Kapitel 15

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Die erste Aufgabe forderte, dass sie einen Eisenhut, einen Kartoffelbauchpilz, ein Ei der Aschwinderin, einen Bubotubler, eine Nieswurz, einen Krötenmagen, drei Flubberwürmer und schließlich den kritischen Kopf einer Runespoor sammelten.

Izar beäugte die letzte Anforderung und sein Unbehagen wuchs. Die Runespoor gehörte zu den auffällig gefährlichen Schlangen. Sie besaß drei Köpfe; einen Träumer, einen Taktiker und einen Kritiker. Der kritische Kopf dieser Schlangenart hatte das schädlichste Gift und die grausamsten Zähne.

„Sie werden dich gut behandeln.", murmelte eine tiefe Stimme neben ihm.

Izar blickte auf und musterte den Dunklen Lord. Tom Riddle war in blaue Roben gekleidet, die feine bronzefarbene Akzente aufwiesen. Er unterstützte Izar, doch hielt es subtil. Man musste sich Riddle schon genauer ansehen, um die minimal ausgeprägten Zeichen zu erwischen. Izar konnte sich an keine Begegnung erinnern, bei der Riddle etwas anderes als Schwarz, Grün, Silber und gelegentlich mal Braun und Rot getragen hatte.

„Mich gut behandeln?", fragte Izar und runzelte die Stirn. Vorhin hatte er sich geschworen, dass er nicht offen mit dem Mann sprechen würde, bis er herausgefunden hatte, was der Ring an seinem Finger bedeutete, mit welchem er sein Schicksal besiegelte. Es war jedoch schwierig, den Dunklen Lord zu ignorieren, vor allem, wenn der Mann ihn ansprach.

„Die Schlangen.", fuhr Riddle träge fort. Er stand nahe bei Izar, doch sein Blick blieb nach vorne gerichtet, weg von der neugierigen Musterung Izars.

Lukas, Karkaroff und Bjørn saßen in einem kleinen Kreis zusammen und flüsterten über die gelisteten Gegenstände miteinander. Es würde sich nur um eine Frage von Minuten handeln, bis Dumbledore sich dem Zelt erneut nähern würde, um Lukas abzuholen, der als 2. an der Reihe war, den Wald zu betreten. Sie scheinen unruhig. Ihre Augen tanzten immer wieder durch das Zelt, blieben an einem zufriedenen, schelmischen Riddle hängen.

„Han er en ormmunn, far." [„Er ist ein Parselmund, Dad"], flüsterte Lukas auf Norwegisch, seiner Muttersprache, bevor er unglücklich zurück zu Riddle blickte. „Han manipulerte ganske sikkert turneringen for å sikre sine egne interesser." [„Er hat den Ausgang des Turniers sicherlich zugunsten seiner eigenen Interessen manipuliert."]

Schulleiter Karkaroff blieb seltsam ruhig. Izar bemerkte, dass er versuchte, den Blick von Riddle abgewandt zu lassen und dass sein Körper leicht weg von Lukas und Bjørn positioniert war.

„Ta det med ro, Lukas, han og hans representant skal få det de fortjener." [Lass es gut sein, Lukas, er und sein Champion werden bekommen, was sie verdienen."] Bjørn schenkte Izar ein lippenloses Lächeln, ehe er seinen Sohn mit einer Hand an der Schulter näher ins Zelt führte. Sie überließen Karkaroff unbeholfen sich selbst, doch Izar konnte sie dennoch hören. „Gutten er bare femten. Selv om han er smart så har han ikke en sjanse stilt opp mot ordentlig erfaring. Gutten er en lesehest, ingen ordentlig trollmann." [„Er ist erst fünfzehn. Obwohl er klug ist, hat er keine Chancen, gegen dich anzutreten und zu gewinnen. Er ist ein Bücherwurm und kein erfahrener Zauberer."]

Riddle richtete sich bei der letzten Bemerkung auf und ein boshafter Ausdruck zeichnete seine Züge. Er neigte seinen Körper näher zu Izar, während er sein Gesicht weiterhin nonchalant hielt. „Sie wissen davon, dass Ihr Parsel sprecht.", wies Izar unnötigerweise darauf hin. Der Dunkle Lord sprach Norwegisch und Izar konnte zumindest mehr als die Hälfte verstehen; dasselbe galt für Französisch und Deutsch. „Sie glauben, dass Ihr die Gegenstände auf der Liste zusammengestellt habt... Sie glauben, Ihr hättet das Turnier zu Eurem Gefallen angepasst. Stimmt das?"

Die Anspannung des Dunklen Lords löste sich langsam in Luft auf, umso mehr Izar sprach.

Verzaubertes Braun traf auf Kohlegrün. „Es stimmt.", sagte Riddle, begleitet von einem rachsüchtigen Grinsen. „Und trotz deines vorherigen Zorns meiner Person gegenüber, weil ich die Aufgabe dir gegenüber nicht erwähnte, habe ich die Initiative ergriffen und mit den Schlangen des Waldes gesprochen. Sie würden sich eher vor dir verneigen, als dir zu schaden, während du durchgehst."

Izar war verblüfft und ein wenig beleidigt. „Was..." Er hielt inne, die Augen verengt. „Ich kann auch mich selbst aufpassen. Ich dachte, Ihr wolltet, dass ich mich Euch beweise? Sicherlich ist der Kopf der kniffligste Gegenstand auf der Liste?"

