Geständnisse

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Jenny hakte ihren Finger an den Kragen meines T-Shirts und zog ihn ein wenig runter. „Hast du etwa eine Freundin?"

Ich sah Dexters Cousine fragend an. Sie war vor kurzem von ihrem Auslandsjahr zurück. Als Kinder hatten wir zusammen gespielt, hatten sogar eine dieser Kindergartenhochzeiten. Es existierte sogar ein Foto von diesem besonderen Ereignis.

Sie drückte die Fingerspitze auf mein Schlüsselbein. „Na ganz offensichtlich hat sie Spuren hinterlassen."

Dexter kam ebenfalls näher und begutachtete mich. „Das hab ich bei dir ja noch nie gesehen!", rief er grinsend.

„Wovon redet ihr?" Nervosität machte sich in mir breit und die Hitze stieg mir zu Ohren, als Jenny ein Foto machte und es mir zeigte. Es war ein dunkelroter Fleck zu erkennen. Nicht gerade klein. So einer, wie ich ihn schon öfter bei meinen Teamkollegen in der Umkleide gesehen hatte. An den verschiedensten Stellen. Es war ganz offensichtlich ein Knutschfleck. Er war mir am Morgen gar nicht aufgefallen.

Ich konnte nicht verhindern, dass meine Gedanken zum vergangenen Abend abschweiften. Eddie hatte sturmfrei gehabt. Anfangs waren wir beide total nervös und schüchtern. Aber dann ging irgendwie alles von ganz allein. Der Kopf war komplett leer und es gab nur noch ihn und mich. Seinen perfekten Körper so nahe an meinem, dass kein Blattpapier mehr zwischen passte. Diese Berührungen. Diese Hitze. Dieses Verlangen. Diese Lust. Ich hatte sowas noch nie zuvor verspürt. Die Dinge, die er getan hatte, noch nie zuvor gefühlt. Nicht so. Wenn ein anderer es tat, fühlte es sich so anders an. So viel besser. Es war unglaublich intensiv gewesen. Atemberaubend. Es war unser beider erstes Mal gewesen. Kaum zu glauben, denn es war so perfekt. Ich wusste nicht, wieso ich vorher immer ein wenig Angst davor hatte, was und wie es passieren könnte. Diese vielen Gedanken waren vollkommen überflüssig gewesen. Denn ich hatte jede Sekunde mit Eduard so sehr genossen, dass ich rein gar nichts bereute. Alles hatte sich für mich so perfekt angefühlt. So richtig. So echt.

Noch immer hatte ich ordentlichen Muskelkater.

Dex schnippte gegen mein rotes Ohr. „Das muss aber gut gewesen sein", grinste er.

Ganz automatisch legte sich meine Hand auf den roten Fleck, der wieder von meinem Shirt verdeckt wurde. Ob Ed noch mehr davon hinterlassen hatte?

„Also ist sie jetzt deine Freundin oder nicht?", wollte Dexters Cousine wissen.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Vielleicht wäre es der beste Augenblick gewesen, zu gestehen, dass es nicht meine Freundin sondern mein Freund war, der am Abend meine Jungfräulichkeit geraubt hatte. „Das war mein erstes Mal", platzte es aus mir heraus. „Und wir sind zusammen." Mein ganzer Kopf wurde ganz heiß. Oh Gott...

„Ich dachte, du hättest schon..." Dexter schien trotz seiner Frage weniger überrascht als angenommen. Eher sah er erleichtert aus?

„Gestern Abend... war mein erstes Mal." Ich schluckte schwer. Die beiden waren meine besten Freunde. Ich vertraute ihnen. Dennoch konnte ich mich beherrschen und hielt zurück, dass es ein Junge war, der mich diese Dinge hat fühlen lassen. Der mir diese Laute entlockt und in dessen Haar ich mich gekrallt hatte.

Dexter rieb sich etwas schüchtern seinen Nacken. „Ich... hab noch nie..."

Irgendwie ließ mich seine Aussage besser fühlen. Ich war nicht der einzige gewesen, der die ganze Zeit gelogen hatte. „Auch nicht mit deiner Freundin...?"

„Sie will andauernd... Aber ich bin dann so nervös, dass ich keinen hoch krieg." Ich hatte meinen besten Freund selten so peinlich berührt gesehen.

Jenny konnte nicht länger an sich halten und fing an zu lachen, woraufhin sie böse Blicke unsereins erntete. „Jungs, ihr seid so süß!" Sie warf ihre Arme um uns.

„Wie sieht's eigentlich bei dir aus?", wollte ihr Cousin wissen. Schließlich hatten wir uns ihr offenbart.

„Oh..." Sie lachte wieder. „Ich sag nur, der Test letzten Monat war Gottseidank negativ."

Unsere entsetzten Blicke sprachen wohl Bände. Jenny war offensichtlich nicht so unschuldig, wie wir immer angenommen hatten. Es graute mir bereits vor dem Moment, wenn Lily den ersten Jungen nach Hause bringen würde. Oder ein Mädchen. Wäre es ein Mädchen, würde ich wahrscheinlich ruhiger bleiben. Oh Gott, sie würde irgendwann erwachsen sein!

„Aber das bleibt unter uns!", riefen wir plötzlich alle drei gleichzeitig, was uns zum Lachen brachte.

Losers [boyxboy]Where stories live. Discover now