Noch 19 Tage bis zur Hochzeit

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Brav habe ich meinen Salat noch gegessen, bevor ich mich gewaschen habe und nur in Boxershorts neben Collin ins Bett gerutscht bin. "Hände eingecremt?" fragt er und ich bejahe es. Er fühlt nach und verschränkt dann seine Hand mit meiner. "Schlaf mit mir, Magnus." haucht er in mein Ohr und ich beisse mir auf die Unterlippe. "Heute nicht. Ich bin wirklich sehr müde." weiche ich aus und Collin zieht seine Hand zurück. "Dann nicht." schnappt er und dreht mir den Rücken zu. Einige Minuten später kann ich seinen gleichmäßigen Atem hören und ich verschränke die Arme hinter dem Kopf und denke nach.

Was ist da eben fast passiert zwischen meinem besten Freund und mir? Wieso wollte er mich küssen? Wieso wollte ich ihn küssen? Er steht auf Männer und diese Information macht mich völlig fertig. Ich habe in Alec nie einen potentiellen Partner gesehen, eben weil ich dachte, er bevorzugt Frauen. Steht er auf mich und was noch wichtiger ist, stehe ich auf ihn? Ich schüttel den Kopf. Mein Verlobter liegt neben mir und ich denke an einen anderen Mann. Ich bin ein Idiot. Schnell drehe ich mich um und versuche einzuschlafen. Ständig sehe ich Alec vor mir und mit einem Lächeln auf den Lippen, drifte ich schließlich weg.

"Ist das dein Ernst?" Von Alecs wütender Stimme werde ich am nächsten Morgen wach und sofort springe ich aus dem Bett. Ich finde die beiden in der Küche, wo sie sich gegenüber stehen und sich anfunkeln. "Meine Hochzeit, meine Regeln." zickt Collin gerade und ich gehe dazwischen. Alecs Blick, der an mir herunter wandert, entgeht mir nicht. "Wo ist das Problem?" frage ich mit heiserer Schlafstimme und Alec deutet auf Collin.

"Der da will, dass ich einen rosafarbenen Anzug anziehe zur Hochzeit." schnaubt er und fassungslos sehe ich meinen Verlobten an. "Rosa?" frage ich nur und er nickt. "Ja, so wie die Blumenmädchen und wie meine Trauzeugin Dana. Alles andere bringt das Farbschema durcheinander und das lasse ich nicht zu." motzt er und ich versuche Alec einen beruhigenden Blick zuzuwerfen. "Da reden wir nochmal drüber." murmel ich und Collin mustert mich.

"Der da," sagt er und deutet auf sich selbst. "geht jetzt zur Arbeit. Im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten, habe ich nämlich einen Job. Du solltest dir vielleicht mal was anziehen, Magnus." Damit rauscht er aus der Küche und ich sehe den wütenden Alec an. "Du wirst keinen rosafarbenen Anzug tragen." verspreche ich ihm und er nickt. "Okay." sagt er leise und wieder betrachtet er mich von oben nach unten.

Anstatt mir aber etwas überzuziehen, genieße ich seine Blicke und gehe zur Kaffeemaschine. "Trinkst du auch einen?" frage ich und er nickt. "Immer noch schwarz?" Erneut nickt er und ich gieße uns zwei Tassen voll. Damit setzen wir uns an die Theke und ich weiß genau, dass ich mir etwas anziehen sollte aber ich will einfach nicht. Früher haben wir uns ständig so gesehen und niemanden hat es gestört.

"Was macht er eigentlich beruflich?" fragt Alec schließlich. "Er ist ein ziemlich gefragter Designer und immer viel unterwegs. Er gönnt sich kaum Ruhe und sogar hier auf dem Festnetz rufen andauernd Leute an." antworte ich. "Liebst du ihn?" platzt er heraus und ich starre ihn an. "Bitte zwing mich nicht, diese Frage zu beantworten, Alexander." flüster ich und er greift nach meiner Hand. "Sag es mir." fordert er mich auf und ich senke den Blick. "Ich weiß es nicht. Als du plötzlich weg bist, war ich so verdammt einsam. Es war niemand mehr da, keiner der mit mir gelacht hat, keiner der mich in den Arm genommen hat und keiner mit dem ich reden konnte. Collin war da." gebe ich zu und Alec verschränkt unsere Hände miteinander. "Es tut mir so leid." sagt er leise und ich zucke mit den Schultern.

"Anfangs war er nicht so, wie jetzt. Er war lieb, verständnisvoll, aufmerksam und er hat mir Halt gegeben. Ohne dich war ich nicht mehr vollständig, verstehst du?" Als er fast unmerklich nickt, spreche ich weiter. "Seit dem Antrag ist er unentspannt. Er plant unentwegt irgendwas, schmeisst alles wieder um, plant von vorne und redet von nichts anderem. Alexander, ich weiß nicht mal mehr, ob ich ihn überhaupt noch heiraten will." gebe ich zu und beginne zu weinen. Sofort steht er auf und zieht mich in eine feste Umarmung. Seine Nähe beruhigt mich und ich kuschel mich an ihn. "Dann solltest du das absagen." sagt er und ich schüttel den Kopf und löse mich von ihm.

"Das kann ich nicht. Er gibt sich so viel Mühe und steckt so viel Geld da rein. Auch eine Sache, die er mir ständig vorwirft aber jedes Mal, wenn ich Geld dazu geben will, lehnt er es ab. Dabei verdiene ich nicht schlecht, ich bin gerade erst in den Vorstand befördert worden." Er lächelt. "Ganz dein Vater. Wie steht er zu Collin?" Ich seufze laut. "Nicht gut. Er war von Anfang an nicht sehr begeistert von ihm. Die beiden gehen sich aus dem Weg."

Alec betrachtet meine Hand. "Ein Goldring? Mir scheint, Collin kennt dich kaum." Ich beisse mir auf die Lippe. "Scheint so, ja." Plötzlich legt er seine Hand wieder auf meine Wange und streichelt mich zärtlich. "Du hast so viel besseres verdient, Magnus. Einen Mann, der dich kennt und so liebt, wie du bist." sagt er rau und ich sehe zu ihm hoch. "Und wo finde ich den?" flüster ich.

"Manchmal ist das Glück näher, als du denkst." antwortet er ebenso leise und wieder versinken wir in den Augen des anderen. Warum rast mein Herz wieder so? Alec ist doch nur mein bester Freund. Wieder überkommt mich das Gefühl ihn küssen zu wollen. Ich will wissen, wie er schmeckt, wie er sich anfühlt und ob ich mir nur einbilde, Gefühle für ihn zu entwickeln, die weit über eine Freundschaft hinaus gehen. Langsam lege ich eine Hand auf seine Hüfte und ziehe ihn an mich. "Was ist nur los?" frage ich heiser und dann beugt er sich zu mir und legt sanft seine Lippen auf meine.

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