Kapitel 3

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Izar schlang die Kapuze sicher um sein Gesicht, während er durch die Flure der Mysteriumsabteilung schritt. Im neunten Stock des Ministeriums war eine Temperatursenkung von mindestens zwanzig Grad zu erwarten. Die Mäntel von Unsäglichen, ausgestattet mit Kapuzen und speziellem Material, wurden so verzaubert, dass sie Körperwärme speicherten. Die Roben waren bequem genug, und schienen mit den Kammern der Abteilung zu verschmelzen – eine Tatsache, die Izar bevorzugte. Im Schatten zu wandeln, vermochte es stets, ihn zu trösten.

Mit einem Blick auf das lächerlich polierte schwarze Gestein auf dem er lief, studierte er sein düsteres Spiegelbild, welches zurückstarrte. Dies war seine fünfte Arbeitswoche hier. Es dauerte zwei lange Wochen, ehe er sich in dem Department bewegen konnte, ohne sich zu verlaufen. Die meisten uneingeladenen Gäste verirrten sich – und wenn sie Türen durchliefen, zu denen sie normalerweise keinen Zutritt hätten, würden sie sich unglücklicherweise den Experimenten auf der anderen Seite gegenübersehen.

Die Mysteriumsabteilung konnte durch einen platinfarbenen Korridor erreicht werden. Sobald der Gast eintrat, ging es über die hochglanzpolierten schwarzen Böden, bis er in einem runden Raum mit zwölf Türen ankam. In den Gästen würde angesichts der grifflosen Türknäufe Verwirrung herrschen, gefolgt von Schwindel.

Glücklicherweise waren die Unsäglichen willkommen. Die Türen würden den Angestellten keinerlei Probleme bereiten, indem sie ihre Wahrnehmung störten. Dennoch brauchte es ein trainiertes Auge, um sich frei durch das Department bewegen zu können.

Ohne vom Boden aufzublicken, konnte Izar die Anziehungskraft der Todeskammer spüren. Er inhalierte tief, versuchte, seine aufkeimende Neugierde zu stillen.

Die Todeskammer war ein großer Raum, in dem sich der steinerne Torbogen – der Schleier – befand. Izar war fasziniert, gar besessen davon, seit ihm die Führung durch die Abteilung gegeben wurde. Unsägliche durften in der Regel wählen, worin ihr Fachgebiet lag. Da war die Liebeskammer – auch bekannt als der stets verschlossene Raum, die Zeitkammer, die Raumkammer, die Gedankenkammer und die Halle der Prophezeiung. Dann gab es auch einige Räume, in denen die Unsäglichen lediglich mit Magie experimentierten – zur Schaffung neuer und verbesserter Gesundheitsausrüstung und fortschrittlicher Objekte für den Kampf oder anderer nützlicher Objekte.

Letzteres entsprach der Stelle, an der Izar eingesetzt wurde. Fürs Erste. Es machte ihm nichts aus, mit Dingen zu experimentieren, einfach weil es ihm Spaß machte. Dennoch...zog es ihn in die Todeskammer. Er wollte dort arbeiten. Wann immer er Interesse an etwas entwickelte – an Magie oder an einem Objekt – quälte ihn seine Neugier solange, bis er seinen Wissensdurst gestillt hatte.

Mit einem leisen Seufzer betrat Izar rasch die Tür zu seiner Rechten, eine Handfläche dagegen gepresst. Sie wurde heiß, als sie seine magische Signatur kostete, ehe sie mit einem Klicken aufsprang. Er schlich hinein, die Augen flüchtig auf die Tische der Unsäglichen gerichtet, die über verschiedene Objekte gebückt waren.

Einige wenige sahen zu ihm auf, bevor sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandten. Ihre Finger arbeiteten fleißig, bastelten entweder an ihrer eigenen Vorrichtung, schrieben wie wild mit einem Federkiel oder benutzten ihren Zauberstab, um die erschaffene Magie zu testen.

Izar ging langsam zu seiner Bank hinüber. Erleichterung überkam ihn, den Stapel an Zeitumkehrern abgeschlossen zu sehen. Owen Welder, der Leiter der Unsäglichen, hatte ihm die Aufgabe gestellt, ein halbes Dutzend Zeitumkehrer fertigzustellen. Eine Aufgabe, die jedem neuen Rekruten zuteilwurde. Bedauerlicherweise gab es nie einen Mangel an Zeitumkehrern. Obwohl es sich anfangs als äußerst schwierig herausstellte, die Zeitumkehrer zu konstruieren, hatte sich Izar mittlerweile daran gewöhnt.

Der Großteil der Materialien wurde von der Zeitkammer zur Verfügung gestellt; die Sandkörner und das spezielle Glas, das bei einer Zeitreise nicht verglühte – Izar musste nur die Sandkörner verzaubern. Es hatte Spaß gemacht, die Umkehrer zu entwickeln, aber Izar wollte heute mit etwas Neuem beginnen. Und nach einem kurzen Blick auf den Haufen, der die fertigen Zeitumkehrer darbot, stellte Izar zufrieden fest, dass er gute acht Stück hergestellt hatte.

Death of Today | ÜbersetzungWhere stories live. Discover now