Kapitel 23

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Izar setzte sein ausdruckslosestes Gesicht auf während er Draco die Treppe hinunter folgte. Draco schien die plötzliche Kälte von seiner Seite aus gespürt zu haben, denn seine eigene Stimmung sank um mehrere Grade. Der blonde Junge hatte geradezu auf seinen Absätzen gewippt, als er Izar sein Zimmer gezeigt hatte. Manchmal fragte Izar sich, wie alt Draco wirklich war. Vielleicht lag es aber auch daran, dass der Junge niemanden gehabt hatte, der ihm sonderlich nahestand. War seine Kindheit kalt und einsam gewesen? Er konnte sich einen jungen Draco vorstellen, umgeben von zahlreichen Spielzeugen, um die jedes andere Kind ihn beneiden würde, doch innerlich unglücklich, weil niemand da war, mit der er sie teilen konnte.

Es spielte keine Rolle.

Jedenfalls nicht im Moment.

Izar schritt die Stufen hinunter. Seine Haltung war selbstbewusst, ohne jegliche Schwäche. Schwäche war inakzeptabel, besonders jetzt, wo er sich auf den Weg zum Dunklen Lord und dessen Inneren Kreis machte. „Du bist vollkommen verschlossen", murmelte Draco. „Es ist beängstigend, dich so zu sehen...Ich habe das Gefühl, einer jüngeren Version des Dunklen Lords gegenüberzustehen."

Holzkohlegrüne Augen wandten sich Draco zu. Der Junge runzelte die Stirn, ehe er sich abwandte. „Dir ist doch klar, dass ich mich so geben muss, wenn ich mich dem Dunklen Lord nähere, oder?"

„Nur passiert es nicht ausschließlich in Anwesenheit des Dunklen Lords, sondern fast die ganze Zeit. Du bist so kalt. Und ehrlich gesagt, macht mir das manchmal Angst." Draco beäugte Izar misstrauisch. „Versteckst du deine wahren Gefühle hinter einer Maske? Oder... bist du wirklich so?"

Führte er diese Diskussion gerade wirklich? Izar überlegte, ob er Draco stecken sollte, dass er nie die Zeit gehabt hatte, ein Kind zu sein. Es gab nichts Kindliches, das unter seiner ‚Maske' lauerte. In diesem Moment fragte er sich, ob es Draco überraschen würde – oder ob Izar seinen Verdacht damit nur bestätigte. Selbst Draco, der dazu erzogen wurde, sich nach außen hin verschlossen zu geben, war ein Kind. Und jedes Kind hatte eine Art der Unschuld an sich, die lebendig und aktiv war.

Izar hingegeben hatte nicht das Gefühl, solch eine Seite zu besitzen.

Draco trat vor ihn und hinderte ihn daran, weiterzugehen. Izar grinste dem blondhaarigen Jungen zu. „Das war eine idiotische Frage", murmelte Draco. „Vergiss, dass ich sie jemals gestellt habe." Graue Augen fuhren seine Gesichtszüge nach, bevor seine Lippen sich schmälerten, als ihm bewusstwurde, dass er keine Antwort erwarten konnte. „Ich schätze, ich sollte dich nach draußen eskortieren."

„Bitte, nimm dir ruhig Zeit", antwortete Izar, als sie die letzten Stufen nahmen. Draco, der ihn dem irritierenden Gelächter und den gedämmten Stimmen entgegenführte, die klangen, als hätten die Besitzer vergessen, wie man schluckte, grinste leicht.

„Ignorier' sie einfach", begann er, als sie einen Raum betraten, der scheinbar das Wohnzimmer darstellen sollte. Die Gäste im Inneren verstummten langsam als sie Izar und Draco bemerkten. Einige Blicke waren voller Neugierde, während andere klare Abscheu widerspiegelten.

Izar starrte kühl zurück. Ihre Augen... sie erinnerten ihn so lebhaft an jene Tage im Waisenhaus. Warum fühlte er sich in der Zeit zurückversetzt, sobald er auch nur einen Fuß in das Anwesen der Malfoys setzte? Er kam sich wie sein achtjähriges Ich vor, das vor den spöttischen, von Grausamkeit getrübten Augenpaaren stand. Erniedrigt.

Und doch zeigte er keine Emotionen. So, wie er es vor vielen Jahren schon gehandhabt hatte.

Sie fegten durch luxuriöse Räume und zogen an den Reihen der Blicke vorbei. Auf dem Weg kamen sie an kleinen Servierräumen mit Tellern und Speisen, Unterhaltungsräumen und reich dekorierten Salons mit alkoholischen Getränken vorbei. Izar achtete auf die vielen Kelche mit Wein und Brandy in den Händen der Gäste. Bald würden sie alle beschwipst sein und somit noch unausstehlicher werden, als sie es unter normalen Umständen ohnehin schon waren. Das konnte er zu seinem Vorteil nutzen, wenn es hart auf hart kam.

Death of Today | ÜbersetzungWhere stories live. Discover now