Riddle blieb stumm und beobachtete aus aufmerksamen Augen, wie Dumbledore ins Zelt trat, um Lukas nach draußen zu führen. Die Rufe wurden noch einmal lauter und erinnerten Izar daran, dass ihm nur noch fünf weitere Minuten blieben. „Schlangen sind mein Gebiet, Izar. Ich wünsche nicht, dass du gegen etwas ankämpfen musst, das ich zerstreuen kann. Du wirst im Wald auf genug anderweitige Gefahren stoßen. Eine Vergiftung muss nicht sein, wenn ich sie leicht verhindern kann."

Izar stieß sich von dem Stuhl ab, an dem er lehnte und näherte sich dem Ausgang des Zeltes. Er war wütend auf den Dunklen Lord. „Ich wollte einen fairen Wettkampf.", murmelte er dunkel.

„Tatsächlich?", fragte Riddle leichthin, Amüsement deutlich in der Stimme. „Warst du es nicht, der wütend wurde, weil ich dir nicht von der ersten Aufgabe erzählt habe?"

Izar spürte, wie seine Ohrläppchen warm wurden. Der Mann hatte nicht ganz unrecht. „Das war falsch von mir.", gestand Izar leise. „Ihr hattet recht damit, es mir nicht zu sagen."

Er hörte, wie der Dunkle Lord sich ihm von hinten näherte. Trotz der leisen Annäherung des Mannes konnte Izar die Magie spüren, die sich um ihn legte. Eine Hand schlängelte sich um seinen Kiefer und drehte ihn so, dass er dem Mann in die Augen sehen musste.

„Ich möchte, dass du heute alles vergisst, Izar. Vergiss deinen Vater, den Ring und deine Verpflichtung als mein Todesser. All das sollte nur einer entfernten Erinnerung ähneln, während du dich der Aufgabe widmest." Der Mann hielt inne. „Streng dich an und du wirst erfolgreich sein."

Der Mann tätschelte seine Wange ein wenig grob, sorgte dafür, dass sie brannte. Er blickte den grinsenden Dunklen Lord an.

„Izar?" Er drehte sich um und sah in lavendelblaue Augen. „Bist du soweit?"

Izar schaute auf seine Lederhandschuhe. In seiner linken Hand hielt er sowohl den Sack an Phiolen, als auch die Rolle mit den gelisteten Gegenständen. In der rechten Hand lag sein Zauberstab, bereit für den Dienst. „Bin ich, Schulleiter.", nickte Izar knapp und sah zu dem lächelnden Mann auf.

Dumbledore gluckste leicht und winkte ihn mit der linken Hand heran. „Dann folge mir, mein lieber Junge." Izar leistete der Anweisung folge, schnell genug, um den vorsichtigen Blick aufzufangen, den Dumbledore Riddle über seinen Kopf hinweg zuwarf. Izar blieb bewusst teilnahmslos, verriet seine Belustigung nicht. Er hatte Recht, wo er angenommen hatte, dass Dumbledore Riddle nicht traute. Izar fragte sich, wie sehr es den alten Mann ärgern musste, zu wissen, dass ein Dunkler Lord seine Schüler umwarb und frei durch die Hallen von Hogwarts wandelte. Der Schulleiter hatte diesbezüglich nichts zu sagen; Riddle thronte auf dem politischen Feld einfach zu hoch auf.

Mit einem tiefen Atemzug verließ Izar das Zelt, nur um auf das grasbewachsene Quidditchfeld zu laufen. Er hatte das Feld nur in seinem ersten Jahr aufgesucht. Der Sport hatte ihn nie sonderlich interessiert, nicht so sehr wie der nächste Zaubertrank- oder Zauberkunst-Aufsatz. Aber er hatte sich immer gefragt, wie die Tribüne wohl aus der Perspektive eines Quidditchspielers aussehen mochte.

Seine Neugierde wurde gestillt, als unzählige Schüler bei seiner Ankunft aufstanden und jubelten.

Izar fiel es schwer, sich umzusehen, ohne sich ... geschmeichelt zu fühlen. Er hasste es, wenn er so verdammt sentimental wurde, aber es war schwierig, es nicht zu werden, wenn fast die gesamte Schülerschaft von Hogwarts ihre Unterstützung für ihn hinausbrüllte. Schüler hoben ihre linken Arme und offenbarten die blauen Bänder. Und es waren nicht nur Schüler auf der Tribüne; es gab auch Eltern und weitere, ältere Erwachsene, die in der Menge verteilt standen.

Izar lächelte leicht und hob sein Kinn so hoch, wie er konnte. Er tröstete sich mit der Tatsache, dass Dumbledores hochgewachsene Gestalt ihn überragte. Aber es war nicht wirklich etwas Positives, wenn der Mann darauf bestand, ihn im Rampenlicht zu halten.

Es war leicht, die Fans von Beauxbatons und Durmstrang zu erkennen. Nicht nur, weil ihre Schuluniformen mit den anderen kollidierten, auch ihre sitzenden Formen stachen hervor. Izar ließ seine Augen über die Fans gleiten, ohne das Geschlecht ausmachen zu können. Sie waren zu weit oben.

Seine Augen nahmen die drei großen Bildschirme in sich auf, die für das gesamte Spielfeld sichtbar waren. Angst breitete sich in seiner Magengrube aus, als er realisierte, dass jeder Bildschirm einen Champion gewidmet war; sie würden verfolgt werden. Jeder Bildschirm hatte einen Namen darunter zu stehen, die Zeit, die ihm Wald verbracht wurde und die Anzahl der gesammelten Gegenstände. Es sah so aus, als ob Cyprien in Führung lag, da er bereits vier von zehn Gegenständen gefunden hatte.

„Ihr habt wohl vergessen zu erwähnen, dass uns eine verdammte verzauberte Kamera folgen würde.", murmelte Izar an Riddle gewandt, als der Mann neben ihm zum Stehen kam.

Riddle schenkte der Tribüne sein Lächeln.

Der dritte Bildschirm war leer, bereit, Izar anzuzeigen, sobald er den Wald betrat. Als ob er seine unanfechtbare Aufregung gespürt hätte, flog das kleine Gerät über das Spielfeld direkt vor sein Gesicht. Izar runzelte die Stirn und trat einen Schritt zurück, während er die Kreatur ... das Gerät ... betrachtete. Er erinnerte sich deutlich daran, über etwas Derartiges gelesen zu haben. Es wurde „Wächter" genannt und sah aus wie ein Schnatz, den die Sucher bei ihren Quidditchspielen fangen mussten. Nur, dass es einen großen Augapfel besaß.

Izar schluckte und grinste, als seine Gestalt auf dem Bildschirm erschien.

„Ignoriere es.", flüsterte Riddle leise. „Lass dich davon nicht ablenken." Und Izar war klug genug, die Warnung in der Stimme Riddles zu vernehmen.

„Sonorus." Dumbledore richtete seinen Zauberstab auf seine Kehle und seine Stimme wurde ohrenbetäubend laut. „Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen den Hogwarts-Champion, Mr. Izar Harrison, präsentieren." Der Jubel schwoll an, so sehr, dass Izar schwindelig wurde.

„Lächeln.", murmelte Riddle mit einem irritierten Zischen. Sein Befehl war viel zu leise, als dass der Sonorus-Zauber ihn hätte auffangen können. „Verdammt, Kind, lächle."

Izar schluckte die Galle hinunter und schenkte der Menge ein verzerrtes Lächeln. Das Lächeln war genauso tröstlich wie die Blicke, die er sowohl von Tom Riddle, als auch vom norwegischen Minister Steinar erntete. Izar winkte kurz und hoffte, dass die Geste für das fehlende Politikerlächeln wettmachte.

Riddle fing seinen Blick ein, bevor er sich abwandte. Ein amüsiertes Grinsen zuckte über seine Lippen.

Dumbledore gluckste; er klopfte Izar auf die Schulter, wie man es bei einem kleinen Kind machen würde. „Mr. Harrison hat dieselbe Liste an Gegenständen erhalten wie die anderen beiden Champions, mit denselben Regeln. Wünschen wir ihm viel Glück." Dumbledore löste seine Hand von Izars Schulter, ehe er seinen Zauberstab hoch aufrichtete. Ein lautes Knacken hallte über das Spielfeld, als sich das Bild des Hogwarts-Wappens in der Luft materialisierte. „Und los!"

Izar zuckte zurück, blinzelte und drehte sich um, um loszulegen. Sein Timer begann zu laufen und die blinkenden Zahlen verhöhnten Izar, während er über das Spielfeld in Richtung Wald sprintete. Die ganze Zeit über folgte ihm der Wächter dicht auf den Fersen.

Er betrat den Wald in Rekordzeit und sein Atem drang in kurzen Stößen aus seiner Nase. Es war verständlich, dass er innehielt, bevor er sich durch die Bäume schlängelte. Schließlich wurde ihm seit dem Beginn seiner Schulzeit stets geraten, den Wald unter keinen Umständen zu betreten. Nur dieses Mal wurde es von ihm erwartet.

„Lumos." Seine Zauberstabspitze leuchtete auf, erhellte die dunkle Atmosphäre des Waldes. Die frühe Oktoberluft war ein wenig kühl, besonders an einem Ort, den die Sonne selten erreichte. Er kam in Eingangsnähe zum Wald zum Stehen, den Blick auf den Boden gerichtet.

Es erschien sinnvoll, dass die Bubotubler in der Nähe des Waldrandes nisteten. Im Allgemeinen genossen sie die warmen Sonnenstrahlen, wenn sie schliefen und gruben sich des nachts unter den Boden, um sich im Ritual der Paarung oder der Verzehrung der Erde einzufinden. Izar zog eine Grimasse, als er den Weg entlanglief, in der Hoffnung, ein Zeichen eines Nistplatzes ausmachen zu können. Er ignorierte den Wächter so gut es ging und versuchte, nicht an die Hunderte von Menschen zu denken, die jede seiner Bewegungen beobachteten. Das würde nur für Ablenkung sorgen. Und Voldemort wollte bestimmt nicht, dass er sich ablenken ließ.

Vor sich erblickte Izar aufgewühlte Erde. Da waren sie. Bubotubler. Senkrecht im Boden sitzend, sahen sie aus wie ein Ring von Pilzen. Ihre Schwänze wackelten träge in der untergehenden Sonne, signalisierten die Anfänge eines tiefen Schlummers.

Izar wagte sich näher an ihren Nistplatz heran und holte eine der Phiolen aus seinem Sack. Ihm wurde bewusst, dass er Glück mit den Lederhandschuhen gehabt hatte, als er einen Bubotubler griff und ihn aus der Erde zog. Der zappelte und veranlasste Izar, ihn so schnell wie möglich in die Phiole sinken zu lassen, ehe der Eiter aus einer der vielen Blasen austreten konnte. Der Ravenclaw verzog das Gesicht und hob die Phiole an sein Gesicht, studierte, wie der Bubotubler vor Kälte zitterte. Ekelhafte Kreaturen...aber nützlich bei Akne.

„Erstes erhaltenes Objekt; Bubotubler."

Izar drehte sich um und starrte den Wächter an, als dieses dumpfen Tons den ersten gesammelten Gegenstand ankündigte. Das Ding sprach. Wie ... praktisch.

