Kapitel 25

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Glücklicherweise hatten die Todesser ihre Sitzordnung, die ihre Ränge verdeutlichen sollte, aufgegeben. Stattdessen waren sie über den Hinterhof verteilt; in den Gärten und in der Nähe des Buffets, um sich unter die Leute zu mischen. Izar fand Gefallen daran, in der Nähe des Buffettisches zu verweilen, während er seinen Teller füllte. Er hatte es noch nicht geschafft, zu essen. Und obwohl es für ihn normal war, ein oder zwei Tage ohne Essen auszukommen, hatte ihn das Duell mit Bellatrix doch etwas ausgelaugt. Er brauchte Eiweiße und andere Nährstoffe.

Nachdem er der Schlange zum Buffet entkommen war, nahm er dankbar einen Tisch für sich allein. Die Offenheit des Innenhofs erlaubte es der kühlen Brise, sein gerötetes Gesicht abzukühlen. Trotz seines heiß-laufenden Körpers, stellte er fest, dass sich eine Gänsehaut auf seinen Armen und im Nackenbereich bildete. Er runzelte die Stirn. Vielleicht bahnte sich etwas an...

Regulus setzte sich anmutig neben ihn, das Essen auf dem Teller ordentlich sortiert. „Eingelegte Schweinefüße." Regulus deutete auf das seltsam aussehende Objekt auf seinem Teller. „Ich war auch geneigt, gebratenen Pfau und Gürteltier zu probieren. Die Malfoys braten ihren Pfau immer bis zur Perfektion." Anthrazitfarbene Augen richteten einen entfernten Blick auf die Gärten der Malfoys. „Vielleicht gelingt es ihnen so gut, weil sie so viele Albino-Pfaue auf dem Gelände halten..."

Izar hatte Mühe zu schlucken. „Mit den eingelegten Schweinefüßen komme ich klar. Sogar mit dem Pfau, aber warum zum Teufel würde man Gürteltier essen wollen?" Holzkohlegrüne Augen begutachteten die graue Substanz, die rau und grob wirkte. „Reden wir von den kleinen grauen Kreaturen, die sich zu einem Ball zusammenrollen, wenn sie sich erschrecken?"

Regulus stach mit seiner Gabel in eine der kleinen grauen Kugeln und zwinkerte Izar zu, bevor er sie sich in den Mund steckte. Ein hörbares Knacken drang an seine Ohren, als der Mann die Oberfläche der Schale aufbrach, ehe er erneut zu kauen begann.

Izar kämpfte darum, seine Abscheu nicht auf dem Gesicht zu zeigen, während er den Blick auf seinen Vater gerichtet hielt – mit gewissem Erfolg. Er beobachtete, wie Regulus die leere Schale aus seinem Mund zog und den hohlen Behälter auf seinen Teller ablegte.

„Genau dieselbe Kreatur, Izar", kommentierte Regulus, bereits das nächste Gürteltier auf seinem Teller beäugend. „Viele reinblütige Familien genießen die Vielfalt an teuren, fremden Speisen. Die Schale des Gürteltiers könnte man sogar mitessen, weil die Köche sie mit einem Erweichungszauber belegen, aber sie trifft nicht ganz meinen Geschmack." Regulus gepflegte Finger hoben eines der Gürteltiere auf und boten es der regungslosen Gestalt Izars an. „Hast du Lust, in die Tiefen der traditionellen Küche deiner Familie einzutauchen?"

„Hm." Izar gab ein leichtes Murren von sich. „Sieht zum Anbeißen aus." Er hielt inne und betrachtete die starre graue Schale. „Aber ich fürchte, ich muss ablehnen. Ich mag kein Fleisch, egal welcher Art."

„Ein Vegetarier?", erkundigte sich Regulus fasziniert.

„Wohl kaum", antwortete Izar leichthin. Er war kein Vegetarier, immerhin aß er gelegentlich Fleisch, aber munden tat es ihm nicht im Geringsten.

Regulus gluckste und knackte die Schale auf. Das Geräusch zerrte an Izars Nerven.

Izar blickte weg, nicht geneigt, zu beobachten, wie Regulus das rosa Fleisch im Inneren der Schale herausholte. Seine Augen glitten über den Innenhof und fingen Voldemorts Blick auf. Vorhin hatte der Mann Izar den Befehl erteilt, ihn aufzusuchen, sobald er und Regulus sein Zimmer verließen. Ihm war nicht danach, den Mann zu beschwichtigen. Er schob es auf seine Irritation, deren Ursprung sich in der überwältigenden Arroganz fand. Es war verdammt nervenzehrend, mit jemanden Schlagabtausch zu halten, wenn derjenige die Kunst so gut beherrschte. Fühlte sich so an, als würde er durch gefährliche Gewässer waten. Ohne Hoffnung auf Erfolg.

Izar schickte dem Mann einen finsteren Blick, als dieser den Kopf neigte. Der Dunkle Lord wollte, dass er zu ihm kam.

Dann bemerkte er Voldemorts karmesinrote Augen. Er hatte angenommen, der Kuss würde den Mann besänftigen, aber nach dem durchdringenden Blick zu urteilen, der in seine Richtung geworfen wurde, erkannte Izar, dass er den Dunklen Lord nur angestachelt hatte.

