später habe ich mich wieder einigermaßen aufgerappelt. Ich habe eine kleine Wohnung in der Nähe meines Vaters angemietet, der mittlerweile mit Anna zusammen wohnt und arbeite so viel ich kann. Oft treffe ich mich mit Clary zum Mittagessen und es fällt mir nicht schwer, mich für sie zu freuen, dass sie seit dem Abend mit Jace zusammen ist. Das Thema Alec vermeiden wir so gut es geht.

Auch jetzt sitzen wir zusammen in einem Diner und sie erzählt mir lustige Anekdoten über ihren Job als Kunstlehrerin. Plötzlich grinst sie und ich hebe fragend eine Augenbraue. "Was ist?" Neugierig sehe ich sie an und sie deutet unauffällig auf einen anderen Tisch. "Der Typ da, starrt dich an, Mags." Ich drehe mich zu ihm und tatsächlich lächelt er mir zu und zwinkert. Laut seufzend wende ich mich wieder ab und Clary sieht etwas enttäuscht aus. "Nicht dein Typ?" fragt sie und ich zucke stumm mit den Schultern.

"Ich weiß nicht. Eigentlich will ich niemanden kennen lernen." antworte ich leise und sie wird ernst. "Du liebst ihn immer noch." stellt sie fest und ich nicke. "Ja." flüster ich und sie nimmt meine Hand. "Dann sag es ihm." sagt sie und ich schüttel den Kopf. "Sicher hat er jemand anderen." Sie runzelt die Stirn. "Ich weiß ja, du hast mir verboten darüber zu reden aber nein, er hat niemanden. Ständig fragt er nach dir und ich weiß, dass er auf dich wartet." Ich hebe den Blick. "Wirklich? Bist du sicher?" Sie lächelt. "Ich bin sicher. Alec liebt dich noch immer aber du hast ihn um Zeit gebeten und die hat er dir gegeben. Jetzt ist es an dir."

Sofort rast mein Herz wie wild in meiner Brust. "Meinst du, wir bekommen es nochmal hin?" frage ich und sie nickt. "Ihr liebt euch. Gibt es bessere Voraussetzungen für eine Beziehung? Hast du ihm denn mittlerweile verziehen?" Ich sehe sie an. "Ich denke schon. Wir haben beide viele Fehler gemacht aber ich hab das Gefühl, seit er weg ist, fehlt mir die Luft zum Atmen." Ihre Unterlippe zittert leicht. "Ihr gehört zusammen, Magnus. Verstehst du das nun endlich?"

Ich nicke leicht. "Ja, es ist mir gerade bewusst geworden." Sie lacht glücklich. "Dann sag es ihm. Sofort." Ich werde nervös. "Sofort? Wie meinst du das?" Meine beste Freundin springt auf und zerrt an mir. "Geh zu ihm. Los, worauf wartest du?" Verwirrt sehe ich sie an. "Ich weiß doch noch nicht mal, wo er gerade ist und außerdem muss ich arbeiten." Sie verschränkt die Arme und sieht mich nur an. "Ist ja schon gut. Ich nehme mir den Rest des Tages frei. Zufrieden?" Sie nickt grinsend. "Trotzdem weiß ich nicht, wo er gerade steckt.", spreche ich weiter und sie knallt Geld auf den Tisch und zerrt mich am Arm nach draußen. "Aber ich weiß es. Er hilft gerade beim Bau eines Hauses. Los, setz dich ins Auto und fahr los. Adresse schicke ich dir zu. Und mach dir keine Sorgen, ich rufe deinen Dad an."

Sprachlos sehe ich sie an. "Du weißt, er liebt mich." singt sie und ich muss lachen. "Okay, dann fahre ich jetzt zu ihm. Einfach so?" Sie nickt bestimmt. "Einfach so. Komm her." Ich nehme sie fest in den Arm. "Hol dir deinen Mann, Magnus." flüstert sie mir ins Ohr und ich nicke.

