Noch 15 Tage bis zur Hochzeit

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Ich sitze auf einem Sessel und starre aus dem Fenster in den Regen. Noch immer schmerzt mein Kopf aber das wird daran liegen, dass mein Kopf nicht aufhören will, alles hin und her zu werfen und ich habe Schwierigkeiten alles Geschehene zu verarbeiten.

Codie hat mich gestern am Arm hinter sich hergezogen und erst als wir vor dem Hotel standen, habe ich meine Stimme wieder gefunden. "Was passiert hier gerade?" habe ich gefragt und er hat gelacht. "Entschuldige, es ging wirklich alles etwas schnell, ich weiß. Ich hab mich noch nicht mal richtig vorgestellt." Er hat sich zu mir gedreht und mir die Hand hingehalten.

"Mein Name ist Codie Wallgoth und ich bin Hoteltester. Allerdings bin ich eigentlich privat hier um meine Großmutter zu besuchen aber da ich hier geboren wurde, kennt man mich im Ort. Manchmal macht es mir Angst, wie sehr sich die Hotels vor mir fürchten aber ich schreibe immer das, was ich sehe und empfinde. Du hast gestern meine Mamie gerettet, also rette ich heute dich." hat er gesagt und zögerlich habe ich seine Hand ergriffen. "Mein Name ist Magnus Bane und ich habe genau dich gesucht." habe ich geantwortet und ihn angestarrt.

Er hat gelacht. "Mich? Oh je. Hab ich vielleicht dein Hotel beleidigt? Welches war es?" Er hat mich nervös angesehen und ich habe den Kopf geschüttelt. "Kennst du Ouijabretter?" habe ich gefragt und ihm dann die ganze Geschichte in einem Café erzählt. Ich habe nichts ausgelassen und auch Collin und Alec habe ich ihm nicht verschwiegen. Codie hat sehr aufmerksam zugehört und in seinem Gesicht konnte ich keinerlei Regung erkennen.

Zum Schluß hat er sich zurück gelehnt und mich betrachtet. "Ich will das mal zusammen fassen. Dieses Ouijabrett hat dir ausgerechnet meinen Namen vorausgesagt und du hast mich gesucht. Viele Jahre sogar. Du willst eigentlich heiraten aber wie der Zufall es wollte, hat das Schicksal beschlossen uns beide zusammen zu führen, obwohl du gerade angefangen hast, Gefühle für deinen besten Freund Alec zu entwickeln. Ist das so richtig?" Langsam habe ich genickt und er hat nachdenklich aus dem Fenster gesehen. "Dann soll es so sein." hat er gemurmelt und mich angesehen.

"Du kommst erstmal mit in mein Hotel, Magnus. Alles ganz harmlos. Sie werden noch ein Zimmer für dich finden, du musst also nicht mit mir in einem Bett schlafen. Wir beide verbringen etwas Zeit miteinander und lernen uns kennen. Du bekommst vielleicht einen besseren Durchblick und wenn du zurück in die USA fliegst, weißt du eventuell wie es für dich weiter geht und was du willst." Sprachlos habe ich nur genickt und jetzt sitze ich hier und denke nach.

Mir wird klar, dass es viele Optionen für mich gibt und ich wirklich nicht weiß, was ich will. Will ich ein beständiges Leben mit Collin? Will ich riskieren meinen besten Freund zu verlieren? Will ich Codie? Will er mich? Wieder starre ich in den Regen und ziehe die Wolldecke fest um mich. Regen erinnert mich immer an Alec. Als wir einmal nach einem Kinobesuch nach Hause gehen wollten, hat es begonnen zu regnen und ich wollte mich unterstellen.

Er hingegen hat mitten im Regen gestanden und die Arme ausgestreckt. "Magnus, nun komm her. Es war so heiß heute und die Abkühlung ist herrlich. Es ist nur Regen." hat er gelacht und schließlich habe ich nachgegeben und wir sind durch den Regen gemeinsam nach Hause gegangen. Er hat Recht gehabt und ich habe es genossen. Immer wieder habe ich ihn von der Seite angesehen und mir ist mehr als einmal durch den Kopf geschossen, wie schön er ist. Das Wasser ist ihm von seinen dunklen Haaren getropft und fröhlich hat er mich angelächelt. Aus einem Instinkt heraus, habe ich damals seine Hand genommen und wir sind gerannt ohne uns loszulassen. Seit dem wandern meine Gedanken bei Regen immer zu Alec und auch jetzt kann ich nur an ihn denken.

Als es klopft zucke ich zusamnen. "Ist offen." rufe ich und im nächsten Moment streckt Codie seinen Kopf zur Tür hinein. "Geht es dir besser?" fragt er besorgt und kommt näher, als ich ihn herein winke. "Ein bißchen. Ich hab immer noch Kopfschmerzen leider. Ich glaube, ich muss mich ablenken." Mit geschmeidigen Bewegungen kommt er zu mir. "Wie wäre es, wenn wir den Wellnessbereich nutzen?" fragt er und ich nicke. "Klingt großartig." Er streckt mir die Hand entgegen und zieht mich hoch. "Dann zieh dich um. Wir treffen uns am Fahrstuhl, okay? Ich nicke und ziehe mich um, als er das Zimmer wieder verlassen hat. Vielleicht hilft es mir ja wirklich, mich etwas zu entspannen und ich bekomme die Gelegenheit, Codie näher kennen zu lernen.

"Oh mein Gott. Fester. Das ist so gut." stöhne ich eine halbe Stunde später und genieße die Finger des Masseurs auf mir. "Sie sind sehr verspannt, Monsieur." antwortet dieser und knetet weiter. Codie lacht leise neben mir und wird ebenfalls bearbeitet. Bei ihm ist es eine zierliche Frau, die aber meinem muskulösen Masseur in nichts nachzustehen scheint, denn auch Codie stöhnt immer wieder genüsslich neben mir auf. "Geht's dir gut, Magnus?" fragt er und ich drehe den Kopf so, dass ich genau in sein Gesicht sehe. "Gerade geht es mir sogar sehr gut." Codie zwinkert mir zu. "Sehr gut. Gleich gehen wir noch eine Runde schwimmen und dann würde ich dich gerne zum Dinner einladen. Wie klingt das?" fragt er und ich muss lächeln. "Das klingt so gut, dass ich direkt noch entspannter bin." Wieder lacht er. "Dann hab ich mein Ziel erreicht." sagt er zufrieden und ich nehme mir vor, ihn beim Essen zu fragen, warum er das alles macht.

Ich bin ein Fremder für ihn und er ebenso für mich. "Denk nicht schon wieder so viel nach, Magnus. Genieße einfach mal das Leben. Ich habe das Gefühl, das kennst du gar nicht." sagt Codie, als hätte er meine Gedanken gelesen und schließt die Augen. Das gibt mir die Möglichkeit, ihn näher zu betrachten. Er sieht wirklich gut aus. Lange, dichte Wimpern, ein schön geschwungener Mund, eine gerade Nase und gerade hängt ihm eine Strähne seines dunkelblonden Haares in der Stirn. Er ist wirklich süß.

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