Kapitel 28

846 41 17
                                    

Das letzte Mal, dass er Lily Potter gesehen hatte, war in der Mysterienabteilung, in der Nähe des Schleiers.

Sie sah so ähnlich aus, wie Izar sie in Erinnerung hatte. Allerdings schien sie sich die Haare gewaschen zu haben und auf ihren Wangen hatte sich eine gesunde Röte geschlichen. Ihr leuchtend rotes Haar war im Nacken zusammengebunden. Sie wirkte noch immer zerbrechlich und gequält – besonders ihre Augen, die die inneren Dämonen widerspiegelten, doch trug sie immerhin nicht das übliche schwere, schwarzes Gewand. Stattdessen hatte sie sich für eine elfenbeinfarbene Robe mit einem Hauch von Karmesin entschieden.

Izar hätte gedacht, sie würde sich an James Potter klammern, um Schutz oder gar Trost bei ihm zu suchen. Doch die Frau saß gerade auf der Bank und wirkte selbstbewusst, die Hände ordentlich im Schoß gefaltet. Als er sie so im Tageslicht sah, glaubte Izar, einen Blick auf die Frau zu werfen, in die sich sein Vater verliebt hatte. Trotz Dumbledores Einfluss wusste Izar, dass Lily Potter keine Frau war, die man unterschätzen durfte. Sie verbarg ihren eigenen Slytherin-Anteil unter ihrer Gryffindor-Rüstung.

Izar warf einen kurzen Blick auf James Potter und was ihm zuerst ins Auge fiel, waren das unordentliche schwarze Haar und die Brille. Glücklicherweise hatte der Mann heute nicht seine Aurorenrobe gewählt, sondern ein einfaches Hemd und eine Hose, die seine große und extrem schlanke Statur zur Geltung brachte.

Izar wich den Blicken der beiden aus und versuchte, sich auf sein Duell zu konzentrieren und seine brennende Wut zu vergessen.

Steif verbeugte er sich vor Cyprien, bevor er die üblichen Schritte zu seinem Ende der Plattform machte. Izar rollte seinen Zauberstab zwischen seinen schwitzigen Fingern und drehte sich anmutig um, wobei er seinen Zauberstab in Duellstellung über seinen Kopf hielt.

Er verstand die Emotionen nicht, die ihn durchströmten. Es wäre wohl auch das Beste, sie nicht zu identifizieren, vor allem in diesem Moment, aber die schiere Intensität machte es unmöglich. Sein Geist war in Aufruhr, sowohl vor Wut als auch vor Unsicherheit. Die Wut war da, weil er nicht glauben konnte, dass Lily und James die Dreistigkeit besaßen, sich hier bei der Zweiten Aufgabe blicken zu lassen. Und die Ungewissheit, die durch seinen Magen rauschte, lag darin zugrunde, dass er nicht glaubte, dass er für diese Aufgabe gut genug vorbereitet war.

„Drei", dröhnte Dumbledores Stimme von der zweiten Tribüne unten.

Die Menge schrie.

„Zwei", zählte Dumbledore abwärts.

Izars Finger waren nass vor Schweiß. Er leckte sich über die Lippen und hasste sich dafür, dass seine Gefühle so dermaßen außer Kontrolle gerieten. Vor einem Jahr waren alberne Gefühle wie Angst noch nicht einmal auf seinem Radar, geschweige denn, dass sie ihn von wichtigen Aufgaben abhielten.

„Eins."

Cyprien war ein offensiver Duellant. Der rothaarige Beauxbatons-Champion verschwendete keine Zeit und warf einen entwaffnenden Zauber. Izar blieb wie angewurzelt stehen und beobachtete, wie die farbige Magie auf ihn zuflog, mit der Absicht, ihn von den Füßen zu reißen.

Mit dem Herz in der Kehle wirbelte Izar herum und wich dem Zauber aus, sodass dieser haarscharf an seiner Schulter vorbeischoss. Über Cypriens Kopf sah Izar, wie der große Timer auf der bildschirmartigen Leinwand zu laufen begann.

Konzentriere dich auf das Duell ... Idiot, schimpfte er forsch mit sich selbst. Es fühlte sich so an, als wäre er gar nicht präsent. Zu viele Dinge rauschten ihm durch den Kopf. Was hatte Sirius noch gesagt? Was hatte ihm sein Onkel im Unterricht eingetrichtert, damit er aufhörte zu denken und begann, seinem Körper die Kontrolle über seine Bewegungen zu geben? Izar erstarrte erneut, ehe er dazu ansetzte, dass zu tun, was wohl jeder Erstklässler mit einem Zauberstab in der Hand tun würde.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Jun 26, 2022 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Death of Today | ÜbersetzungWhere stories live. Discover now