Auf der Fahrt bin ich so nervös, wie noch nie. Laut Adresse ist das Haus etwas außerhalb im Grünen und es dauert eine Weile, bis ich die schmale Einfahrt erreicht habe. Es ist ein kleines Holzhaus, mit einem großen Garten drumherum und ich frage mich, wer hier wohl wohnt. Aufgeregt stelle ich mein Auto ab und gehe zur Tür. Auf dem Klingelschild steht Lightwood und ich bin erstaunt. Clary hat nicht erwähnt, dass es Alec selbst gehört. Oder ist es vielleicht für Jace oder Izzy? Noch während ich überlege, habe ich wohl auf die Klingel gedrückt, denn die Tür wird aufgerissen und er steht vor mir. In seinen Haaren befindet sich Sägespäne und sein Gesicht ist gerötet.

Sein Mund klappt auf. "Magnus." sagt er tonlos. "Ja, der bin ich wohl. Ist das dein Haus?" Er nickt und geht einen Schritt zurück. "Komm rein. Ich zeig es dir, wenn du magst." Ich trete ein und wir beide tun so, als wäre es das Normalste der Welt, dass ich hier bin und er mir sein neues Haus zeigt. "Wow, es ist großartig. Hast du das alles alleine gemacht?" frage ich, nachdem er mir die unterer Etage gezeigt hat und er zuckt mit den Schultern. "Das meiste schon aber ich hatte auch Hilfe. Ich dachte, es eignet sich perfekt zum Schreiben für mich."

Bedächtig nicke ich und sehe ihn dann an. "Es freut mich sehr, dass dein Traum endlich wahr wird. Woran hast du gerade gearbeitet als ich gekommen bin?" frage ich neugierig und er deutet nach draußen. "Veranda. Da musste ich was ausbessern. Komm ich zeig es dir. Die Aussicht wird dir gefallen." Ich lasse zu, dass er meine Hand greift und genieße das wohlige Gefühl, was sich in meinem Bauch ausbreitet.

Draußen bleibe ich wie angewurzelt stehen. "Alexander, dass ist fantastisch. Hier ist ja nichts, nur Wiesen und Felder." Er nickt stolz und hält noch immer meine Hand. "Möchtest du was trinken?" fragt er und ich schüttel den Kopf. "Nein, mir geht's gut." murmel ich und er sieht mich von der Seite an. "Wie geht es deinem Vater?" Ich lächel. "Sehr gut. Stell dir vor, er und Anna wollen heiraten. Schon in zwei Monaten."

"Das freut mich sehr für die beiden. Und was macht Codie so?" Ich seufze. "Wir haben nicht so viel Kontakt gehabt in den letzten Wochen aber er wird Papa. Maia bekommt ein Kind von ihm, also nehme ich an, es geht ihm gut. Hast du was von Aline und Helen gehört?" Er nickt. "Sie kommen mich nächsten Sommer besuchen." Wir beide starren in die Weite und halten uns nach wie vor an den Händen.

Eine Weile sagt niemand etwas und dann nehme ich all meinen Mut zusammen. "Und du? Hast du jemanden?" frage ich leise und er schüttelt den Kopf. "Nein. Was ist mit dir?" Ich schüttel ebenfalls mit dem Kopf. Laut seufzt er. "Warum bist du hier, Magnus?"

Ich hole tief Luft. "Du fehlst
mir, Alexander." flüster ich und er dreht sich zu mir. "Du mir auch." antwortet er ernst. "Kannst du mir verzeihen?" fragt er und ich nicke. "Ja, das kann ich. Du konntest mir auch so viele Dinge verzeihen und auch wenn ich eine Weile gebraucht habe, um es zu begreifen, aber du bist noch immer mein Schicksal und egal, ob du nachgeholfen hast oder nicht. Das Brett hat die richtigen Buchstaben gelegt, die Reihenfolge dabei ist nicht wichtig. Alec Lightwood ist mein Schicksal."

Lange sieht er mich an, bevor er einen Schritt auf mich zu kommt. "Es tut mir so leid." haucht er an meinen Mund. "Und mir tut es auch leid." sage ich leise und endlich vereinen sich unsere Lippen und alles in mir atmet tief auf. Ich bin endlich da, wo ich hingehöre. Endlich vereint mit meinem Schicksal.

Searching for you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt