Kapitel 2

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Dunkle Augen überblickten den Ball vor sich und er fühlte, wie seine Abscheu und seine Langeweile sich mit jeder verstreichenden Sekunde erhöhten.

Es hing alles vom Status, von der Macht ab und wie die Menschen mit ihren Reichtümern und ihrer Popularität vor den Nasen der anderen herumwedelten.

Izar lehnte an der Wand in der Nähe der Erfrischungen, beäugte die tanzenden Paare und die Männer und Frauen, die am Rande der Tanzfläche in Beifall ausbrachen. Es handelte sich um einen der großen Ministeriumsgalas, die im Sommer stattfanden. In der Regel wurden Galas entweder von reinblütigen Familien veranstaltet, die sich zum ersten Mal in der Politik versuchten, oder von etablierten Familien, die bereits in der politischen Szene zementiert waren.

Es wurde zu einer Art Wettbewerb.

Wer würde die aufwendigste, unterhaltsamste Feier veranstalten? Diejenigen, denen das gelang, würden monatelang für Gesprächsstoff in der britischen Zauberergesellschaft sorgen. Ein hohes Ansehen, in der Tat; und sie durften öffentlich für ihre Sache oder ihren Wunschkandidaten für das Zaubergamot werben.

Izar fand das nicht im Geringsten beeindruckend.

Er konnte nicht anders, als darüber nachzudenken, wie weit er in den letzten Jahren ohne einen Namen oder das dazugehörige Geld einer bekannten Familie gekommen war.

Trotz der Vorteile, die durch das Kennenlernen anderer, reinblütiger Kinder hätten entstehen können, hatte er keine besondere Bindung zu ihnen – oder irgendjemanden – aufgebaut. Draco Malfoy war ihm in den ersten zweieinhalb Jahren ein Dorn im Auge gewesen, war in den Gängen mit einem gemurmelten „Schlammblut" an ihm vorbeigezogen oder hatte sich unnötig viel Müge gegeben, ihn lächerlich zu machen. Schließlich beendete der Blonde seine Mätzchen, als er bemerkte, dass Izar den Köder nicht schluckte.

Auf Ersuchen von Schulleiter Dumbledore hin hatte Izar im letzten Semester seines vierten Jahres vorzeitig seine ZAG's abgelegt, um sich für die Eignung zum Überspringen eines Jahres messen zu lassen. Obwohl das Überspringen von Schuljahren in Hogwarts unüblich war, kam es doch häufig genug vor, dass Izar gebeten worden war, den Prozess zu durchlaufen.

Am Ende hatte er mit Höchstpunktzahlen bestanden und durfte das fünfte Jahr überspringen. Die einzigen anderen Personen, die wussten, dass Izar sein sechstes Schuljahr beginnen würde, waren einige wenige Auserwählte aus dem Ministerium, die Professoren und die Unsäglichen.

Die Unsäglichen...

Izar suchte mit den Augen nach ein paar Unsäglichen, die sich unter die Versammlung gemischt hatten, noch immer ungläubig, dass sie ihn in ihren Reihen haben wollten.

Izar war anfangs skeptisch wegen ihrer Bitte, sein magisches Geschick in ihren Laboratorien unter Beweis zu stellen, doch hatte er die Stelle bald darauf schon angenommen. Schließlich hatten Magie und magische Theorie Izar schon immer fasziniert und die Unsäglichen waren einigermaßen dafür bekannt, junge Leute zu rekrutieren. Unglücklicherweise stand er als Neuling bei unter strenger Aufsicht und musste die banalsten Aufgaben erfüllen. Allerdings wurde er dafür bezahlt, und er würde irgendwann in naher Zukunft in der Lage sein, seinen Aufgabenbereich zu erweitern.

„Du siehst gelangweilt aus, Izar", ertönte eine Stimme neben ihm.

Izar drehte sich um, musterte die zierliche Frau neben sich und schenkte ihr ein kurzes, kleines Lächeln.

„Daphne", grüßte er kühl, bevor er sich wieder den Machenschaften der Politik zuwandte.

„Daddy sagt, dass du das fünfte Jahr überspringen und ins Sechste eintreten wirst. Ebenjenes Jahr, in dem du bereits zu Anfang hättest sein sollen."

Death of Today | ÜbersetzungWhere stories live. Discover now