Izar hob ein Brötchen zum Mund und riss ein Stück davon heraus, ehe er sich von dem klaren Befehl des Mannes abwandte. Riddle war sowieso von seiner Truppe umgeben. Und Izar war zu hungrig, um richtig zu funktionieren.

Regulus seufzte neben ihm. „Manchmal frage ich mich, wie der Dunkle Lord es mit dir aushält", kommentierte er trocken. „Deine Aktionen findet er amüsant, aber wenn jemand anderes das wagen würde, was du hier abziehst, würde der sich innerhalb von Sekunden unter seinem Zauberstab wiederfinden."

Izar beäugte Voldemort aus dem Augenwinkel. „Er hat einen kranken Sinn für Humor", antwortete er steif, während er mit der Nudelpasta spielte.

Er fand sich hin- und hergerissen, was er im Moment für Voldemort empfinden sollte. Er wollte dem Mann nicht erliegen und doch begann er, die Wahrheit hinter dem Geständnis des Mannes zu sehen; dass es sich bei ihnen tatsächlich um Gefährten handelte. Derzeit machte er sich wegen der Unsterblichkeit die größten Sorgen. Er wusste nicht, welches Geschöpf Voldemort war. Vielleicht eines, von dem Izar noch nie gehört hatte, aber zumindest hatte sich sein Verdacht bestätigt, dass Voldemort seine ‚Gabe der Unsterblichkeit' weiterreichen konnte.

Izar hatte nie daran gedacht, wie es wäre, unsterblich zu sein. Ihm kam es wenig reizvoll vor. Der Tod hatte für ihn etwas Faszinierendes. Es war ein Mysterium, dass jeder Mensch fürchtete und dem niemand entkommen sollte. Jedoch nahm er an, dass es ermächtigend wäre, sich diese Angst zunutze zu machen. Es wäre faszinierend, den Tod, die mächtigste Kraft der Welt, zu brüskieren. Voldemort hatte den Tod überlistet. Und schwamm daher geradezu in purer Macht.

Izar besaß keine Skrupel, wenn es zur Unsterblichkeit kam. Es waren die Absichten des Mannes, die ihn aufhorchen ließen. Er wollte nicht für alle Ewigkeit in einem fünfzehnjährigen Körper stecken, falls Voldemort wirklich in Erwägung zog, ihn bald zu verwandeln.

Als Izar Regulus zum ersten Mal getroffen hatte, hatte der Mann ihm mitgeteilt, dass er in Izars Alter ebenso klein war. Sein Vater hatte seinen Wachstumsschub im Alter von achtzehn Jahren erreicht. Izar musste altern, musste diesen Schub erleben, bevor er an Unsterblichkeit dachte.

Könnte er Voldemorts Avancen ausweichen? Würde es ihm gelingen, die Absichten des Mannes wegzulenken? Konnte er ihn vom Gegenteil überzeugen?

Möglicherweise.

Er musste nur sehr vorsichtig treten. Allein der Gedanken an die Anstrengungen, Voldemort ausweichen zu müssen, entflammte seine Migräne mit neuer Intensität.

„Diese Gürteltiere", begann Izar zögerlich, „helfen nicht zufälligerweise beim Wachstum?"

Regulus blinzelte, bevor zugetanes Gelächter aus seiner Kehle drang. „Ich fürchte nicht", antwortete Regulus, erheitert ob des Versuchs seines Sohnes, an Größe zu gewinnen. „Du bist eben ein Spätzünder, Izar." Der Mann klang unsicher.

„Ich habe ihre Gene", erwiderte Izar angewidert. Lily war furchtbar klein. So klein, dass Izar sie sogar überholt hatte.

„Das muss nicht unbedingt sein", gab Regulus ruhig zurück, während er eine weitere Schale aufknackte. „Ich sagte doch, dass ich meinen Schub erst in meinen späten Teenagerjahren erlebt habe. Bei dir kann es ähnlich sein." Der Mann warf ihm ein blitzendes Grinsen zu.

„Warum interessierst du dich plötzlich so für deine Größe? Gibt es eine Glückliche, von der ich wissen müsste?"

Auch, wenn er es scherzhaft klingen ließ, hielten sich Schatten in seinen Augen auf. Izar bemerkte, wie die Aufmerksamkeit seines Vaters auf Izars linke Hand fiel, wo Voldemorts Ring unter seinem fingerlosen Handschuh saß. „Nein, kein Mädchen", antwortete Izar, wobei ein Hauch von Abneigung in seinem Tonfall zu hören war.

„Du verdeckst ihn." Regulus deutete auf Izars fingerlosen Lederhandschuh. „Während der Dunkle Lord seinen der ganzen Welt präsentiert."

Izar drehte sich beiläufig in die Richtung, in der die meisten Todesser versammelt waren. Voldemort sprach mit Avery Senior, der Gesichtsausdruck von purer Langeweile geprägt. An seiner linken Hand saß, genau wie Regulus behauptet hatte, der keltische Ring. Izar wandte sich von ihm ab und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Zweifellos tat der Dunkle Lord das, um Izar zu verspotten. Kein Todesser oder Politiker wäre so dreist, den einschüchternden Mann zu fragen, wem der andere Ring gehörte.