Sein Blick glitt an dem Wächter vorbei, hinüber zu einem aufragenden Busch. Er wurde munter, erhob sich rasch und setzte seinen Weg fort, auf das vertraute Gebüsch zu. Es bebte, als Izar sich näherte und der Adler hätte beinahe geschnurrt vor Ekstase. Es war ein Zitternder Ginsterbusch. Oh, lieblicher Merlin. Er beugte sich über den Busch und beobachtete fasziniert, wie die Blätter zuckten und flatterten. Sie bildeten eine wichtige Zutat für Felix Felicis, flüssiges Glück. Izar brauchte diesen Trank nicht, aber er war schon immer daran interessiert gewesen, ihn zu brauen. Und es würde eine ansehnliche Stange Geld kosten...

Er stand steif auf und starrte auf die Blätter. Sie standen nicht auf seiner Liste, aber...

Kohlegrüne Augen blickten zum schwebenden Wächter, der ihn seinerseits beobachtete. Wirklich... nun verstand er, warum diese Aufgabe so schwierig sein sollte. Einen Ravenclaw in ein Gebiet voller seltener und überaus wertvoller Zutaten zu werfen, konnte nur qualvoll enden. Vor allem, wenn diese Zutaten nicht auf seiner Liste standen.

Izar schnaufte, streckte die Hand aus und schnitt einen Stängel des Ginsterbuschs ab. Er steckte ihn schnell in seinen Sack und lief dann weiter.

„Nicht identifizierbarer Gegenstand.", ertönte es monoton von dem Wächter.

„Sei still.", knurrte Izar und eilte tiefer in den Wald hinein.

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Izar krabbelte aus dem trüben Tümpel und strich sich das tropfende Haar aus dem Gesicht. Mit angeekeltem Gesichtsausdruck angesichts des schrecklichen Geruchs, fragte er sich, wie zum Teufel Kröten so flink sein konnten.

„Neunter erhaltener Gegenstand; Krötenmagen." Der Wächter blinzelte Izar träge an, als der Junge sich das schlammige Wasser vom Körper schüttelte.

Acht Minuten waren vergangen, seit er den Wald betreten hatte und das Einzige, was ihm noch fehlte, was der mittlere Kopf der Runespoor. Vor einigen Minuten hatte er ein lautes Klingeln durch den Wald hallen hören. Der Wächter, der ihm folgte, hatte verkündet, dass der Champion von Beauxbatons, Cyprien, die Liste als erstes abgearbeitet hatte. Izar konnte sich vorstellen, dass der Junge schneller gewesen wäre, wenn es die dreiköpfige Schlange und den Marsch zurück zum Spielfeld nicht gegeben hätte. Nach all dem Laufen und Sprinten, das Izar hinter sich gebracht hatte, nahm er an, dass er genauso weit vom Spielfeld entfernt war, wie Cyprien es gewesen war.

Bis jetzt hatten es noch keine Kreaturen auf ihn abgesehen, die ihm den Weg versperren sollten. Der Zentaur, über den Izar stolperte, hatte ihn als einfaches Kind – und somit keine Gefahr – abgetan. Der Zentaur warnte Izar jedoch, nicht weiter in den Wald hineinzugehen, denn in diesem Fall würden schreckliche Dinge geschehen. Izar hatte aufrichtig genickt, die Warnung allerdings ignoriert. Schließlich waren die Runespoor und Eisenhut dafür bekannt, sich in den tiefsten Tiefen des Waldes aufzuhalten.

Seither fühlte er sich unruhig. Er glaubte nicht direkt an die Warnung, doch hatte sich ein Gefühl des Unwohlseins in ihm breitgemacht. Es könnte an dem Wächter liegen, der ihn verfolgte. Egal, was es auch sein mochte; er würde den Zauberstab nicht senken, obwohl seine Knöchel wund und ineinander verschlossen waren.

Seine Haare standen in alle möglichen Richtungen ab, die Enden unkontrolliert gekräuselt wegen der Feuchtigkeit, die sie aufgenommen hatten. Seine Kleidung war zerrissen und verbrannt von den Eiern der Aschwinderin. Trotz Riddles Zusicherung, dass sie sich eher vor ihm verbeugen würden, hatte er dennoch ein Problem mit den Müttern, die ihre Nester streng bewachten.

In einem Aschwinderin-Nest hatte er auch Lukas getroffen. Die beiden tauschten keine Kommentare aus, in Gedanken bei den zuschauenden Fans. Tatsächlich hatte sich das ein paar Male abgespielt, dass Lukas sich in bequemer Nähe zu ihm befand. Izar war froh, dass der Junge genauso miserabel aussah, wie er selbst.

Krächzen.

Izar wandte sich zum Teich um, das Licht seines Zauberstabs genug, um eine Gruppe von Kröten zu sehen, die ihn vor ihren Seerosenblättern aus anstarrten. Izar schnitt eine Grimasse, als sich ihre Kehlen zu Säcken ausdehnten, ehe das Krächzen erneut erklang. Sie waren wütend auf ihn, weil er einen der ihren genommen hatte.

Krächzen.

Izar blickte nach unten und seine Augen weiteten sich, als er die fette Kröte auf seinem Schuh sah. „Runter von mir, du dumme Kreatur.", zischte Izar angewidert. Er holte mit dem Fuß aus und schickte die fette Kröte in die Luft. Ein lautes Plopp war zu hören, als sie im Teich landete.

In diesem Moment ertönte hinter im ein Laut, der einem Schnipsen ähnelte. Er erstarrte und blickte auf den Teich, ehe er sich langsam umdrehte. Wie befürchtet, stand eine Acromantula hinter ihm, deren Beißerchen aufgeregt zusammenklackten. Ihre acht Augen funkelten Izar im Licht seines Zauberstabs an.

„Du willst mich nicht.", überlegte Izar laut und grinste nervös, als er mitansehen musste, wie eine weitere Acromantula hinter der anderen zum Vorschein kam. „Ich meine...wirklich." Er kniff sich in den Arm. „Da ist eindeutig nicht genug an mir dran."

„Für eine von uns wärst du offensichtlich genug.", gurrte die Kreatur und die Kneifzangen klackten.


Drei weitere huschten durch das Licht seines Zauberstabs und Izar wurde klar, dass er möglicherweise zu weit in den Wald hineingegangen war. „Du hast natürlich recht.", nickte Izar und der Griff um seinen Zauberstab wurde unerträglich fest. Er kannte den Zauber für eine Acromantula und der war nicht für eine Armee von ihnen ausgelegt. „Ihr könnt es nicht zulassen, das andere Menschen mitten in eurem Wald herumlaufen, was?"

Er machte einen Schritt rückwärts und war sich der anderen Acromantulas hinter sich mehr als bewusst. Wie hatte er sich nur einkreisen lassen können? Es war idiotisch, seine Umgebung nicht zu beachten.

Die Acromantula klopfte ein letztes Mal mit ihren Kneifern, bevor sie sich auf ihn stützte. „Arania Exumai!" Izar peitschte seinen Zauberstab über seinen Körper, während er die Spinne dem Erdboden gleichmachte. Es war dazu gedacht, große, gezüchtete Spinne loszuwerden; besonders Acromantulas.

Izar drehte sich um und floh, sein Gehirn auf Überstunden. Sirius hatte in der letzten Woche mit ihm an seinem Duellfortschritt gearbeitet. Das erste, woran er dachte... genau...

„Cendere.", flüsterte Izar und zog kleine Kreise mit dem Zauberstab. Über seinem Kopf entstand ein kleiner Ring aus Feuer. „Cendere.", murmelte er erneut und das Feuer breitete sich aus. Hinter sich hörte er die klopfenden Füße der laufenden Acromantulas. Das Geräusch stellte ihm die Nackenhaare auf. „Cendere."

Das Feuer wuchs und nahm an Intensität zu. Es ähnelte einem dicken Seil, als es sich mit seinem Zauberstab verband. Izar hielt inne und ließ den Sack mit den Phiolen und Gegenständen fallen, während er sich in Verteidigungsstellung brachte. Die Spinnen kamen aus allen Richtungen, schlossen ihn ein.

Sein Arm schwang um seinen Körper, als er das feurige Seil herumpeitschen ließ. Es bildete einen weiteren Kreis um ihn herum und hielt die Spinnen in Schach. Das Feuer traf ein paar von ihnen, diejenigen, die dicht genug waren und versuchten, an seiner Absperrung vorbeizukommen. Sie schrien und kauerten sich zurück, blieben aber in der Nähe. Selbst sie wussten, dass er das Feuerseil nicht lange aufrechterhalten konnte und zu dem Zeitpunkt, wäre ihre Beute an einem Punkt der Wehrlosigkeit angekommen.

Izar atmete schwer durch den Mund, als er in seinem Kopf weitere Möglichkeiten und Ansätze durchging. Das Einzige, wovor Acromantulas sich fürchteten, waren Basilisken. Und es gab einen Zauberspruch, der einen Basilisken beschwor, allerdings war der als „zu dunkel" kategorisiert, um in den meisten Lehrbüchern zu erscheinen. Der Basilisk würde nur für ein paar Stunden höchstens, zumeist aber lediglich für Minuten beschworen werden können, je nachdem, wie viel Magie man aufbrachte. Danach würde er verbannt werden. Aber für Izar war das lange genug. Er musste die Spinnen verjagen.

Vorsicht war nur wegen den Zuschauern geboten. Dunkle Magie war nicht verboten, von den Unverzeihlichen einmal abgesehen, dennoch würde die Kunst von vielen anwesenden Lichtpraktizierenden verachtet werden.

Ihm blieb keine andere Wahl.

Izar wirbelte das Feuer ein weiteres Mal herum und konzentrierte sich auf die lange Beschwörungsformel. Sicherlich hatte er nur eine Chance, es richtig zu machen. Er war sich sicher, sich an die richtige Formel erinnern zu können. „Inferorum animas.", begann Izar schwach. „Basilisk."

Sein Zauberstab zitterte und wurde fast unerträglich heiß. Ein starker Wind zerzauste sein Haar, als sein Feuer erlosch und ein anderes, viel größeres Objekt um ihn herum in Bewegung kam. Er schloss die Augen, wohl wissend, dass der Blick des Basilisken ihn ebenso wie ein echter Blick treffen würde. Doch anstatt ihn zu töten, würde er ihn nur versteinern, wenn er ihm in die Augen sehen sollte. Er brauchte sich keine Sorgen wegen des Gifts machen, schließlich war er derjenige, der die Schlange hinaufbeschworen hatte. Der beschworene Basilisk würde seinen Beschwörer nicht angreifen.

Izar streckte seine Zauberstabhand aus und richtete sie auf die umstehenden Acromantulas. Ein beruhigendes Zischen entkam dem Mund des Basilisken, als er sich voller Tatendrang auf sie stürzte. Der Boden bebte, während die Spinnen vor dem Basilisken davonrannten.

Izar riskierte es, ein Auge zu öffnen und beobachtete, wie der Basilisk sich tiefer in den Wald bewegte und die verängstigten Spinnen verfolgte. Er machte sich eine mentale Notiz, nicht in diese Richtung zu gehen.

Er atmete tief durch und beruhigte sich. Der Wald stand still und selbst die Kröten befanden es für sicherer, sich ob der Anwesenheit des beschworenen Basilisken unter Wasser zu bewegen. Seine Hände zitterten, als er sich tief bückte und die gefallenen Gegenstände barg. Nur der Kopf der Runespoor blieb noch übrig. Und das sollte nicht so schwer sein, wenn er Riddle Glauben schenken durfte und der Mann wirklich mit den Schlangen gesprochen hatte. Danach würde er den Weg zurück auf das Gelände von Hogwarts wagen müssen, ehe er mit Sicherheit sagen konnte, dass er die Aufgabe erfolgreich bewältigt hatte.

