Falsche Freunde vs wahre Freunde

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„Was war das denn jetzt eigentlich letztens mit der Schwabbelbacke?", fragte einer der Jungs und deutete zu dem Losertisch rüber. „Wieso hat der dich so angepackt?"

Dexter sah mich an und klopfte mir kurz auf den Rücken. Schließlich wusste er, was passiert war. Und er stand hinter mir. Er hatte sich sehr für mich gefreut, als er von der Versöhnung erfahren hatte.

„Wir haben uns gestritten", meinte ich nur und nahm einen Schluck von meinen Kakao.

„Aber du hast doch nichts mit dem Freak an Hut." Er lachte. „Wer will auch was mit dem zu tun haben?"

Es tat weh, wenn sie so über meinen Freund redeten. Sonst hatte ich es einfach ausgehalten. Aber das wollte ich nicht mehr. Niemand sollte so etwas über einen so wunderbaren Menschen sagen. „Ich will etwas mit ihm zu tun haben", sagte ich und spielte mit dem Strohhalm meines Getränks herum.

Wieder lachten sie. Ich musste ja unglaublich lustig sein. „Was hast du denn mit dem Fettsack zu schaffen?"

Ich hob meinen Blick. „Viel. Deshalb würde ich euch bitten, ihn einfach in Ruhe zu lassen." Mein Herz schlug bis zum Hals. Es war das erste Mal, dass ich meinen Freund verteidigte. Ich hatte Angst vor der Reaktion der anderen und dennoch fühlte es sich so richtig an.

Aber es nahm mich niemand ernst. „Du solltest in die Theater AG. Ich hab dir das fast abgekauft." Auch die Mädels, die wie immer an unserem Tisch saßen, tuschelten vor sich hin. „Der wird für immer Jungfrau bleiben. Nicht einmal eine Nutte würde so einen anfassen wollten."

Ich schlug wütend mit der Hand auf den Tisch. „Wieso sollte niemand ihn anfassen wollen? Weil er dicker ist als andere?" Und wenn es stimmte, war ich dieser Niemand. Denn ich wollte ihn berühren. Ihn küssen. Ihm nahe sein.

Es wurde gekichert. „Hast du dir den mal angesehen?"

Ich fühlte mich plötzlich so unglaublich mutig, zu Eduard zu stehen. Es fühlte sich so richtig an. „Ja, hab ich. Ich hab ihn angesehen. Er ist wunderschön. Innerlich wie äußerlich. Was man von euch nicht behaupten kann." Ich erhob mich und schulterte meine Tasche.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein, Bennet? Hast du Tomaten auf den Augen? Er ist total fett. Und hässlich. Richtig widerlich, der Typ!"

„Ihr seid die einzigen hier, die widerlich sind", stieß ich hervor.

„Hat man dir zu sehr auf den Kopf gehauen?"

„Eduard ist mein Freund." Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Jenny und Dexter erhoben sich ebenfalls von ihren Plätzen. Bisher hatten sie nur schweigend zugesehen. Schließlich musste ich selbst den Mut aufbringen und zu meinem Freund und vor allem zu mir selbst zu stehen.

„Bist du schwul oder was?" Wieder Gelächter. Doch war es diesmal nicht so unbeschwert. Eher verklemmt und aufgezwungen. Sie schienen langsam zu begreifen.

Ich zog leicht die Schultern hoch. „Ja, bin ich." Es war unglaublich schwer, es einfach so zu sagen. Ein Kloß hing in meinen Hals. Er ging nicht hinunterzuschlucken. Es fühlte sich an, als würde ich an ihm ersticken.

Die angewiderten Blicke meiner vermeintlichen Freunde taten so schrecklich weh. Wir kannten uns, seit wir klein waren. Und jetzt sorgte so eine Nebensächlichkeit dafür, dass sie mich verabscheuten. Ich wusste nicht, ob es schlimmer oder leichter gewesen wäre, wenn sie wenigstens etwas gesagt hätten, statt mich einfach so anzustarren. Um uns herum wurde getuschelt. Inzwischen hatten die Schüler an den anderen Tischen unser Gespräch aufgeschnappt.

„Komm, Bennyboy..." Dexter legte seinen Arm um mich, als er bemerkte, dass mir das Thema doch näher ging als es zuvor den Anschein machte. Ich hörte nicht, was er noch zu den anderen sagte, eher er und seine Cousine mich aus der Cafeteria begleiteten.

„Ich bin unglaublich stolz auf dich", sagte Jenny, als wir auf dem Schulhof zum Stehen kamen. Sie umfasste sanft mein Gesicht. „Sie sind es nicht wert, wenn sie so reagieren." Dexter hatte ihr alles erzählt. Anfangs war ich etwas wütend auf ihn, aber das legte sich schnell wieder. Wir waren immer zu dritt gewesen, war sein Argument. Sie hatte überhaupt kein Problem damit und freute sich für mich und Eduard.

Dex legte seine Hand auf meinen Hinterkopf. „Genau. Scheiß auf die. Du hast uns. Wir mögen dich, wie du bist."

Ich holte tief Luft und schenkte meinen Freunden ein Lächeln. „Danke, Leute..."

Losers [boyxboy]Where stories live. Discover now