Ich saß nur stumm da

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Ich biss von meinen Käsebrötchen ab und ließ meinen Blick durch die Cafeteria schweifen. Wie meistens saß ich mit meinen Leuten an unserem Tisch. Sie unterhielten sich. Ich hörte nicht zu.

„Hey, Luci! Setzt dich doch zu uns", hörte ich Dexters Klette rufen.

Das Goldlöckchen kam auf uns zu. „Alles gut, ich setz mich zu den anderen." Sie schenkte mir ein Lächeln. „Kommst du mit, Tobi?"

Ich sah in die Richtung, in die sie deutete. Mir war klar, welchen Tisch sie meinen musste. Denn sie hing öfter mit ihnen herum. Mit den Losern. Mit dem Grünhaarigen und seinen Freakfreunden. Mit Eduard...

Ich konnte nicht anders, als ihn eine kleine Weile anzustarren. Die Augen meiner Freunde lagen auf mir. Sie bohrten sich in meine Haut. Ihre Blick sagten einfach alles. Also blieb ich feige wie immer und schüttelte mit dem Kopf. „Nee lass mal." Dabei hätte ich mich wirklich gern auf den freien Stuhl neben meinen Schwarm gesetzt. Nur, um ihm nahe zu sein. Ihn ganz zufällig berühren. Seine Stimme hören. Das konnte ich jedoch wirklich nicht bringen. Nicht, wenn alle etwas anderes von mir erwarteten.

Das Mädchen mit der Löwenmähne schien ein kleines bisschen enttäuscht zu sein, obwohl ihr bewusst gewesen sein musste, dass ich ablehnen würde. „Zu schade. Aber wir sehen uns später?"

„Klar." Ich stützte meinen Kopf und schaute zu ihr auf. Wie immer sah sie bezaubernd aus. Und ich war so unglaublich neidisch, als sie so selbstbewusst zu den Freaks hinüber ging. Es war ihr egal, was die anderen dachten. Das war so unglaublich cool.

„Wieso hängt deine Schnecke eigentlich immer mit den komischen Nerds ab?", fragte eines der Mädchen, die wie immer bei meinen Kumpels und mir am Tisch saßen. Sie hatte mich öfter gefragt, ob ich mit ihr ausgehen wollte. Jedes Mal hatte ich dankend abgelehnt.

„Na ja sie ist noch nicht so lang auf der Schule. Vielleicht ist ihr nicht so bewusst, was das für Typen sind." Es war klar, dass auch die Jungs es nicht so stehen lassen konnten. Sie lachten darüber und zogen über die Leute her, die dort hinten an diesem einen Tisch saßen. Über jeden einzelnen. Was das nicht für kleine Kinder wären, weil sie sich immer diese japanischen Zeichentrickserien anguckten und Videospiele für Sechsjährige spielten. Für Leute, die sich einen Dreck um diese Personen scherten, wussten sie ziemlich viel über sie. „Und schaut euch den mit den bunten Haaren an. Der ist doch bestimmt 'n Homo. Irgh stellt euch vor, ihr hättet Sport mit ihm. Er würde euch sicher anschwulen in der Dusche. Wie widerlich!" Dexter lachte. „Oder was meinst du, Ben."

Mir war der Appetit vergangen. Seufzend ließ ich das Brötchen in die Papiertüte fallen und drehte meinen Freunden den Rücken zu, lehnte mich an die Tischkante. Goldie schien wirklich Spaß mit den anderen zu haben. Sie lachten viel. Als wären sie in einer Blase. In ihrer eigenen Welt. All die negativen Kommentare schienen an der Hülle abzuprallen.

„Mach dir keinen Kopf, die kleine wird schon zur Besinnung kommen." Einer meiner Jungs klopfte mir auf die Schulter. Sie verstanden rein gar nichts. Doch ich verstand wohl genauso wenig. Schließlich saß ich stumm da und hörte dem Gelächter meiner Freunde zu. Ich schwieg, obwohl ich etwas hätte sagen können. Ich war wirklich lächerlich. Denn ich wusste, dass es falsch war, dass sie so negativ über Menschen redeten, die sie doch kaum kannten.

Ich beobachtete Lucia dabei, wie sie etwas aus ihrer Tasche holte. Der rote Zettel daran verriet mir, dass es Yoda sein musste. Wie auf Kommando erhob ich mich von meinem Stuhl.

„Hey, alles gut, Bennyboy?"

„Ich... hab noch was vergessen." Fluchtartig verließ ich die Cafeteria. Als ich mich jedoch noch einmal umdrehte und zu Eduard sah, trafen sich unsere Blicke. Er lächelte.

Losers [boyxboy]Where stories live. Discover now