Izar versteifte sich, als seine Magie Funken schlug. Er spürte eine weitere Magiequelle, die sich ihm von hinten näherte. Sie war nicht sonderlich stark, weshalb er nur einen kleinen Teil spüren konnte. Möglicherweise handelte es sich um ein Tier oder vielleicht wieder um Lukas. Mit seinem Zauberstab parat, drehte er sich um, nur um ein Gesicht voll von glühendem Pulver geschenkt zu bekommen.

Er prustete und das Pulver stieg ihm in Nase, Mund und Augen. Er versuchte, es wegzuwischen, doch sein Arm versteifte sich und schwang nutzlos zur Seite.

Und dann begann der Schmerz.

Ein hoher Schrei entkam seinen Lippen, ehe alles ... in sich zusammenfiel und verschwamm.

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Severus saß steif neben dem Richterpult und beobachtete das Verfahren mit einem kritischen Auge. Der Dunkle Lord war genauso besessen fixiert, während er den Bildschirm weiter rechts beobachtete. Izar schlug sich wacker, wie Severus zähneknirschend zugeben musste.

Während der Beauxbatons-Champion bereits zurück war, hatte er zehn Minuten vor Izar und fünf Minuten vor dem Durmstrang-Jungen angefangen. Beide Jungen waren noch im Wald und fast fertig.

Severus lehnte sich zurück, beobachtete das Geschehen rund um Izar und der Menge an Acromantulas. Während der Junge gegen die Spinnen kämpfte, bemerkte Severus die Anmut, die der Junge besaß, eine Eleganz, um die viele Zauberer ihn beneiden würden. Sie war durch den Black-Stammbaum vererbt worden und Izars schlanke Statur verstärkte die bemerkenswerte Gelassenheit nur noch.

Izar hielt sich erstaunlicherweise gut für einen Jungen von gerade einmal fünfzehn Jahren. Onyxfarbene Augen rissen sich von der Leinwand los und betrachteten das Publikum. Sie waren gefesselt, ihre Gesichter spiegelten ihre hohen Erwartungen wider, während sie den Kampf verfolgten. Er umging die, in der Hoffnung ein... bekanntes Gesicht zu entdecken. Doch war es unrealistisch, nach ihm Ausschau zu halten. Wenn der Mann klug war, würde er heute weit weg vom Turnier bleiben.

Aber was, wenn Regulus bereits mit dem Dunklen Lord gesprochen hatte?

Severus blickte beiläufig zur Seite auf den Untersekretär. Der Mann beobachtete, in seltenen Farben von Königsblau mit bronzenen Akzenten gekleidet, entspannt den Bildschirm. Seine dünne Brille reflektierte die Gestalt Izars, der Feuer als Mittel zum Schild herausbeschwor.

Severus runzelte die Stirn und wandte sich ab. Riddle war der einzige Zauberer, mit Ausnahme von Dumbledore, den er fürchtete. Der Mann war in seinen Gedankenspielen viel zu brillant, als dass es gesund sein konnte. Er verbarg seine wahren Gefühle hinter einer so präzisen Maske, dass Severus nur davon träumen konnte, darunter zu sehen. So verhielt es sich auch mit den Absichten des Mannes.

Gemurmel erhob sich auf dem Spielfeld. Severus sah auf und erblickte den Basilisken, den Izar beschworen hatte. Es war ein dunkler Zauber und Severus wusste, dass es Fragen bezüglich der Kenntnis eines solch jungen Zauberers aufwerfen würde. Er war auf dem fortgeschrittenen Level und stand nicht im Lehrplan von Hogwarts. Severus schmunzelte, ein wenig stolz auf das Kind. Aus dem Augenwinkel beobachtete er den Dunklen Lord, der beinahe schon amüsiert wirkte.

Weitere Schreie erklangen, als der Bildschirm Lukas Steinars ausblinkte. Es war normal, dass das Gerät ausging, aber definitiv nicht so lange.

Severus lehnte sich in seinem Sitz nach vorne, ein wenig beunruhigt. Er saugte den Anblick von Izar in sich auf und beobachtete, wie der Junge sich langsam umdrehte. Der Bildschirm blinkte aus, während ein gellender Schrei über den Wald fegte. Severus stand auf und verließ rasch die Tribüne. Der Tränkemeister traf den Dunklen Lord am Richtertisch, sobald der Mann sich erhoben hatte. Wie vorhersehbar, war Riddles Gesicht frei von jeglicher Besorgnis, von Emotionen.

„Mischen Sie sich nicht ein.", knurrte Minister Steinar und fletschte die Zähne. „Der Wächter ist dafür bekannt, dass er manchmal ein paar Macken hat. Sie werden doch nicht zulassen, dass Untersekretär Riddle den Wald betritt und die Aufgabe unterbricht, Dumbledore?"

Dumbledore stand auf, ebenso wie der französische Minister Roux. „Sie haben den Schrei doch auch gehört, Bjørn. Tun sie nicht so.", sagte Roux und klang dabei fast gelangweilt. „Lassen Sie und hineingehen und uns selbst davon überzeugen. Wenn alles in Ordnung ist, werden wir die Situation ruhen lassen."

