Kapitel 55

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Frohes Neues 🌌

"Tyler hat angerufen. Er wird morgen Abend seine Sklavinnen abholen." Berichtete Logan.

Ich wurde sofort hellhörig. Nein. Das ist zu früh.

"Kann er doch meinetwegen machen, müssen wir weniger Geld ausgeben." Aiden zog mich näher an sich ran.

"Und Zac braucht dich. Er ist im Keller."

Ein genervtes Stöhnen kam. Der Mann stand auf und zog sich was über, ehe er runterging. Somit ließ er mich mit Logan alleine. Dieser sah mich an, setzte sich auf den Bettrand und breitete seine Arme aus. Ich sah ihn an, es verging eine halbe Ewigkeit, die aber nur Sekunden waren. Zögerlich krappelte ich zu ihn und ließ mich von ihn auf den Schoß nehmen.

"Tut mir leid." Hauchte er und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel.

"Ich hätte geduldiger sein sollen."

Ich sah ihn an, wusste nicht, was ich sagen sollte. Durch Aiden war ich komplett zur Ruhe gezwungen worden. Seine Ausstrahlung ist gefährlich ansteckend.

"Bekomm ich einen Kuss?" Fragte Logan.

Ich gab ihn einen Flüchtigen, mehr nicht. Ein kleines Schmunzeln erschien auf seinen Lippen und dann standen wir auf. Ich zog mich an und begleitete Logan nach unten, der das Abendbrot machte. Ich fand meine beiden Freunde im Wohnzimmer. Ich setzte mich zu ihnen.

"Hast du es schon gehört?" Fragte Luise.

Ich nickte nur. Kein Wort wäre passend gewesen.

"Heute 3Uhr." Meinte Klara leise.

Daraufhin gab es keine wirkliche Reaktion von mir. Wir unterhielten uns leise. Doch wenn wir zusammen waren, dann waren wir selten leise. Wir sprachen von früher, von der Zeit, wo noch alles gut war. Ich lachte das erste mal wieder und das ehrlich. Es tat gut zu reden. Nicht hierüber, sondern über früher. Wir merkten gar nicht, wie sehr wir ins Gespräch vertieft waren, doch unsere vier Beobachter bemerkten es. Wir bemerkten sie nicht, wie sie uns beobachteten. Mitlerweile hatte Logan Aiden und Zac eine Tasse Tee in die Hand gedrückt und sie tranken sie nebenbei.

Wir waren Menschen. Und nach Tagen, die sich wie Monate anfühlten, konnten wir wirklich wie welche reden. Es war wie bei einer Übernachtungsparty. Mitlerweile hatte ich mich auch vor Klara gesetzt und meinen Kopf in den Nacken und gegen ihr Bein gelegt. Sie fuhr so wie immer mit ihren Fingerkuppen über meinen Hals, was ich aus komischen Gründen sehr entspannt fand. Von Luise gab es nur einen leicht eifersüchtig Blick. Liebe war was tolles und ich bin froh, dass die beiden noch mit der Person zusammen waren, die sie liebten. Auch wenn beide von den gegenseitigen Gefühlen nichts wussten.

Wir vergaßen komplett das Abendessen, doch es interessierte keinen. Die Männer aßen, ließen uns an unseren letzten gemeinsamen Abend, uns sein. Sie kannten mich, sie hatten die anderen beiden beobachtet. Man konnte einen Menschen nicht alles wegnehmen, wenn es so greifbar nah war. Aus genau diesen Grund, sollten wir den Moment genießen. Auch wenn er leider nicht ewig war.

Logan, Zac, Kyle oder Aiden, keiner von ihnen wusste, was wir tun wollten. Wahrscheinlich denken sie, dass wir es uns nicht wagen würden.  Für sie galt ein schöner letzter Abend, für uns eine Entspannung vor der Flucht. Doch der Moment, in den es so wirkte, als gäbe es diese Probleme nicht, hielt nicht ewig. Mit jeweils einer Flasche Bier in der Hand, gesellten sich die Jungs zu uns. Wir wurden sofort leise. Kyle zog mich hoch auf seinen Schoß, doch wenn man dachte, dass eine komische Stimmung deswegen gekippt wäre, unangenehm wäre, der hatte die Empathie der Kerle unterschätzt. Ich selbst wusste nicht, dass sie welche besaßen, doch sie zeigten es.

