Zweiter Koch

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„Was gibt es denn zu essen?", fragte ich gähnend, als ich in die Küche trat. Es roch so gut, dass ich davon wachgeworden war und aus dem Bett gekrochen kam. Ich schob meine Hand unter den geklauten blauen Pullover und rieb über meinen Bauch. Erst nach einem erneuten Gähnen, fiel mir auf, dass eine Person in Nanas Küche stand, die noch nie dort gestanden hatte.

Seine schönen Augen musterten mich. „Bei dir ist mein Hoodie also abgeblieben!"

Meine Großmutter sah mich mit diesem wissenden Blick an. Schließlich war das Oberteil in ihrer Waschmaschine gelandet und wie Omas so sind, musste sie direkt nachhaken. Schließlich war das Kleidungsstück mir offensichtlich zu groß und neu sah es auch nicht aus.

Meine Ohren wurden ganz warm. „Sieht so aus..." Ich rieb mit meinem Fuß über mein Schienbein, lehnte mich an die Arbeitsplatte. „Seit wann bist du hier?" Eduard war noch nie bei mir Zuhause. Jedenfalls nicht im Haus. Bei mir wären wir einfach nie allein. Und Nana konnte schrecklich neugierig sein.

„Weiß nicht." Er zuckte mit den Schultern und reichte der alten Frau die nächsten Zutaten. „Ich hab versucht dich anzurufen, aber du bist nicht rangegangen. Also bin ich einfach so vorbeigekommen. Ich hoffe, das ist okay...?"

Ob das okay war? Ich freute mich wirklich ihn zu sehen. Und es freute mich fast noch mehr, zu sehen, dass er sich mit meiner Familien so gut zu verstehen schien. Ich lächelte ihn verlegen an. „Ist vollkommen okay."

Ed erwiderte mein Lächeln. Sein Blick glitt kurz an mir hinab. Ich mochte es, wenn er mich so ansah. Bei allen anderen hätte ich Angst, dass ihnen irgendwas an mir nicht passen könnte, sie mich verurteilen. Aber bei ihm wusste ich, wie dieser Blick gemeint war. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe und vergrub meine Hände in der Kängurutasche.

„Wo ist Lily?" Es war erschreckend still im Haus, bemerkte ich.

„Opa ist mit ihr spazieren. Sie hatte Hummeln im Hintern, das konnte er sich nicht mit ansehen." Nana hielt mir einen Löffel vors Gesicht, damit ich die Soße probieren konnte.

„Die ist anders als sonst", stellte ich fest, nachdem ich den Löffel wieder freigeben hatte. „Aber echt gut! Was ist da drin?"

„Wenn ich dir das sagen würde, wüsstest du es trotzdem nicht", neckte sie mich, was Eddie zum Lachen brachte. Dass ich nicht kochen konnte und keine Ahnung von sämtlichen Gewürzen hatte, war kein Geheimnis. Ich konnte nur sagen, ob es mir schmeckte oder eben nicht.

Ich ließ mich auf einen Stuhl sinken und rieb mir über die müden Augen. Die beiden Köche ignorierten mich wieder vollkommen. Das war okay. Denn so konnte ich unbemerkt schmachten. Mein Freund sah so gut aus, wenn er etwas tat, was ihm Freude bereitete. Dieses Strahlen in seinen Augen. Und diese Hände, die so selbstverständlich mit dem Küchenwerkzeug werkelten. Ich war hin und weg von diesem Anblick. Wie er sich das Geschirrhandtuch über die Schulter warf. Dieses Lachen, wenn Nana einen dieser Witze brachte, die ich schon hunderte Male gehört hatte. Ob er sie wirklich lustig fand oder es aus Höflichkeit tat, konnte ich schwer sagen.

„Benny-Schatz, ich rede mit dir."

Ich hob meinen Blick, der an Eduards Rückseite hängengeblieben war, und sah meine Oma an. „Hm...?"

„Magst du den Tisch decken? Die anderen beiden müssten auch gleich da sein." Ihr schmunzeln konnte sie sich nicht verkneifen und auch meinen Freund hörte ich am Herd leise kichern, weshalb mir die Hitze erneut in die Ohren stieg. Das blieb natürlich nicht unbemerkt. Nana zog leicht an meinem Lauscher. Das tat sie immer, wenn sie bemerkte, wie rot sie wurden. Deshalb konnte ich sie als Kind schon nicht anlügen oder etwas vor ihr verheimlichen. Meine Ohren waren miese Verräter.

Peinlich berührt erhob ich mich und deckte im Esszimmer den Tisch.

Passierte es mir in der Schule auch, dass ich den Jungen so anstarrte und völlig weggetreten war?

Losers [boyxboy]Where stories live. Discover now