Blut, Rotz und Wasser

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„Wieso packt der Typ dich an?" Dexter versuchte mit mir Schritt zu halten, als ich über den Schulhof stapfte. Er hatte sich meine Tasche übergeworfen, die ich einfach achtlos hatte liegen lassen.

Noch immer liefen Tränen über meine Wangen. Ich hatte mich einfach umgedreht und war aus dem Gebäude gestürmt. Wie ein Feigling lief ich weg. Denn was anderes konnte ich ja nicht. Ich konnte nur wegsehen, weghören, weglaufen. Alles ignorieren, damit ich mich nicht mit Dingen befassen musste.

„Ey, du blutest." Mein bester Freund packte mich am Arm.

Ich riss mich von ihm los und wischte mir mit der Hand unter der Nase lang. Tatsächlich blutete ich.

„Alter, kannst du mal stehen bleiben?" Erneut versuchte Dex mich festzuhalten.

„Verdammt, lass mich in Ruhe! Du hast doch keine Ahnung!", fuhr ich ihn an und schubste ihn grob weg. „Verpiss dich einfach. Verpisst euch alle!" Mir entfuhr ein viel zu lautes Schluchzen. Ich war ein Arschloch. Ein Feigling. Eine Heulsuse. Ein beschissener Freund und bester Freund, denn offensichtlich stieß ich alle von mir. Ich verletzte sie. Mit meinem Verhalten. Mit Worten, die ich sagte oder eben nicht sagte.

„Bennet, was ist los mit dir?"

Ich fuhr herum und fasste mir an die Stirn. Es fühlte dich an als würde ich platzen. Mir wurde die Luft abgeschnürt. Das Blut lief aus meiner Nase und tropfte auf mein Shirt, gemischt mit Rotze, weil ich heulte wie ein kleines Baby.

„Alter, ich hab das Gefühl, ich kenn dich nicht mehr. Bennet, ich bin dein bester Freund. Wir sind Brüder! Wieso erzählst du mir nicht, was los ist? Oder sind wir plötzlich Fremde?" Er schien wirklich enttäuscht zu sein und gleichzeitig war ihm die Sorge auf die Stirn geschrieben.

Schniefend schüttelte ich den Kopf und wandte mich wieder zum gehen, als ich sah, dass unsere Mitschüler aus dem Schulgebäude traten.

„Ben!"

Ich zog an dem Kragen meines Shirts, bekam keine Luft. „Nicht hier, Dex, bitte..."

Er brauchte wohl einen Moment, um zu verstehen, was ich gesagt hatte, ehe er mir folgte. „Willst du nach Hause?"

Ein Kopfschütteln.

„Okay. Gehen wir zu mir. Ich lass dich nicht allein." Er legte seine Hand an meinen Hinterkopf und wuschelte mir leicht durchs Haar, ehe wir uns gemeinsam auf dem Weg zu ihm nach Hause machten.

Alles zog nur so an mir vorbei. Ich war wie betäubt und gleichzeitig tat mir alles weh. Mein inneres wurde gegriffen und zerquetscht, ausgewrungen. Ich wollte so viel sagen, aber es kam kein Wort über meine Lippen. Es hingen so viele Gedanken in meinem Kopf und dennoch war da diese Leere.

Es fühlte sich an zu sterben. Und für einen Moment wünschte ich, ich würde es einfach tun. Sterben. Denn dann würde dieser Schmerz nicht mehr existieren.

Losers [boyxboy]Where stories live. Discover now