Flucht

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Immer wieder habe ich eine neue Ausrede gefunden, Alec nicht anzurufen, denn ich bin nicht bereit dazu. Ab und zu bekomme ich eine Nachricht von ihm aber ich lösche sie ungelesen, um mich selbst nicht zu verletzen. Ich habe regen Kontakt mit Codie und wir haben uns für heute Abend in einer Bar verabredet. Er kommt mit seiner Freundin Maia und ich war dankbar, als er keine Fragen gestellt hat, als ich ihm gesagt habe, dass Alec und ich nicht mehr zusammen sind und ich stattdessen Clary mitbringe.

Aline und Helen habe ich eine lange Nachricht geschrieben mit der Bitte, nie wieder über den Abend beim Karneval zu reden und sie waren einverstanden. Ich will einfach nicht wissen, was ich noch verpasst habe, zu tief sitzt noch der Schmerz. Sechs Wochen bin ich nun wieder zu Hause und ich arbeite so viel ich kann.

Mittlerweile habe ich auch Anna kennengelernt und sie ist eine großartige Frau. Ich mag sie sehr und noch mehr mag ich, dass sie meinen Vater glücklich macht. So entspannt habe ich ihn lange nicht mehr erlebt. Die beiden reden über das zusammen ziehen und ich habe begeistert zugestimmt. Allerdings ist es mein fester Plan bald eine eigene Wohnung zu finden, damit die beiden ihre Ruhe haben und ich auch.

"Ich freue mich Codie wieder zu sehen." sagt Clary am Abend zu mir und sieht immer wieder zur Tür. Wir sitzen schon in einer Ecke meiner Lieblingsbar und trinken fleißig Gin Tonic. "Ich mich auch und ich bin gespannt auf seine Freundin. Du auch?" Sie zuckt mit den Schultern und schweigt. "Moment mal, du stehst auf Codie, hab ich Recht?" Sie schüttelt den Kopf. "Nein. Klar, er sieht gut aus und ist so nett aber er ist nicht mein Typ. Der da hinten ist eher mein Typ." Sie deutet auf einen Mann, den ich nur von hinten sehe. Ich kann nur seine breiten Schultern und seinen Hinterkopf sehen aber er kommt mir seltsam vertraut vor. Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, schwingt die Tür auf und Codie kommt mit einer jungen Frau mit wilden Locken herein.

Winkend hebe ich den Arm und als Codie uns entdeckt, beginnt er zu strahlen. "Magnus, ich freue mich so dich zu sehen und dich auch Clary." Wir umarmen uns und er stellt uns seine Freundin vor. "Das hier ist Maia. Schatz, das sind Magnus und Clary." Warm lächelt sie uns an. "Von euch habe ich schon eine Menge gehört. Ist ja eine aufregende Geschichte mit dem Ouijabrett." Sofort vergeht mir mein Lächeln und Codie greift ein. "Über so ernste Themen reden wir heute nicht. Lasst uns feiern." ruft er bestimmt und ordert eine neue Runde Gin Tonic und dazu vier Shots.

Nach einer Stunde und vielen Drinks, bemerke ich, dass Clary mit ihren Gedanken völlig woanders ist und sie immer wieder diesen Typen anstarrt. "Mit wem ist er da?" frage ich sie und sie schüttelt den Kopf. "Kann ich nicht genau sagen, er verdeckt die Sicht. Ich glaube es sind zwei Männer und eine Frau." Sie seufzt. "Bestimmt seine Freundin." Sie klingt traurig und ich will nicht, dass meine beste Freundin traurig ist. Mutig geworden vom Alkohol stehe ich auf und gehe auf die breiten Schultern zu. "Magnus, was machst du denn?" zischt Clary hinter mir aber ich ignoriere sie.

"Hey du, meine Freundin dahinten würde dich gerne kennenlernen." sage ich und klopfe dem Typ auf die Schulter. Als er sich umdreht, erstarre ich. "Jace." sage ich tonlos und er grinst breit. "Magnus, was machst du denn hier?" Geschockt starre ich Alecs Bruder an und suche nach Worten. "Mich sinnlos betrinken?" antworte ich und er nickt. "So wie wir." Erst jetzt sehe ich seine Begleitungen und ich bin wie gelähmt.
Auf der Bank vor Jace sitzen Alec, Izzy und ein Unbekannter. 'Bestimmt sein Neuer.' schiesst es mir durch den Kopf und ich trete den Rückzug an. "War schön dich wieder zu sehen, Jace. Bis dann." murmel ich und stolpere zurück zum Tisch. Gespannt sehen mich alle an. "Und?" fragt Clary und ich schüttel den Kopf. "Das war Jace." sage ich und sie runzelt die Stirn. "Jace wer?"

Ich bin noch immer wie gelähmt. "Jace Lightwood. Alec ist auch da." Clary wird blass. "Scheiße." sagt sie. "Sollen wir gehen?" Vehement schüttel ich den Kopf und winke den Kellner heran. "Tequila. Vier Gläser. Nein, besser acht." Ich ignoriere die besorgten Blicke der anderen und als unsere Bestellung kommt, stürze ich meine beiden Shots direkt hinunter , ohne auch nur einen Blick auf das Salz und die Zitrone zu werfen.
"Magnus. Dieser Jace kommt herüber." murmelt Clary plötzlich und jetzt ist mir doch nach Flucht aber schon steht er vor uns und lächelt meine beste Freundin an.

"Hi. Magnus sagt, du möchtest mich kennenlernen? Ich bin Jace." Er streckt die Hand aus und gespannt beobachte ich das Ganze. "Und ich nicht interessiert. Jedenfalls nicht, wenn du genau so ein Arsch bist, wie dein Bruder." sagt Clary hochnäsig und Jace lacht schallend. "Bin ich nicht und glaub mir, mein Bruder ist es eigentlich auch nicht. Er trifft nur nicht immer die richtigen Entscheidungen und das stürzt ihn in so manche Katastrophe." Ich schnaube laut, sage aber nichts und Jace sieht mich interessiert an. "Wolltest du Izzy und ihrem Freund Simon eigentlich nicht Hallo sagen, Magnus?" Okay, er ist also nicht Alecs Freund aber selbst wenn, geht es mich nichts an.

"Magnus, Maia und ich gehen jetzt. Ruf mich an ja? Jederzeit." mischt Codie sich ein und schnell umarme ich die beiden zum Abschied. "Versprochen. Mach es gut, Maia. War schön dich zu treffen." Freundlich lächelt sie mich an. "Ich hab mich auch gefreut. Komm bald mal zum Essen zu uns ja?" Ich nicke und die beiden gehen. Da sie ihre Shots nicht angerührt haben, mache nun ich mich darüber her und schon bald funktioniert mein Gehirn nicht mehr so ganz und ich versuche, nicht zu lallen. "Clary, gib dem armen Mann eine Chance aber Jace, ich warne dich. Tust du ihr weh, breche ich dir die Nase." Feierlich hebt er die Hand. "Ich bin ganz brav." schwört er und ich nicke.

"Ich muss mal an die frische Luft. Bin gleich wieder da." murmel ich und Clary sieht mich besorgt an. "Soll ich mitkommen?" fragt sie und ich hebe die Hand. "Nein, schon gut. Redet ihr." Dann verlasse ich die Bar und die kühle Abendluft trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht.
"Magnus?" Träge drehe ich mich zur Tür und erkenne einen Alec. Nein, es sind sogar zwei Alecs. Ich beginne zu kichern. "Ich kann nicht mal einen Alec gerade ertragen. Wie soll ich dann zwei ertragen?" Im nächsten Moment geben meine Beine nach und ich sinke zu Boden. Das letzte was ich merke, sind zwei starke Arme, die mich auffangen.

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