Kapitel 12

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„Mr. Harrison." Sirius versuchte sich an einem Lächeln, aber es kam eher als Grimasse heraus. „Kommen Sie herein." Der Mann trat zur Seite und lud den noch immer schockstarren Izar ein. Er war gerade vom Eberkopf gekommen. Und Sirius war sein erster Halt.

Der Professor für Verteidigung schloss die Tür hinter sich, räusperte sich und schritt steif zu seinem Schreibtisch. Izar blieb nur mühsam stehen und fragte sich, weshalb er schon wieder hier war. „Professor.", begann Izar und erinnerte sich daran, dass das notwendig war. Er musste nicht nur den Schein waren, um seine Lüge zu unterstützen, die er Voldemort auftischte – was alles andere als erfolgreich funktioniert hatte – sondern benötigte tatsächliche all die Hilfe, die er bekommen konnte, wenn es zur Kunst des Duellierens kam. „Ich habe mich gefragt, ob Sie mir mit dem Duellieren helfen könnten."

Sirius saß hinter seinem Schreibtisch, das Gesicht ausdruckslos. „Wir werden dieses Schuljahr an Duelltechniken arbeiten, Mr. Harrison."

Izar studierte seinen Onkel und stellte erfreut fest, dass der Mann sich innerhalb der letzten Woche gefangen hatte. „Eigentlich, Professor, kam ich, um nach zusätzlicher Hilfe zu fragen. Vielleicht Einzelnachhilfestunden. Wenn es Ihnen Probleme bereitet, kann ich auch jemand anderen bitten, mir zu assistieren."

Graue Augen blickten zu ihm auf. „Das wird nicht nötig sein; ich bin hier, um meinen Schülern zur Seite zu stehen." Sirius schenkte ihm ein echtes Lächeln. Es verzog sich zu einem neugierigen Stirnrunzeln. „Hat Ihr Zauberstab möglicherweise einen Kern aus Thestralhaar?"

Izar runzelte seinerseits die Stirn, überrumpelt. „Ja, Professor." Er sah kein Problem darin, dem Mann zu antworten. Schließlich würde es mit der nächsten Ausgabe des Propheten sowieso veröffentlicht werden. Rita hatte sich bei der Eichungszeremonie jede Menge Notizen gemacht.

Sirius nickte, als wäre Izars Antwort alles, was er brauchte, um das Geheimnis zu lösen. „Ich habe einen Thestralhaarkern, wie mein Bruder und meine Eltern vor mir." Die kohlegrauen Augen studierten Izars Gesichtsausdruck, buhlten nach Hinweisen. „Es liegt in der Familie. Sogar meine Cousine hat einen Kern aus Thestralhaar."

Izar nickte interessiert und versuchte, nach außen hin abgestumpft zu wirken. Dennoch kam er nicht umhin, sich für diese Art der Information zu interessieren. Die gesamte Familie Black besaß also Thestalhaarkerne? Das war überaus faszinierend. Vielleicht würde Izar damit das Rätsel lösen können – wenn die Zauberstabkerne in den Familien blieben, würde er Ollivander nach Riddles Vorfahren fragen können.

„Ollivander scherzte einmal, dass er einen ganzen Thestral nur für die Generationen der Blacks reservieren müsste." Sirius gluckste düster, während seine Hände mit dem schwarzgefiederten Federkiel spielten. Seine Augen sogen Izars Anblick inbrünstig in sich auf.

„Werden Tendenzen für Zauberstabkerne normalerweise in Familien vererbt, Sir?", fragte Izar und tat dabei so, als wüsste er nicht, warum Sirius Black über seine Familie tratschte.

Sirius hob die Augenbrauen und schien die Frage in seinem Kopf nachhallen zu lassen. „Nein, aber die Blacks bilden eine Ausnahme." Izars Augen schweiften zu den Fingern des Mannes, suchten nach einem Familienring. Selbst wenn ein Mitglied der Familie nicht zum „Erben" erklärt wurde, würde er einen Ring mit dem Familienwappen erhalten.