„Es ist nicht so, wie du denkst", murmelte Izar, während er in seinen Nudeln herumstocherte.

Regulus stieß einen unterdrückten Zischlaut aus, bevor er sich nach vorne beugte und seine Lippen in nächster Nähe zu Izars Ohr platzierte. „Deine Jungfräulichkeit? Er schien seltsam erfreut, als er sie mir an dem Tag vorhielt, an dem ich um Vergebung bat." Es klang, als würde die Sache mit dem keltischen Ring schwer auf Regulus lasten.

Izar spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Izar fand sich fasziniert, einen solch dunklen Tenor von seinem Vater zu hören. „Wir wollen es im Moment noch unter Verschluss halten, aber es handelt sich um ein Band zwischen Mentor und Erbe." Der Ausdruck in den holzkohlegrünen Augen passte sich dem seines Vaters an. „Unter keinen Umständen ist es als Jungfräulichkeitsring gedacht. Er weiß, wie sehr ich die Politik verachte, deshalb benutzte er dein Leben, um mir den Ring aufzuzwingen."

Regulus lehnte sich zurück und wirkte dankbar, doch in seinen Augen lag noch immer ein Funken Misstrauen und Abscheu. „Ich bin zwar nicht begeistert, dass du sein politischer Erbe wirst, aber die Sorge... dass er so rücksichtslos mit dir spielt, Izar, dir die Unschuld nimmt..."

Ein Anflug von Schuldgefühlen regte sich in ihm, aber Izar schüttelte diese vehement ab. Stattdessen machte er sich daran, schweigend sein Mal einzunehmen. Regulus war ebenso still neben ihm, verstand Izars Widerwillen, über das Thema zu sprechen und ebenso, dass er nicht weiter herumschnüffeln sollte. Zumindest nicht zu dem Zeitpunkt. Der Mann vergaß derartige Dinge nicht leichtfertig. Izar war sich sicher, dass Regulus sich noch an das Buch erinnerte, das er über die Horkruxe gelesen hatte.

„Stört es dich?", fragte Izar plötzlich, bewusst ein anderes Thema anschneidend. „Wie sie dich alle anstarren und hinter deinem Rücken über dich sprechen?"

Regulus blickte zu den Todessern auf, die sich nicht gerade zimperlich hatten, über ihn zu tuscheln. Als die beiden Blacks sich erneut nach draußen gewagt hatten, hatten sich das Gerede und die verstohlenen Blicke in ihre Richtung verstärkt. Izar hatte es einfach abgetan, aber er wollte wissen, ob sein Vater genauso dachte.

„Stört es dich?", konterte Regulus.

„Nein", antwortete Izar wahrheitsgemäß. „Ich stehe über ihnen. Ich bin nicht betroffen. Aber ich möchte wissen, was du fühlst."

Ein kleines Lächeln huschte über Regulus' Gesicht. „Um ehrlich zu sein, fühle ich mich geehrt, dass ich eine zweite Chance erhalten habe, mich unter sie und den Dunklen Lord zu mischen. Das ist alles. Es ist mir völlig egal, was diese Zauberer und Hexen denken. Wenn du mich fragst, sind sie bloß neidisch und fühlen sich durch unsere Anwesenheit bedroht."

Izar teilte ein Lächeln mit Regulus. Es mochte Regulus gestört haben, aber der Mann tat ziemlich gut daran, sich nichts anmerken zu lassen. Regulus saß stolz, selbstbewusst, fast eingebildet, in seinem Stuhl. Seine Roben waren formell, gut geschnitten und seine Erscheinung ebenso sauber. Er war der Schwan inmitten eines Rudels Hyänen und wirkte ebenso anmutig wie klug. Nichts konnte ihm etwas anhaben.

„Meine Damen und Herren, das Leben der Party ist eingetroffen!", kreischte Bellatrix, ihr Lächeln vergnügt, während sie die Tür zum Innenhof anvisierte. Bevor Izar sich umdrehte, blickte er auf ihre Füße. Sie hatte ihre abgetrennten Zehen wieder angefügt.

Eine Schande.

Izar wandte sich dem zu, was Bellatrix' Aufmerksamkeit erregt hatte. Er erblickte einen irritierten Severus Snape. Der Mann, gekleidet in seine üblichen schweren Roben, fegte weiter in die Party hinein. Er sah aus, als würde er lieber Dumbledores Büro als die Party wählen, auf der er gerade war. Die Todesser sahen zu, wie der Mann an ihnen vorbeiging, ihre Augen auf den sich vertiefenden finsteren Blick Snapes gerichtet.

Izar konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er hatte eine kleine Schwäche für seinen Professor.

Snapes Onyxaugen fingen seine auf. Der finstere Blick vertiefte sich, als gäbe der Mann Izar die Schuld an seiner derzeitigen misslichen Lage. Schließlich hatte Izar den Mann geradezu gezwungen, zu der Party zu kommen, indem er leichthin kommentierte, dass Regulus wollte, dass der Mann dabei war.

„Er sieht wütend aus", kommentierte Regulus, sein eigenes Grinsen das Ebenbild zu dem seines Sohnes. „Was hast du mit ihm angestellt, Izar?"

Izar blinzelte unschuldig. „Ich habe lediglich angedeutet, dass du seine Anwesenheit willkommen heißen würdest."

Er konnte nicht glauben, dass Snape hier war. Der Professor für Zaubertränke war freiwillig auf einer Party? Der Gedanke und die bloße Vorstellung war absurd. Aber er sah den handfesten Beweis vor sich. Selbst die Slytherin-Schüler schauten verblüfft über die Anwesenheit ihres Professors. Sicherlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass ihr Hausoberhaupt auf der Feiertagsparty der Malfoys auftauchen würde.

Alles nur, weil Izar erwähnte, dass es Regulus gefallen würde, wenn er käme.

Wie... abstoßend romantisch. Es war entsetzlich.

„Du kleiner Frechdachs", knurrte Snape, als er das Grinsen um Izars Mundwinkel bemerkte.

Der Mann legte seine Hände auf der Lehne von Izars Stuhl ab, beugte sich vor und verharrte mit seinen Lippen in die Nähe von Izars Ohr. Izar fragte sich, was der Mann denken würde, wenn er ihn darüber informierte, dass Regulus gerade seine Lippen an genau jenes Ohr gelegt hatte... er beschloss, sein Glück nicht auf die Probe zu stellen, behielt es aber zu seinem eigenen Vergnügen im Hinterkopf.

„Aus mir unerfindlichen Gründen, habe ich es zu meiner Pflicht werden lassen, deine undankbare Haut zu schützen, während du dich an der Manipulation des Dunklen Mals versuchst. Je eher du deine lächerlichen Pläne in die Tat umsetzt, desto schneller kann ich wieder verschwinden. Also wisch dir dieses dreiste Grinsen aus dem Gesicht." Snape richtete sich auf und warf Regulus einen spöttischen Blick zu, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und durch die Menge watete.

Regulus' Lippen wurden schmal, als er beobachtete, wie Severus eilig einen Schluck von dem, was anscheinend Brandy war, nahm und sich allein in eine Ecke schlich. Regulus drehte sich dann mit hochgezogenen Augenbrauen zu Izar um, die Frage klar auf sein Gesicht geschrieben.

Izar beäugte unbeirrt den Rest seiner Nudeln. „Er hat etwas von einer Drama-Queen..."

Regulus gluckste, aber Izars Gedanken verstreuten sich. Für nur ein paar Stunden hatte er das Mal vergessen. Voldemorts Anwesenheit neigte dazu, ihn alles andere vergessen zu lassen. Er wurde abgelenkt, viel zu sehr für seinen Geschmack. Aber seine Entschlossenheit war immer noch auf dem Höhepunkt. Er würde das Dunkle Mal heute Nacht knacken. Oder es zumindest versuchen.

Jemand räusperte sich neben ihnen. Vater und Sohn drehten sich zu dem großen und leicht untersetzten Mann um. Er hatte kurzes goldblondes Haar und sein Körper bestand aus puren Muskeln. Seine Augen waren moosgrün und Izar hatte eine Ahnung, um wen es sich handelte.

„Regulus", nickte der Mann knapp, bevor er seinen Blick auf Izar richtete. „Izar, es ist mir eine Freude, dich kennenzulernen. Meine Tochter konnte gar nicht aufhören, von dir zu erzählen."

„Mr. Greengrass", erwiderte Izar, als er nach vorne griff, um die kräftige Hand zu schütteln. Sie war warm, viel wärmer, als seine kalte, zierliche Hand.

„Bitte, nenne mich Charles", korrigierte der Mann, ehe er Izars Hand losließ.

Neben ihm hob Regulus seine Augenbrauen und ein träges Grinsen huschte über sein Gesicht. „Bitte, setz dich", lud Regulus süffisant ein, als ob er etwas wüsste, das Izar übersehen hatte.

Nichtsdestotrotz blieb Izar gelassen, als der Riese sich auf dem Sitz neben ihm niederließ. Daphne sah genauso aus wie ihr Vater, aber sie musste die Statur und die weichen Züge ihrer Mutter geerbt haben. Alles andere gehörte Charles.

„Wie geht es Daphne?", fuhr Regulus fort. „Ich hörte von dem schrecklichen Vorfall der sich am Abend des Balls zuzog."

Izar hob eine Augenbraue. Regulus hatte nichts über sein Wissen von den Angriffen erwähnt. Andererseits hatten Vater und Sohn auch nicht so oft miteinander sprechen können. Heute war das erste Mal, dass sie ohne Zeitdruck miteinander sprachen. Nur wurden sie immer wieder unterbrochen. Izar wollte wissen, was Regulus über die Anschläge dachte und seine Meinung darüber, wer Izars Namen in den Kelch gesteckt haben konnte.

Es konnte nicht Voldemort sein. Oder zumindest glaubte Izar nicht, dass der Mann hinter den Angriffen steckte, einfach weil er die Unsterblichkeit so hoch anpries, wollte, dass Izar geschützt war. Das bedeutete, dass er Voldemort glaubte, wenn der Mann meinte, dass es sich bei ihm um seinen Gefährte handelte.

Die Dinge waren zu frustrierend, um darüber nachzudenken. Er konnte sich kaum davon abhalten, seine Frustration an seinen Haaren auszulassen.

„Es geht ihr gut." Charles Greengrass deutete mit dem Kinn in seine Richtung. „Wenn Izar nicht rechtzeitig bei ihr gewesen wäre, hätte ihr Gehirn vielleicht dauerhaft abgeschaltet."

Regulus nickte ernst. Die anthrazitfarbenen Augen trafen die von Izar, bevor sie sich wieder Charles zuwandten.

„Sie wird es nicht schaffen, zu den Feierlichkeiten ins Herrenhaus zu kommen. Dabei hat sie sich so darauf gefreut, abseits der Schule Zeit mit dir zu verbringen", fuhr Greengrass düster fort.

Izar räusperte sich, nicht länger hungrig. Er wusste, dass Daphne gerne hier gewesen wäre, sah es aber nicht ein, sich deswegen schuldig zu fühlen. Und das tat er auch nicht. Er stellte sich nur ihre Enttäuschung vor, nicht dabei sein zu können. Ihre schmalen Schultern wären wahrscheinlich zurückgeworfen und ihre Nase nach oben gerichtet, während sie zwischen den Gruppen umherging. Es war immer wieder amüsant, ihr dabei zuzusehen, wie sie im sozialen Umfeld agierte.

„Izar", begann Regulus leichthin, „es sieht so aus, als könnte Draco deine Aufmerksamkeit gebrauchen."

Holzkohlegrüne Augen glitten über den Innenhof, bis er den blasshaarigen Slytherin-Jungen entdeckte. Draco stand inmitten der anderen Schüler, deren Mienen kühle Gleichgültigkeit ausdrückten, während sie sich unterhielten. Sie waren die typischen Sprösslinge von reinblütigen Zauberern und Hexen. Solange sie Kinder waren, versuchten sie, als junge Erwachsene durchzugehen, die mit den Erwachsenen um sie herum mithalten konnten. Leider fiel das nur selten zu ihren Gunsten aus, einfach weil ihre Masken dazu neigten, im kritischsten Moment zu verrutschen.

Draco stand im Mittelpunkt der Gruppe, doch seine Aufmerksamkeit wanderte ab und zu dorthin, wo sich Izar befand. Als der Malfoy-Erbe Izars Blick bemerkte, richtete sich der Blonde auf und reckte einladend sein Kinn vor.

Izar blickte kurz finster drein, als er sich umdrehte und Regulus misstrauisch ansah. Der Mann drängte ihn geradezu weg.

„In Ordnung." Izar zog eine Augenbraue in Richtung seines Vaters hoch, bevor er Charles knapp zunickte. „Es war schön, Sie kennenzulernen, Sir. Wünschen Sie Daphne alles Gute von mir." Er ignorierte das Angebot, den Mann bei seinem Vornamen zu nennen. Er kannte ihn nicht gut genug, um ihn als langjährigen Begleiter anzusprechen.

Bevor Mr. Greengrass antworten konnte, drehte Izar auf dem Absatz um und machte sich auf den Weg zu den Hogwartsschülern. Es widerstrebte ihm, dem Folge zu leisten. Snapes leerer Tisch war einladend genug, aber Izar wollte sich nicht lächerlich machen. Er wollte nicht, dass die Schüler dachten, er hätte Angst vor ihnen. Denn das hatte er nicht. Er hatte nur ihr hochnäsiges Verhalten satt.

Dracos Lippe hob sich und er verbarg seinen Eifer hinter einer soliden Fassade der ruhigen Gastfreundschaft. Izar fand, dass er damit seinem Vater verblüffend ähnlich sah. Draco hatte nur wenige Merkmale der Familienseite seiner Mutter geerbt und kam in den scharfen, fast spitzen Zügen nach seinem Vater. Die meisten seiner kindlichen Züge hatte er inzwischen abgelegt. Langsam aber sicher verwandelte er sich in einen Mann.

„Izar", grüßte Draco kühl.

Izar nickte als Antwort, während er sich ihrer Gruppe näherte. Er blinzelte, als er feststellte, dass er die Mehrheit ihrer magischen Signaturen spüren und ihre Auren sehen konnte. Izar war nie in der Lage gewesen, die Auren von Zauberern zu sehen, es sei denn, sie waren unglaublich stark. Die Auren von Voldemort und Dumbledore waren für Izar sichtbar und er konnte auch die Auren von Regulus, Snape, Sirius und einer ganzen Reihe anderer wahrnehmen. Aber die Magie der Schüler war nie auch nur annähernd spürbar gewesen.

Was hat sich verändert?

Er hielt inne und schaute beiläufig über seine Schulter. War das der Grund, warum er Kopfschmerzen bekam? Er hatte vorhin ein Auge zugedrückt, es ignoriert, so gut er konnte, doch scheinbar hatte sich wirklich etwas verändert. Er konnte sie überall sehen. Die Magie war nichts als eine farbige Wolke aus Partikeln, manche Auren schöner als die von anderen, aber vollständig sichtbar.

Er leckte sich über die Unterlippe, bevor er zum Tisch weiterging. Vielleicht steigerte sich seine magische Sensibilität, je älter er wurde. Er beklagte sich nicht über diese neue Entwicklung. Es war immer eine Freude, Magie zu sehen, so atemberaubend schön wie sie war. Und jetzt, da er die Ursache seiner Kopfschmerzen und seines Fiebers identifiziert hatte, wusste Izar, dass sein kränklicher Zustand wahrscheinlich abnehmen würde, je länger er sich an die plötzliche Empfindlichkeit der Gegenstände und Zauberer um ihn herum gewöhnte.

„Nette Roben", kommentierte ein Slytherin dunkel. Die Augen des Jungen musterten die schwarzen Roben, die Regulus für ihn geschrumpft hatte. Und insbesondere das schwarze Familienwappen auf der Brust, als hielte er es für eine Fälschung.

Izar würdigte ihn keines Blickes, als er sich lässig neben Draco an den Tisch lehnte. Er musterte die schweigende Gruppe von Schülern mit versteckter Neugierde. Es kostete ihn all seine Beherrschung, nicht zu schielen, um ihre Magie zu begutachten.

So schön... Diese Kinder haben so ein kostbares Geschenk nicht verdient.

„Ausgezeichnetes Duell heute, Izar", machte Nott den ersten Schritt. Er streckte die Hand aus, ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen. "Ich kann für alle sprechen, wenn ich sage, dass du verdammt brillant warst."

Izar nahm Notts Hand, schüttelte sie und blickte in die blauen Augen des Jungen. Trotz der unglücklichen Umstände, die sich um Appletons ungeschickten Mord rankten, hatte Nott Gefallen an Izar gefunden. Seit dem Tod seines Vaters in Askaban war Nott reifer geworden. Es war, als hätte er erkannt, dass er seinen toten Vater durch seine Handlungen repräsentieren musste. Seine wachsende Reife rivalisierte mit der Entwicklung von Draco.

„Freut mich, dass es dir gefallen hat", erwiderte Izar träge und ließ die Hand Notts fallen.

„Die allmächtige Lestrange blutig und unterwürfig zu sehen zu bekommen, ist mehr als bloßes Vergnügen, Nott", meldete sich ein Schüler neben Nott zu Wort. Izar kannte ihren Namen nicht. Sie sah aus wie eine Slytherin im siebten Jahr und Izar erinnerte sich deutlich daran, dass ihr Nachname der eines Halbbluts war. Sie lächelte ihn an und ihre rissigen Lippen verzogen sich zu einem zuckersüßen Lächeln. Sie kam nicht an Daphnes natürliche Gelassenheit heran.

Ein paar Köpfe nickten zustimmend. Sie stimmten nicht alle zu. Das war in Ordnung. Izar wäre ein wenig irritiert, wenn sie ihre Überzeugungen aufgrund eines erfolgreichen Duells plötzlich so schnell fallen lassen würden. Trotz der Tatsache, dass die meisten von ihnen von seinem Duell beeindruckt zu sein schienen, wusste Izar, dass in ihren Urteilen immer noch Eifersucht mitschwang.

„Ich nenne es Glück", begann ein Junge, Wellington, gehässig. „Es war der letzte Zauber, der Bellatrix den rechtmäßigen Sieg gekostet hat." Der große Junge stand in seiner vollen Größe vor Izar und ließ seine Augen am Körper des Ravenclaw hinunterfahren. Neben Izar versteifte sich Draco. „Was war das für ein Zauberspruch, den du benutzt hast?"

Izar unterdrückte ein Schnauben und warf dem Jungen stattdessen ein Grinsen zu. „Ich könnte dir sagen, um welchen Zauber es sich gehandelt hat. Aber das möchte ich lieber nicht", sagte Izar.

Bevor Wellington etwas erwidern konnte, packte Draco Izars Arm und zog ihn weg. „Du brauchst sie nicht zu beschwichtigen", zischte Draco leise. Der blonde Malfoy führte Izar von den neugierigen Schülern weg und in Richtung der Gärten. Die Hand auf Izars Arm war extrem besitzergreifend.

„Irgendwann muss ich mit ihnen interagieren, Draco", antwortete Izar steif. Er entzog Draco seinen Arm und hielt inne, um den Jungen misstrauisch zu betrachten.

Draco versuchte sein Bestes, stoisch und ungerührt zu wirken, aber Izar konnte die Magie um Draco herum sehen. Der Fluss der Magie war weit entfernt von ruhig oder gar gelassen. Um Dracos Mund lag ein fester Zug, als er sich näher an Izar heranlehnte. Letzterer blieb aufrecht stehen, wohl wissend, dass die Augen vom Innenhof aus auf sie gerichtet waren. Es war das Beste, keine Szene zu machen. „Wie kannst du einfach so dastehen und so tun, als wäre nichts?" forderte Draco leise.

Izar hob eine Augenbraue und seine Lippen zuckten amüsiert. „Ich versichere dir, ich bin ihre Blicke und Kommentare gewöhnt..."

„Nicht das", seufzte Draco angesäuert. „Ich spreche von Greengrass und deinem Vater."

Bei der Erwähnung seines Vaters drehte sich Izar um und sah Regulus an. Der Mann saß in königlicher Erhabenheit neben Charles Greengrass. Was auch immer er zu dem größeren und breitschultrigeren Mann sagte, es war nicht angenehm, nach der Art zu urteilen, wie Charles sich näher zu ihm hin lehnte, die Lippen fest zusammengepresst.

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Draco; du musst schon etwas genauer sein."

Graue Augen leuchteten. „Dafür, dass du so klug bist, bist du manchmal ziemlich naiv. Greengrass versucht, eine arrangierte Heirat zwischen dir und seiner Tochter auszuhandeln", spie Draco. „Ist es nicht seltsam? Erst heute Morgen kam der Prophet mit der Enthüllung heraus, dass du ein Black bist. Es hat nicht lange gedauert, bis er deinen Vater darauf angesprochen hat. Da du der Sohn einer mächtigen Reinblüterfamilie bist, nehme ich an, dass er dich für würdig erachtet, um die Hand seiner kostbaren Tochter anzuhalten."

Eifersucht. Der Junge spie die Worte als wären sie Säure.

Izar wippte auf seinen Fersen zurück und seine Lippen pressten sich aufeinander. Er wusste nicht, ob Draco Recht hatte, wenn er annahm, dass Charles sich Regulus wegen einer arrangierten Ehe genähert hatte. Er bezweifelte es, aber wenn es wahr sein sollte, besaß Izar das Vertrauen, dass Regulus ablehnen würde. Daphne würde am Boden zerstört sein, aber es war zu ihrer eigenen Sicherheit. Voldemort wäre sicher nicht glücklich. Und Izar würde sich ebenso wenig behaglich fühlen. Je mehr er darüber nachdachte, desto dringender fragte er sich, ob Daphne die arrangierte Ehe wirklich wollte.

Obwohl er Zuneigung eher unbeachtet ließ, glaubte Izar nicht, dass Daphne romantische Gefühle für ihn hegte. Es war eher eine liebenswerte Art von Beziehung. Freundschaft, nahm er an.

„Wenn ich mich richtig erinnere", intonierte Izar leise, „war ich nicht gut genug für dich, bis du herausgefunden hast, dass ich ein Black bin. Was macht seine Handlungen so anders?", forderte er mit überlegen erhobenem Kinn zu wissen.

Röte bildete sich in der Nähe von Dracos Wangenknochen, bevor der Junge ihn anfunkelte. Er machte einen weiteren Schritt nach vorne und ließ den Raum zwischen ihnen fast verschwinden. „Das ist etwas anderes. Hier geht es um die Ehe. Fürs Leben. Dein Vater tritt in deinem Leben kaum in Erscheinung, und er ist dabei, deine Treue zu Greengrass zu besiegeln. Wie ist das fair?"

Izar ärgerte sich über die Beleidigung seines Vaters, blieb aber ruhig. Es wäre nicht gut, seinem Temperament freien Lauf zu lassen, besonders wenn Draco bereits am Ende seiner Geduld war. Das Letzte, was Izar wollte, war, vor den anderen Todessern eine Szene zu machen.

Izar griff nach oben und strich sich über die Schläfe. Seine Kopfschmerzen waren mittlerweile stechend und er wusste nicht, wie lange er es hier draußen aushalten würde. Es war schwierig, mit der pochenden Migräne an der Seite seiner Schläfe geradeaus zu sehen. „Regulus kommt mir nicht wie jemand vor, der einem solchen Arrangement zustimmen würde", erwiderte Izar ein wenig gelangweilt.

Regulus war homosexuell. Zumindest hatte er das gegenüber Izar zugegeben. Der Mann würde einer arrangierten Ehe nicht zustimmen. Oder?

Draco schien ähnliche Zweifel zu hegen. Und er beruhigte sich nicht im Geringsten. Izars Kopfschmerzen wurden mit Dracos Wut immer schlimmer.

„Ich hätte es wissen müssen", begann Izar wieder. „Du und Daphne habt etwas füreinander übrig. Das macht Sinn." Ursprünglich hatte er gedacht, dass Draco immer eifersüchtig auf Daphne war, weil sie in Izars Nähe war. Aber je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass ihre sofortige Abneigung ein wenig abwegig war. Es war zu extrem. Und jetzt, wo Draco sich über die Erwähnung von Daphnes arrangierter Ehe aufregte, hatte Izar die Vermutung, dass sie sich insgeheim gegenseitig begehrten.

Die Vorderseite seiner Robe wurde von Dracos Faust eingenommen, die sich in den Stoff krallte. Der Blonde drehte sie beide herum und duckte sich hinter eine große graue Statue, um Zeugen zu vermeiden. Izar konnte sich gerade noch aufrichten, bevor er gegen die Statue gedrückt wurde und Draco nach seinen Lippen tauchte. Es war sein zweiter Kuss heute.

Konnte dieser Tag verdammt nochmal endlich ein Ende nehmen? Besonders mit all den physischen Berührungen und ‚liebenden' Motiven war es lästig.

Dracos Finger berührten Izars Gesicht hauchzart, als wäre er unsicher, ob er Izars Gesicht während des Kusses berühren sollte. Am Ende begnügte er sich damit, seine Finger in Izars Robe zu graben und ihre Körper näher zueinander zu ziehen. Es war kein grässlicher Kuss und Draco war viel anmutiger als Izar, als er Voldemort geküsst hatte.

