Pommes

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„Also ich weiß ja nicht, was eure Meinung dazu ist, aber Pommes könnten alle Kriege der Welt beenden." Eduard futterte genüsslich die Kartoffelstreifen von seinem Teller. Wir hatten uns mit ein paar Leuten in der Stadt getroffen und saßen in der Frittenbude, um unseren Hunger zu stillen. Der Laden hieß so. Dabei war es eigentlich ein gut besuchter Burgerladen und eher weniger eine Frittenbude.

„Nicht Pizza? Ich finde, das ist eher der Job einer Pizza", erwiderte Simon, der sich Walrosszähne baute. Manchmal verhielt er sich wie ein kleines Kind.

„Aber eine Pizza kann wieder zu Streit führen. Jeder belegt seine Pizza anders. Pommes dagegen werden ja wohl meistens immer gleich gegessen. Außerdem verstoßen Pommes meines Wissens gegen keine Religion zum Beispiel. Sie sind Vegan. Und ich glaube die meisten Menschen vertragen Pommes sehr gut.  Korrigiert mich, wenn ich falsch liege. Zumal kenne ich niemanden, der keine Pommes mag." Eduard war mehr als überzeugt von seiner Behauptung. Oh mein Gott, ich liebte es, ihm zuzuhören. Er erzählte oft irgendwelche unnötigen Dinge und redete gerne über alles mögliche, auch wenn es vielleicht in endlosen Monologen endete. Häufig verstand ich gar nicht, wovon er überhaupt sprach. Aber das war mir egal. Denn ich hörte einfach nur unglaublich gern seine Stimme. Egal welche Worte über seine Lippen gingen. Ich klebte an ihnen als hinge mein Leben davon ab.

„Aber auf Pommes muss man Bock haben."

„Ja, aber ich hab immer Bock auf Pommes."

„Hast du dich mal angeguckt? Du hast immer Bock auf Essen", lachte Simon und bewarf seinen besten Freund mit seiner Serviette, welcher ihm daraufhin gegen das Schienbein trat. Aber er lachte. Wahrscheinlich war der Junge mit den bunten Haaren der einzige, der sowas über Eduard sagen durfte, ohne, dass es ihn verletzte. So war es zwischen Dex und mir auch mal...

Ich griff nach meiner Cola und lehnte mein Knie leicht gegen das von dem Jungen neben mir. Seit unserem Kuss, konnte ich an nichts anderes mehr denken als ihm nahe zu sein. Ich wollte mutig sein und ihn wieder küssen, doch traute ich mich nicht. Also beließ ich es bei kleinen Gesten wie diese. Wir hatten nicht darüber geredet. Weder er noch ich hatten den Kuss angesprochen. Ich wusste also nicht, ob es ihm unangenehm gewesen war oder er es vielleicht doch so sehr genossen hatte wie ich.

Lautlos seufzend lehnte ich mich auf der Bank zurück, auf der wir saßen. Ich war vollgefressen und hatte nicht sonderlich Lust mich am Gespräch der anderen zu beteiligen. Einfach nur zuhören und seine Nähe genießen. Ihn ansehen. Anschmachten. Sein Lachen hören.

Eduard stützte seinen Kopf und quatschte mit den anderen über irgendeinen Nerdkram, von dem ich keine Ahnung hatte. Trotzdem hatte ich nicht das Bedürfnis mich in mein Handy zu flüchten, so wie es bei meinen Kumpels oft der Fall war. Ich genoss es einfach mit ihnen zusammenzusitzen.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Oberschenkel. Sie war ganz warm und kurz drückten mich ihre Finger, ehe sie wieder still dort ruhte. Eduards Hände waren unglaublich schön. Ich wünschte mir, sie würden mich überall berühren. Doch allein die Tatsache, dass sie dort auf meiner Jeans lag, verpasste mir eine heftige Gänsehaut und das Kribbeln, das sonst eher in meiner Brust zu spüren war, wanderte irgendwie ein wenig tiefer. Ich nahm meine Unterlippe zwischen meine Zähne und ließ meinen Blick schweifen. Mir gefiel dieses Kribbeln. Mir gefiel diese Wärme, die von seiner Hand ausging. Mir gefiel dieser ganze Moment. Er fühlte sich so unglaublich intim an und ich wollte nicht, dass er jemals seine Hand von meinem Bein nahm.

Zögernd hakte ich meinen kleinen Finger an den seinen, während er sich weiter unterhielt, als würde nichts sein. Es war ja auch nichts, was die anderen etwas angehen würde. Es war ein kleiner Moment zwischen ihm und mir. Vielleicht war es auch nur ein kleiner Moment für mich.

Losers [boyxboy]Where stories live. Discover now