Sirius' Finger waren nackt.

Izars fand diesen Umstand äußerst schade. Sirius gehörte der Lichtseite an, doch würde er einen recht nützlichen Verbündeten abgeben.

„Wann würdest du unseren Unterricht stattfinden lassen wollen?" Sirius lenkte Izars Blick gekonnt von seinen Fingern, zurück auf sein Gesicht. „Es ist bedauerlich, dass du kein Quidditch spielst. Auch wenn die Spiele dieses Jahr wegen des Turniers ausgefallen sind, bin ich mir sicher, dass du einen hervorragenden Sucher abgeben würdest. Mein Bruder, Regulus, hat auf der Position gespielt..."

„Wissen Sie, Sir, Sie sind nicht gerade subtil.", unterbrach Izar, zu müde, um den Ignoranten zu mimen. Vielleicht wäre es doch keine so gute Idee, Sirius Black auf die dunkle Seite führen zu wollen, nicht, wenn er so dezent war, wie ein Bulle in einem Porzellangeschäft. „Wenn Ihnen etwas auf der Zunge brennt, dann raus damit; versuchen Sie nicht, mich mit ihrem schwächlichen Manipulationsversuchen einzulullen. Das funktioniert bei Gryffindors in den wenigsten Fällen."

Sirius hatte den Anstand, ein wenig verlegen dreinzublicken. „Bist du mit ihm verwandt?", intonierte er leise.

„Mit wem verwandt?"

Kohlegraue Augen blickten ihn so müde an, wie Izar sich fühlte. „Meinem Bruder.", flüsterte Sirius gebrochen.

Izar starrte den Mann an, der ihm gegenübersaß, bemerkte, wie sehr die Frage Sirius zu schaffen machte. Hoffentlich war Regulus auf dem Weg zurück nach Russland. In dem Fall würde Voldemort seinen Verdacht, dass Regulus sehr wohl noch lebte, nicht wirklich beweisen können. Das würde bedeuten, dass Snape sich nicht in direkter Gefahr befand und Izar würde wieder dazu übergehen können, seine Abstammung in Vergessenheit geraten zu lassen. Er war bereit, die Aussicht auf einen Vater fallenzulassen, wenn es bedeutete, alle Parteien am Leben zu erhalten.

Denn selbst Izar würde sich eingestehen müssen, dass Regulus ein fesselnder Mann war. Er war klug – gefährlich – und bereits nach ihrem ersten Treffen beschützerisch. Izar schämte sich, zuzugeben, dass seine Hoffnungen auf einen Vater im Eberkopf hochgeschossen waren.

Aber Izar war sein ganzes Leben lang allein gewesen. Er brauchte keinen Mann an seiner Seite, der mit allerlei Schwierigkeiten zu kämpfen hatte – die er sich selbst eingebrockte – und der sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, die Frau aufzusuchen, mit der er eine Nacht verbrachte, um zu schauen, ob sie nicht vielleicht schwanger wurde. Und Izar hatte noch immer nicht die ganze Geschichte um Regulus' und Lilys Affäre gehört, ihre scheinbare Beteiligung am Verrat.

„Nein.", log Izar. „Meine Mutter und mein Vater waren beide Muggel. Sie starben bei einem Autounfall, als ich fünf Jahre alt war. Ich erinnere mich sogar noch an sie. Ich sah meiner Mutter sehr ähnlich."

Statt der Erleichterung, die Izar von dem Mann erwartet hätte, sah Sirius tatsächlich enttäuscht aus. Sein Federkiel brach in der Mitte durch, während er unverwandt auf das Pergament vor ihm starrte. „Ich entschuldige mich; es war dumm von mir, das zu fragen. Regulus starb im jungen Alter, nach seinem Abschluss in Hogwarts. Er hätte kaum Kinder in dieser Zeit zeugen können. Aber du siehst ihm sehr ähnlich..." Und mir...

Izar versuchte sich an einem mitfühlenden Lächeln, aber er wusste, dass es ihm nicht gelang. Sirius räusperte sich erneut und setzte sich auf.

„Wir quetschen besser ein wenig Zeit für dich rein. Ich weiß, dass du das Turnier hast, welches die meiste Zeit in Anspruch nimmt, aber ich bin sicher, dass wir ein oder zwei Abende unter der Woche einplanen können." Sirius schnappte sich seinen Terminkalender und blätterte die Tage durch. „Klingt mittwochs und freitags in Ordnung?" Die grauen Augen blickten zu ihm auf. „Gegen 19 Uhr?"

„19 Uhr wäre perfekt." Izar nickte, wobei seine Finger unbewusst mit dem Saum seines Ärmels spielten. „Nochmals danke, dass Sie mir mit dem Duellieren helfen wollen, Professor."

Sirius nickte, der Ausdruck noch immer von Trauer gezeichnet. „Ich habe diese Woche im Unterricht bemerkt, dass du Probleme mit dem Duellieren hast. Dabei hätte ich gedacht, dass du dich darin auszeichnen würdest. Aber ich sehe das Potenzial, das du in dir trägst. Du denkst einfach zu viel nach. Analysierst, wo Schnelligkeit gefragt ist. Anständige Reflexe und ein Repertoire an fortschrittlichen Zaubern sind allerdings da..." Sirius hielt inne und legte den Kopf schief. „Was geht dir durch den Kopf, wenn du dich duellierst? An was denkst du?"

Izar blickte über Sirius' Kopf hinweg auf das Bücherregal. „Mein Verstand gibt mir eine Liste mit bestimmten Zaubersprüchen und Flüchen, die ich wirken könnte. Ich muss jeden einzelnen durchgehen und seine Wirkung analysieren, bevor ich ihn anwende." Es war ihm ein bisschen peinlich, dass zugeben zu müssen, vor allem, weil Sirius seinen Mangel an Duellierfertigkeiten bemerkt hatte.

Der Mann kicherte und sorgte damit für eine Vertiefung seiner Verlegenheit. „Ich nehme an, viele Leute wären neidisch auf diese Aufstellung." Sirius erhob sich und stützte sich mit den Händen auf dem Schreibtisch ab, während er Izar anschaute. „Du solltest den ersten Zauberspruch sprechen, der dir in den Sinn kommt, anstatt eine mentale Liste anzufertigen."

„Den ersten Zauber?", wiederholte Izar entsetzt. „Aber... es könnte bessere Alternativen geben, die für die Situation weit nützlicher wären, als der Zauber, der mir als Erstes einfällt."

„Es gibt keine richtige oder falsche Herangehensweise beim Duellieren, Izar. Es geht um Reflexe und Geschwindigkeit. Du kannst deinen Gegner im Laufe des Duells mit einem Kitzelfluch treffen und trotzdem als Sieger hervorgehen, solange du Schnelligkeit und Logik auf deiner Seite hast. Und du hast sogar eine größere Bandbreite an Wissen. Du hast die Reflexe; jetzt musst du nur noch lernen, blitzschnell zu handeln." Sirius lächelte. „Ich werde mit dir dran arbeiten. Es gibt keinen Grund zur Sorge; du wirst in kürzester Zeit zum Top-Duellant aufsteigen."

Izar ließ ein schmales Lächeln über seine Züge huschen. „Nochmals vielen Dank, Professor." Unter dem wachsamen Blick des Mannes trat er vom Schreibtisch zurück. „Wir sehen uns dann kommenden Mittwoch."

„Dienstag, im Unterricht.", korrigierte Sirius, ein gequältes Lächeln in dem bärtigen Gesicht. Izars erinnerte es in diesem Moment lebhaft an seinen Vater.

„Dienstag." Izar nickte knapp und verließ das Klassenzimmer.

Unter größter Anstrengung gelang es ihm, der Versuchung, zurückzublicken und den nachdenklichen Augen seines Onkels zu begegnen, zu widerstehen.

Death of Today | ÜbersetzungWhere stories live. Discover now