Der Ring an seinem Mittelfinger brannte. Es war kein sengendes Brennen, aber eine Warnung. Izar hatte den verrückten Drang, zu sehen, wie weit er mit einem anderen gehen konnte. Was würden die Konsequenzen sein? Wer würde verletzt werden? Aber er war im Moment nicht in der Stimmung, die Chance, den Dunklen Lord zu verärgern, zu ergreifen. Vor allem, wenn Izar sich sicher war, dass der Mann das gleiche Brennen in seinem Ring spürte, das ihn darauf aufmerksam machte, dass sein ‚Bestimmter' untreu war.

Izar seufzte und unterbrach den Kuss mit einer Drehung seines Kopfes. Seine Finger schlangen sich um Dracos Schultern und drückten den Jungen auf Armlänge. Bevor Izar eine bissige und grausame Bemerkung an den Blonden richten konnte, sah er die Verletzlichkeit in den grauen Augen. Draco hatte die Malfoy-Maske gekonnt aufgesetzt, aber Izar wies ein scharfes Auge auf, welches das verlorene Kind unter der Oberfläche sehen konnte. Draco fürchtete sich vor Izars Zurückweisung und war gleichzeitig voller Hoffnung.

Mussten die Dinge immer gegen ihn laufen?

„Wir sind verwandt, Draco", murmelte Izar leise. „Auf gar keinen Fall werde ich eine Beziehung mit jemandem anfangen, dessen Blut ich teile." Kurz fragte er sich, wann er anfing, so weich und angenehm mit Leuten umzugehen, die ihm den letzten Nerv raubten.

„Wir sind kaum Cousins", beharrte Draco. „Deine Großeltern waren Cousins. Und es kursieren Gerüchte, dass dein Vater und dein Onkel in Sachen Inzest alles andere als unschuldig waren. Regulus wird nicht auf dich herabblicken, nur weil du mit mir zusammen bist."

Izar biss sich auf die Lippe, um das Gelächter zu unterdrücken, das aufkommen wollte. Sirius und Regulus? Die Vorstellung würde es nie in seinen Kopf schaffen, weil sie keinen Sinn ergab. Den größten Teil seiner Kindheit war Regulus in Lily Evans verknallt. Und wenn er nicht gerade um sie herumtänzelte, dann um Severus Snape.

„Ich bin nicht..." Izar brach ab und lehnte seinen Kopf gegen die Steinsäule, während er versuchte, die richtigen Worte zu bilden. „Regulus' Meinung wird hochgeschätzt, ja, aber er bestimmt nicht mein Leben oder mein Handeln. Ich will damit sagen, dass wir das nicht tun können, weil ich mich nicht zu dir hingezogen fühle." Er war am Ende seiner Kräfte, besonders als er die dunklen Schatten bemerkte, die sich hinter Dracos Augen kreuzten.

„Du fühlst dich nur zu Greengrass hingezogen", warf Draco bitter ein.

Das brachte das Fass zum Überlaufen.

Er packte Draco am Hals und vertauschte ihre Positionen, sodass der größere Junge gegen den Felsen gedrückt wurde. Izars Finger wanden sich fest um die verletzliche Haut Dracos. Der größere Junge musste bei der Kraft, mit der Izar ihn festhielt, die Knie beugen. Ihre Augen waren auf gleicher Höhe und Izar grinste bösartig.

„Ich fühle mich weder zu dir, noch zu Daphne hingezogen." Izar schenkte ihm ein dunkles Lächeln, und Dracos Augen weiteten sich bei seinem Anblick. Izar lehnte sich näher und neckte den Jungen mit seinem Atem. Dracos Augenlider flatterten ein wenig, signalisierten seine Erregung. „Du würdest es niemals unbeschadet überstehen, wenn du eine Beziehung mit mir eingehst, Draco. Weißt du, ich genieße Gedankenspiele, die Macht und den Nervenkitzel und die sexuelle Spannung. Du bist zu sicher. Ich würde dich nur über deine geistigen Grenzen hinaus verletzen."

Mit dem Fingernagel über den Kiefer des Jungen streichend, schnalzte er mit der Zunge. „Betrachte das als Warnung, liebster Cousin."

Izar ließ Draco los und drehte sich um, um den Garten aus Felsbrocken zu verlassen, in den der Blonde ihn geführt hatte. Er ignorierte alle fragenden Blicke und begegnete Snapes Onyxaugen. Unauffällig berührte Izar seinen linken Unterarm und ging dann zurück zum Herrenhaus.

Regulus war in eine Diskussion mit Bellatrix vertieft. Ihre Augen spiegelten sich in ihrem dunklen Vergnügen, während sie Beleidigungen hin und her parierten.

Regulus kam ganz gut allein zurecht. Er musste ohne Izars Anwesenheit Frieden mit den Todessern schließen.

Voldemort hingegen stand überraschenderweise allein. Er nippte an einem Kelch mit Schnaps, während er Izars Rückzug mit nachdenklichen Augen beobachtete. Snape würde ihm nicht unbemerkt folgen können, das wusste Izar. Aber das spielte keine Rolle. Er konnte seine Pläne mit dem Dunklen Mal auch allein verwirklichen.

Morgen, Heiligabend, würde es eine Weihnachtsfeier geben. Izars Anwesenheit wurde erwartet, allein schon, weil die Todesser und der Rest der Gäste am nächsten Tag, dem Weihnachtstag, abreisen würden.

Bis zur Feier würde er sich allerdings rarmachen.

Death of Today | ÜbersetzungWhere stories live. Discover now