Riddle hatte nicht auf die Worte des französischen Ministers gewartet. Der Dunkle Lord war bereits über das Spielfeld und nahe am Eingang des Waldes. Der Mantel des Mannes flatterte um seine hochgewachsene Gestalt und dramatisierte seine Schritte. Severus war ihm auf den Fersen, ein wenig besorgt. „Ihr glaubt doch nicht etwa, dass es Izar war, der dort geschrien hat?", inquirierte er leichthin.

Meister und Diener waren den anderen um einiges voraus. Hinter ihnen hörten sie, wie Dumbledore zur Ordnung rief und die Schüler aufforderte, bis auf weiteres auf ihren Plätzen zu verharren. „Nein, ich glaube nicht, dass Izar es war.", gab der Dunkle Lord leise von sich. „Ich weiß es. Schnell, Severus. Versuche, Schritt zu halten."

Die onyxfarbenen Augen weiteten sich ein Stück, als sie die ausdruckslosen Züge des Dunklen Lords absuchten. Der Mann glitt geradezu durch den Wald, in einem Tempo, das Severus zum Joggen zwang. Der Dunkle Lord zeigte keine Anspannung, keine Andeutung, dass seine Beine bis zum Maximum beansprucht wurden. Severus fiel auf, dass der Mann keinen Zauberstab bei sich hatte. Er steckte mit Sicherheit im Ärmel des Mannes, aber er lag nicht in seiner Hand, um sie mit einem Vier-Punkte-Zauber zu lenken.

Als würde der Dunkle Lord wissen, wo Izar sich befand.

Hinter ihnen waren die Richter zu vernehmen, die sich bemühten, Schritt zu halten. Sie waren nicht annähernd so still wie Severus und der Dunkle Lord.

Gute fünf Minuten jagten sie durch den Wald. Severus ertappte sich bei dem Versuch, seinen schweren Atem zu unterbrechen, als er mitbekam, dass der Dunkle Lord keinen Laut von sich gab. Doch bevor er dem Dunklen Lord weiter folgen konnte, trat er auf eine Unebenheit. Er hielt inne, führte seinen beleuchteten Zauberstab an seinen Fuß und betrachtete den Wächter unter der Sohle seines Absatzes. Sein Auge war aus der Höhle gerissen und eindeutig beschädigt.

„Severus, schnell.", murmelte der Dunkle Lord durch den abgedunkelten Wald.

Severus schaute sich um, erkannte den Mann auf den ersten Blick jedoch nicht. Erst bei näherem Hinsehen erblickte er eine kniende Gestalt. Severus eilte vorwärts, als er das fiebrige Wimmern vernahm, dass in der Nähe der Kniekehlen des Dunklen Lords erklang. „Was glaubst du, was es ist? Ich kann nicht sagen, dass ich es erkenne, aber wenn du mir den Namen nennst, wäre es mir sicher vertraut.", fuhr Riddle fort und betrachtete das glühende violette Pulver, das über Izars Gesicht verstreut war, genauer.

Severus hielt entsetzte inne. „Mylo-" Er räusperte sich, leicht errötend, weil er den Fehler begangen hatte, den Mann in der Öffentlichkeit mit seinem Titel anzusprechen. „Mr. Riddle, bitte, halten Sie gewissen Abstand und atmen sie nicht plötzlich ein."

Überraschenderweise wich der Dunkle Lord wirklich zurück, wenn auch nur ein wenig. Severus kniete nieder, die Augen weit aufgerissen. Er nahm die nahenden Gestalten nur unterbewusst wahr. „Was ist los, Severus?", fragte Dumbledore, sein Gesicht von Sorge gezeichnet, als Izar ein lautes Stöhnen von sich gab.

Die Augen des Jungen waren weit aufgerissen und seine Lippen bewegten sich in stummen Schreien. Röcheln und Kläffer entkamen der Kehle, gewannen an Volumen, je mehr Zauberer sich zu ihnen begaben. Severus studierte die Pupillen des Jungen. Sie waren vollständig geweitet, ein Zeichen dafür, dass der Staub seinen Fluch wirkte.

Wütend schwang Severus seinen Zauberstab über Izars Gesicht und verbannte den glühenden violetten Staub. „Teufelsgift." Severus schüttelte den Kopf. „Es ist eine Form von Alihotsi, ein Pulver, das Hysterie verursacht, bis das Gehirn vollständig abschaltet. Es wird durch die Nase und den Mund eingeatmet."

„Gibt es ein Gegenmittel?", rief Dumbledore und ein düsterer Ausdruck überzog seine sonst so fröhlichen Gesichtszüge. „Sicherlich hat Madam Pomfrey-"

„Keine Magie.", erwiderte Severus barsch. „Dem Opfer geht es nur schlechter, wenn Magie auf den betroffenen Körper gewirkt wird. Der Staub lebt von der Magie und die würde ihm die Kraft geben, den Geist schneller auszufressen. Nur die eigene Magie des Opfers kann versuchen, den Fluch aufzuhalten. Es wird durch natürliche Ursachen geheilt, Schulleiter. Wenn Izar stark genug ist, kann er es vielleicht bekämpfen. Andersfalls wird er einen Hirnschaden davontragen oder, schlimmer noch, sterben."

Dumbledore erblasste, seine Augen geweitet. Er verzog den Mund zu einem schmalen Strich, während sein Ausdruck sich noch verfinsterte. „Sie alle, gehen Sie." Er wies mit der Hand auf die umstehenden Richter. „Es hat einen Angriff gegeben. Einen ungerechten Angriff auf einen der Champions. Entlassen Sie die Zuschauer und verschieben Sie alles Fragen bis auf Weiteres." Die Richter standen wie festgefroren an ihrem Platz, musterten Izar aus fassungslosen Agen, während der Junge unsanft am Boden zuckte. „Sofort!"

