Kapitel 19

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Als Tyler das sagte, spürte ich förmlich wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich. Ich merkte wie Luise und Hanna sich verspannten. Der Blick von Luise ging zu Klara, welche ich nicht aus den Augenwinkel sah. Mir wurde übel.

"Fabian hat euch bestimmt schon Sachen rausgelegt. Ihr findet oben rechts hinter der ersten Tür euer Zimmer. Geht duschen, ich will euch alle in einer Stunde, frisch geduscht, rasiert und angezogen wieder hier unten im Flur sehen." Er machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer.

"Wenn ich einen von euch in eurer jetzigen Kleidung sehe, kann derjenige was erleben!" Rief er noch, als wir schon halb die Treppe hoch sind.

Wir hatten es nicht wirklich eilig. Eigentlich wollten wir am liebsten nie wieder runter. Aber Ärger einfangen war auch nicht das schlauste. Wir fanden das Zimmer recht schnell. Der Butler, Fabian, war noch drinne und legte noch Sachen raus. Es war immer das Selbe Outfit, nur in unterschiedlichen Größen.

"Schaut dann welches euch passt." Meinte er nur und drängte sich an uns vorbei um nach draußen zu gelangen.

"Periode vorbei?" Fragte Luise Klara und mich.

Komischerweise bekamen wir unser immer zeitgleich und sie hörte auch zeitgleich auf. Wir beide nickten und sahen nochmal unsicher zu den Haufen, welcher nur aus Röcken, Kniestrümpfe und enganliegenden dünnen, bauchfreien Tops bestand. Klara und ich gingen zu erst ins Bad, gingen auf Toilette und dann unter die Dusche. Die anderen folgten dann und putzen sich schon mal die Zähne. Zu zweit war es etwas eng in der Dusche, aber wegen unseren Haaren würden wie wohl am längsten brauchen. Als wir fertig waren, gingen die anderen.

Ich half Klara mit ihren Haaren, sodass wir sie zu zweit föhnten. Dannach föhnte ich meine Haare und dann putzen wir uns die Zähne, wärend die anderen beiden ihre Haare föhnten. Wir hatten nie einen Grund uns vor den anderen zu schämen. Wir wussten wie wir aussahen. Aber trotzdem hatte jeder seine komplexe. Hanna fand ihre Brust zu groß, Luise mochte es nicht, dass man ihre Rippen leicht sah, aber egal was sie tat, sie nahm nicht zu. Klara hingegen fühlte sich in vorallem Freizügigkeit Anziehsachen dick, ich weiß nicht ob das eine Beleidigung war, da wir fast die selbe Statue hatten und sie drei Kilo leichter war. Aber jeder nahm sich anders war. Ich persönlich hatte einen Komplex und immer angst Spliz in den Haaren zu bekommen  zudem fand ich meine Brust zu klein und meine Beine zu dünn, wobei sie eine recht gute Form hatten, aber wie gesagt, jeder nahm sich anders war.

Wir zogen die Sachen an. Alles war schwarz. Nur Hanna passte das schwarze Oberteil nicht, weshalb sie zu den grauen greifen musste. Es war komisch keine Unterwäsche zu tragen. Vorallem untenrum fühlte es sich falsch an. Luise streckte ihre Arme aus und ich merkte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Ich hatte einfach nur Angst. Wir schlossen uns alle in die Arme und Hanna meckerte ausnahmsweise nicht, wegen einer Gruppenumarmung. Doch ich glaube, sie würde sich lieber an uns krallen als jetzt runtergehen zu müssen. Im Flur wartete Tyler schon und sah auf seine Uhr.

"Knapp." Murrte er.

Er schien erwartet zu haben, dass wir zu spät kommen. Kann ich verstehen. Klara hielt ihre Arme vor ihren Bauch und versuchte ihn zu verdecken. Wir stellten uns wieder so auf wie vorher.

"Geht ja. Ich werde euch ein mal eure Regeln sagen. Mir egal ob ihr sie euch merkt, wenn ihr sie bricht, werdet ihr so oder so bestraft, egal ob es Absicht war, dagegen zu verstoßen oder nicht. Erstens, ihr werdet nur das anziehen was euch rausgelegt wird. Zweitens, ihr isst nur das was euch erlaubt wird. Drittens, ihr dürft euch auf keine Möbel setzen, es sei denn es wird etwas anderes gesagt. Viertens, ihr werdet jeden mit Sir oder Madame ansprechen. Fünftens, ihr dürft euch selbst keinen Schaden zufügen, also kein Alkohol, keine Drogen, keine Zigaretten, kein freiwilliger Essensentzug und keine Nächte durchmachen. Auch körperliche Wunden sind verboten. Sechstens, ihr lasst alles über euch ergehen. Achtens, wiedersprecht niemanden. Gibt es Fragen zu den Regeln?" Fragte Tyler und verschrenkte seine Arme.

Er schien keine Lust zu haben uns auf unsere Fragen zu antworten. Dabei gab es keine.

"Wieso sagen Sie nicht gleich, dass wir einfache Marionetten werden sollen?" Sprach ich meinen Gedanken aus.

"Marionetten machen nichts mehr. Man muss sie bei jeder Bewegung anleiten." Machte er mich aufmerksam.

"Also mehr wie vorprogrammiert Roboter?" Ich zog meine Augenbrauen nach oben.

Daraufhin zuckte Tyler mit den Schultern.

"Schon eher. Eins und vier, geht in die Küche, Fabian wird euch zeigen, wo ihr Putzzeug findet. Zwei, geh ebenfalls in die Küche, mach aber Essen." Forderte der dunkelhaarige.

Keiner rührte sich, alle sahen zu mir. Mein Herz schlug ein bisschen schneller. Das ich nicht aufgezählt wurde, konnte nichts gutes bedeuten. Als Tyler in die Hand klatschte, zuckten wir alle etwas zusammen. Ich spürte die Blicke der anderen auf mir, als sie alle in die Küche gingen, aus der man das klappern von Geschirr hörte, da James die Spühlmaschiene ausräumte. Ich sah stur in Tylers Augen, etwas was mich Mühe kostete. Andere in die Augen zu sehen war schwierig für mich. Als wir in deutsch das Thema Kommunikation hatten, wurde ich nach vorne gerufen. Ich hab den Lehrer kein einziges mal, länger als ein paar Sekunde in die Augen geschaut, meine Haltung war gekrümmt und mein Blick wanderte immer im Raum umher. Ich war ein perfektes Beispiel für den Tiefstatus gewesen.

Aber jetzt? Ich stand gerade, sah stur in seine grauen Augen, ich stand fest auf beiden Beinen. Aber meine Schreckhaftigkeit, der Kloß im Hals und die Unsicherheit in meinen Augen, verrieten, dass ich einfach nicht schwach geben will. Ich will mich nicht beugen. Ich will nicht das erleben, was vor drei Monaten passiert war.

Der schwarzhaarige Mann kam auf mich zu und sagt etwas, was dafür sorgte, dass die Situation sich wiederholte. Meine Angst wurde größer und der Ekel, bei den Erinnerungen, die bei diesen Satz in mir hochkamen, war einfach unbeschreiblich groß.

"Nummer Drei, du wirst als erstes lernen, wie man jemanden befriedigt."

Er wollte mich brechen. Was auch immer er in meinen Augen sah, er wollte, dass es sich ihn unterwirft und aufgibt. Oder er war einfach nur extrem notgeil. Das könnte es auch sein.

Geisel - kein EntkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt