Mittwoch

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Ich bin auf dem Weg, um mich mit Codie zu treffen, während Alec im Hotel bleibt. Wir haben ausgemacht spazieren zu gehen, damit wir uns ausgiebig unterhalten können.
"Also Magnus, was gibt es?" fragt er mich, als wir durch einen Park laufen. Ich habe meine Hände tief in meinen Hosentaschen vergraben und weiß nicht genau, wie ich anfangen soll.

"Du und Alec, wie?" fragt er plötzlich und lächelt als ich rot werde und nicke. "Sieht so aus. Es tut mir leid." murmel ich und er hält mich am Arm fest. "Können wir uns setzen?" fragt er und deutet auf eine Bank. Als wir nebeneinander sitzen, holt er tief Luft. "Hör zu, Magnus. Ich mag dich unglaublich gerne und deine Geschichte hat mich wahnsinnig fasziniert aber ich glaube, ich bin nicht dein Schicksal. Höchstens um dir die Augen zu öffnen aber nicht als dein Partner. Wir haben nie darüber geredet aber ich bin nicht alleine."

Geschockt starre ich ihn an. "Du hast einen Freund?" frage ich ihn und er schüttelt den Kopf. "Nein, eine Freundin. Ihr Name ist Maia und sie lebt in New York." Ich schlage mir die Hand vor die Stirn. "Ich habe nicht mal darüber nachgedacht, dass du nicht schwul sein könntest." stammel ich und das Ganze ist mir unglaublich peinlich. Codie greift nach meiner Hand. "Magnus, beruhigen dich. Ich stehe auf beide Geschlechter und wenn es Maia nicht geben würde und du nicht die ganze Zeit mit deinen Gefühlen und Gedanken bei Alec gewesen wärst, hätte ich dich sicher auf ein romantisches Date eingeladen und wenigstens einmal von deinen Lippen gekostet."

Er klingt ernst und ich glaube ihm. Wir sehen uns an. "Wie gerne würde ich es trotzdem tun. Nur um zu wissen, was uns entgeht und ob wir nicht doch füreinander bestimmt sind." flüstert er und für einen ganz kleinen Moment, möchte ich ihn küssen, um zu sehen, was es in mir auslöst aber ich kann nicht. "Wir können das nicht machen, Codie. Du hast Maia und ich habe schon Collin betrogen. Das hat Alec nicht verdient." erwidere ich leise und er nickt. "Du hast vollkommen Recht. Du und Alec seid ein schönes Paar und er liebt dich. Das habe ich sofort erkannt."

"Du meinst, er liebt mich?" frage ich und Codie nickt. "Ja, das meine ich. Denkst da anders?" Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung. Es ist alles noch so frisch und so neu. Sicher lieben wir uns als Freunde aber ob man da jetzt schon von wirklicher Liebe sprechen kann? Ich weiß es nicht." Warm lächelt er mich an. "Manchmal muss man etwas riskieren, Magnus. Ihr beide kennt euch so gut und ich glaube, dass deine Liebe zu ihm weitaus tiefer geht, als du es dir eingestehen willst."

Nachdenklich starre ich auf meine Hände. "Vielleicht hast du wirklich Recht und ich muss einfach mal aufhören, immer alles zu analysieren. Einfach mal treiben lassen und die Dinge auf mich zukommen lassen." Er schmunzelt. "Genau das. Magnus Bane, du bist eine absolute Bereicherung für mein Leben und es wäre mir eine Ehre, wenn wir beide Freunde sind und in Kontakt bleiben. Mein Urlaub ist vorbei und morgen fliege ich zurück in die USA."

Ich lächel ihn an. "Mir wäre es ebenfalls eine Ehre, Codie Wallgoth. Schließlich habe ich seit meinem vierzehnten Lebensjahr auf dich gewartet, da kann ich dich nicht einfach so wieder gehen lassen." Er zieht mich in seine Arme. "Es war wunderschön mit dir und ich habe die Zeit mehr als genossen, mein lieber Freund." Ich drücke ihn ebenfalls an mich. "Ging mir genau so. Grüß deine Mamie von mir und lass uns telefonieren, wenn ich wieder zu Hause bin. Dann treffen wir uns zu viert und du stellst mir deine Maia vor, einverstanden?"

Er löst sich von mir. "Einverstanden. Ich muss jetzt zurück. Kommst du mit?" Ich schüttel den Kopf. "Nein, ich bleibe noch ein wenig hier sitzen. Pass auf dich auf." Er beugt sich zu mir und haucht mir einen Kuss auf die Wange. "Du auch auf dich, Magnus." Dann dreht er sich um und geht zurück Richtung Hotel.

Lange sehe ich ihm noch nach und bin völlig in Gedanken versunken. So viele Dinge sind in den letzten Wochen passiert und ich versuche einen klaren Kopf zu bekommen. Mein Leben mit Collin ist vorbei, dafür fängt mein Leben mit Alec gerade erst an und ich sehe optimistisch in die Zukunft. Ohne Collin fühle ich mich frei, ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen und kann der sein, der ich wirklich bin.
Ohne lange nachzudenken ziehe ich mein Handy hervor und rufe meinen Vater an.

"Magnus." begrüßt er mich und ich kann Besorgnis und seiner Stimme hören. "Hi Dad." antworte ich. "Heute sind lauter Kartons gekommen. Mit deinen Sachen. Was hat das zu bedeuten und wo genau bist du eigentlich?" Ich seufze. "Dad, raste jetzt nicht aus aber ich bin in Frankreich. Mit Alec." Er schweigt einen Moment. "Alec ist bei dir? Das ist gut, das ist sehr gut. Was ist mit der Hochzeit?" Ich räuspere mich. "Die findet nicht statt."

"Gott sei Dank." sprudelt mein Vater hervor. "Ich bin so froh. Collin war nicht der richtige Mann für dich. Ganz ehrlich? Ich hab ihn nie gemocht." Ich muss lachen. "Darauf wäre ich ja nie gekommen." Gleich darauf werde ich wieder ernst. "Ich muss dir was sagen, Dad." Er holt tief Luft. "Okay, sag es einfach. Es kann nicht so schlimm sein und wir finden eine Lösung, egal was es auch ist." Bevor ich es ausspreche, kneife ich die Augen zusammen. "Ich bin jetzt mit Alexander zusammen." platze ich heraus und mein Dad lacht triumphierend. "Ich wusste es. Ich hab es immer gewusst, ihr beide seid das perfekte Paar. Alec hat dich schon immer angehimmelt und endlich hast du es begriffen. Ich freu mich so." Ich muss grinsen. "Ehrlich? Warum hast du nie was gesagt?" Er seufzt. "Als ob du mir zugehört hättest, Sohn."

Eine Weile reden wir noch und ich bin erleichtert, dass er es so freudig aufgenommen hat und euphorisch mache ich mich endlich auf den Rückweg. Mit guter Laune betrete ich unser Hotelzimmer und bleibe stehen. Alec rennt darin herum, seine Haare sind völlig zerzaust und er ist blass. Als er mich entdeckt, bleibt er wie vom Donner gerührt stehen und starrt mich an. "Wo zum Teufel warst du so lange?" motzt er mich an und in mir breitet sich ein merkwürdig Gefühl aus.

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