Dumbledores strenger Befehl sorgte dafür, dass die Richter sich widerwillig zurück zum Schloss begaben, wobei sie Severus, Dumbledore und Riddle allein ließen.

„Könnte eine Pflanze oder ein Tier verantwortlich sein, Severus?", sprach Riddle düster. „Oder war es Absicht?" Warum musste der Mann danach fragen, wenn er es bereits wusste?

Severus' Hände lagen nutzlos auf Izars Schultern. Der Junge zitterte unter seinen Händen und Severus fühlte sich wertlos. Er riss seinen Blick von Riddle los, bereits zu verunsichert mit der Situation, um sich dem grausamen Blick des Dunklen Lords zu stellen. „Absichtlich, unglücklicherweise. Das Teufelsgift stammt aus Nordwestasien. Es ist in diesem Land nicht heimisch.", erwiderte Severus leise und runzelte die Stirn, als Izar kläglich wimmerte.

„Wir werden den Vorfall untersuchen, sobald wir Izar ins Schloss gebracht haben.", meinte Dumbledore leise. „Severus, trägst du Izar?"

„Stopp.", befahl Riddle scharf, veranlasste Severus dazu, innezuhalten. Seine Hände befanden sich unter Izars Rücken, bereit, ihn zu packen. Izar stieß ein verzweifeltes Wimmern aus. „Was wenn..." Riddle warf dem Schulleiter einen misstrauischen Blick zu. „Was ist, wenn der Junge magieempfindsam ist? Die Magie von Hogwarts wäre erdrückend."

Severus erstarrte und ein eisiges Gefühl erfasste seine Brust. „Magieempfindsam?", wiederholte Severus gefühllos. Seine Finger bebten und er fühlte sich gezwungen, Izar loszulassen. Er stand auf und wich zurück. „Wenn das der Fall ist," Er warf dem Dunklen Lord einen Blick zu, „dann haben wir ein viel ernsteres Problem, als ursprünglich angenommen."

„Sein Muggel-Waisenhaus.", meldete sich Dumbledore schnell zu Wort. „Wir können ihn dorthin bringen. Nur dort wird er Rettung vor Magieeinwirkungen und magischen Wesen finden können."

„Ich glaube ja wohl eher nicht.", zischte Riddle leidenschaftlich. „Sie werden sich ihm entledigen, wenn sie die Chance sehen. Er wird nicht die Hingabe bekommen, die er benötigt."

Dumbledores Gesicht verzog sich zu einem gefährlichen Grinsen. Severus trat einen weiteren Schritt zurück und achtete auf die wachsende Magie um ihn herum. Wenn er sich der Magie bewusst war, dann war Izar es ganz sicher. Die Schreie des Jungen wurden lauter, als die Magie zunahm. „Lass nicht zu, dass deine Vorurteile gegenüber Muggeln dein Urteilsvermögen trüben, Tom. Wir sprechen hier über das Leben eines Jungen..."

„Dessen bin ich mir mehr als bewusst, Dumbledore.", spuckte Riddle aus, seinen Zauberstab in der Hand. „Erlauben Sie mir, ihn an einen Ort zu bringen, der ebenso frei von Magie ist. Das Haus meines Vaters." Ein Grinsen umspielte Riddles markante Züge. „Ich werde Mr. Harrison in das Anwesen meines verstorbenen Vaters bringen. Dort gibt es keine Magie."

Dumbledore zögerte. „Es würde niemanden geben, der sich richtig um ihn kümmert..."

Wieder unterbrach der Dunkle Lord. „Das werde ich natürlich übernehmen. Ich kenne bestimmte Zaubersprüche, die meine Magie für einen kurzen Zeitraum unterdrücken können. Er wird in fähigen Händen sein." Riddle hob Izar bereits in seine Arme nd weigte den Jungen mit einer Sorgfalt, die Severus überrumpelte.

Dumbledore blieb stumm.

„Kann Izars Körper Apparieren aushalten?", fragte Riddle kühl, das Gesicht frei von jeglicher Ungeduld oder Verzweiflung. Doch selbst im unzulänglichen Lichtschein von Severus' Zauberstab konnte er die karmesinroten Augen blitzen sehen, die das herkömmliche Braun ablösten. Der Mann war wütend und Dumbledore war viel zu achtsam, um die Veränderung der Farbe nicht zu bemerken.

„Das ist die einzige Möglichkeit, ihn zu transportieren, ja.", nickte Severus knapp, ohne seinen eigenen Worten zu trauen. Der Junge würde davon betroffen sein, kein Zweifel.

Severus fragte sich, warum der Dunkle Lord sich solche Umstände für ein einfaches Kind machte. Zugegeben, gäbe es einen politischen Nutzen aus diesem Vorfall zu ziehen. Die Öffentlichkeit würde dem Mann wohlgesonnen gegenüberstehen, wenn sie herausfanden, dass er einen kranken Jungen so selbstlos wieder zum Leben verholfen hatte. Aber was war mit den Gedanken Dumbledores?

Mit einem knappen Nicken apparierte Riddle außer Sichtweite.

Dumbledore erhob sich, die Haltung seltsam niedergeschlagen. „Warum habe ich das Gefühl, Mr. Harrison in seinen eigenen Tod geschickt zu haben?", fragte der Mann verzweifelt. Dumbledore rieb sich mit langen, dünnen Fingern über das Gesicht. „Es ist schlichtweg nicht möglich für mich, zu glauben, dass Tom sich ausreichend um jemanden kümmern könnte, um für ein paar Stunden, geschweige denn Tage, als Muggel zu leben. Unmöglich zu glauben.", wiederholte der Mann untröstlich.

Severus schwieg, die eigenen Gedanken zu weit entfernt, als dass er sie begreifen könnte.

Death of Today | ÜbersetzungUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum