Prolog + Kapitel 1

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Warnungen: SLASH LV/HP (später) Dunkler/verbitterter/gerissener/OOC/schlauer Harry.

Prolog

Sie drückte das Neugeborene an ihre Brust und atmete dessen Duft tief ein. Ihre Augen flogen zu, als das Aroma ihre Sinne erreichte, und sie wollte, dass es sich dauerhaft in ihr Gedächtnis einbrannte. Eine Bewegung auf der anderen Seite der Tür des Waisenhauses machte sie darauf aufmerksam, dass die Zeit, die ihr mit ihrem Sohn blieb, immer kürzer wurde. Ihre Knöchel färbten sich weiß, als sie ihn fester umklammerte.

Sie hätte ihn auf der Türschwelle zurücklassen sollen, einzig begleitet von einem Brief. Aber ihre Beine waren schwer. Ihr Herz war schwerer. Sie musste das Gesicht des Fremden sehen, dem sie ihren Sohn auslieferte.

Eine undenkbare Handlung. Ein selbstsüchtiges Opfer.

Dennoch musste es getan werden.

Wie erstarrt, reagierte sie kaum, als die vielen Schlösser endlich entriegelt wurden und die schwere Tür ächzend aufschlug.

„Kann ich Ihnen helfen?"

Lily bemerkte instinktiv den warmen, ältlichen Tonfall der Fremden. Sie vergrub ihre Nase ein letztes Mal in dem Baby – ihrem Baby – und öffnete die Augen, um die Muggelfrau zu mustern, die vor ihr stand. Äußerlich wirkte sie freundlich und sanft genug, um ihren Sohn aufzuziehen. Lachfätchen zierten ihren Mund und die Augen, und ihre Hände waren faltig von altersweiser Erfahrung.

Als Lily den Kopf senkte, verdeckte die tiefe Kapuze ihre Gesichtszüge vor den neugierigen Blicken der Muggelfrau. Das kleine Neugeborene in ihren Armen haltend, konnte Lily ihr Staunen über die Reinheit, die Schönheit, die sie geschaffen hatte, nicht unterdrücken. Das Baby, nicht mehr als ein paar Wochen alt, bot einen kostbaren und schmerzhaft bittersüßen Anblick.

Aber dieser Schmerz, der einst erstickend gewirkt hatte, war schon lange abgeflacht. Es gab keine Gefühle, außer einem Hauch von Reue und besitzergreifender Gier.

Ihre Arme streckten sich der Frau steif entgegen.

Sie fühlten sich wie Schwergewichte an, als sie ihr Baby an die Muggelfrau übergab. „Hier", flüsterte sie. „Bitte, bitte nehmen Sie ihn. Nehmen Sie mein Baby."

Die Augen der Muggelfrau weiteten sich. Schnell nahm sie ihr das Neugeborene aus den Armen. Mit geschickten Händen stützte die ältere Frau den Nacken des Kindes und wiegte das stumme Bündel näher. „Geht es Ihnen gut, Liebes? Vielleicht möchten Sie hineinkommen?"

Lily schwieg und starrte das kleine Neugeborene an, das sich nun in der Obhut der Muggelfrau befand.

„Liebes?"

„Izar", rang Lily sich zu einem Flüstern durch. „Sein Name ist Harry – nein, Harrison..." Ein weiterer Teil ihrer Seele starb, als sie die Muggelfrau mit dem schwarzhaarigen kleinen Baby in ihren Armen betrachtete. Sie wünschte sich nur, sie könnte den Schmerz noch tiefer empfinden. Für das, was sie getan hatte, verdiente sie jedes bisschen emotionaler Grausamkeit, das man ihr entgegenbrachte.

„Izar?", fragte die Frau und Fältchen bildeten sich um ihre Lippen bei dem fremden Namen. „Sein Name ist Izar Harrison?"

Lily nickte abgehackt und wich mit kleinen, ruckartigen Schritten zurück. „Passen Sie gut auf mein Baby auf." Sie drehte sich um und floh.

„Warten Sie!", rief die Muggelfrau ihr hinterher.

Es war zu ihrem Besten.

Es war zu ihrem Besten, wurde Lily Potters lebenslanges Mantra.

Death of Today | ÜbersetzungWhere stories live. Discover now