"Frau Kitsch erinnert mich an meine Biolehrerin...."  Fing Aiden an, kaum hatte er sich hingesetzt.

Es wurde eine Story nach der anderen zurück ins Leben gerufen. Es war witzig und ich musste leicht lächeln als die Kerle sich über die Lehrer beschwerten, die sie damals hatten. Wir stellten die Vermutung auf, dass einige bestimmt Ailiens waren, so ähnlich waren sie sich von verhalten her. Ich merkte, wie ich langsam müde wurde. Doch der Abend war noch lange nicht beendet.

"Film?" Fragte Zac mit einen mal in die Runde.

"Kommt drauf an welcher."

"Sollen die Gäste entscheiden." Entschied Aiden und alle Blicke landeten auf meine beiden Mädels.

Diese waren etwas überfordert und sahen mich an. Ich selbst war aber überrascht, da die Kerle ja sonst alles entschieden. Zac schmiss den Fernseher an und Logan ging mit Aiden in die Küche um Schnittchen zu machen, damit auch wir was zum Abendbrot hatten. Wie ein bunter Haufen saßen wir drei auf den Boden vor der Couch und sahen den Fernseher an. Luise, die in der Mitte saß, bekam die Fernbedienung in die Hand gedrückt.

Ich ließ die beiden entscheiden, doch ich wusste schon in welche Richtung es ging.

"Wie alt seid ihr? 7?" Fragte Aiden, als er mit den Scheiben ins Wohnzimmer kam, hinter ihn ein stiller Logan.

"Wenn es hilft, ja." Meinte ich nur und schaute grinsend zum Fernseher.

Der volltattoowierte zerstörte meine Frisur, welche ich versuchte wieder zu richten. Doch dann drückten wir schon auf play, bevor eine weitere Beschwerde kam. Disney kannte kein alter. Sahen die Jungs etwas anders. Doch wir liebten es. Und sangen mit. Meine Schultern fühlten sich leicht an, meine Lunge befreit, meine Augen brannten nicht. Es...ging mir gut. Etwas, was ich hier nie erwartet hatte. Doch jetzt war alles gut. Alles war vergessen. Für diesen einen Moment war alles in Ordnung und genau dieser Moment sollte ewig sein.

Wir hatten nicht über Hanna gesprochen, nie hatten wir sie erwähnt. Für diesen Moment wollten wir einfach das grausame der letzten Zeit vergessen. Es funktionierte. Bei Klaras und meinen Lieblingslied standen wir auf und führten unseren komischen kleinen Tanz auf, der irgendwie Tradition geworden war. Es kam kein abfälliger Kommentar, wir wurden nicht ausgelacht. Irgendwie sahen die Jungs zufrieden aus, entspannt. Sie waren auch nur Menschen, so schrecklich sie auch waren. Diese kleine Normalität in diesen Haus, lockerte die Stimmung. Es war...schön. Ein entspannter Abend der auch ruhig ausgeklingt wurde. Die Teller mit den Scheiben waren leer, mitlerweile lag ich halb auf Zac und Klara hielt Luise in ihren Armen.

"Sag mal..." Fing Zac leise an.

"...stehen die beiden aufeinander?"  Wollte er wissen und war bei der Frage etwas Lauter, es hörten mit anderen Worten alle anwesenden.

"Interessiert mich aber auch." Meinte Aiden und lehnte sich in seinen Sessel zurück.

Durch die Beleuchtung merkte man kaum, dass beide rot wurden. Vorallem die beiden sahen nicht, dass es den anderen auch so ging.

"Was?" "Nein" "Wir sind nur freunde" "ja genau"

Es war witzig wie die beiden versuchten es gegenseitig abzustreiten und ich musste einfach nur extrem Lächeln.

"Was soll die Frage überhaupt? Lucy, schmier dir das Grinsen aus den Gesicht." Klara war fast am verzweifeln.

Es tut mir leid. Wirklich. Doch es war einfach süß mit anzusehen. Die beiden waren dieses typische Paar, was total ineinander verschossen war, sich aber nicht trauten, es den anderen zu sagen. Jeder hier wusste es besser, als die beiden. Doch keiner sagte etwas. Zac stand auf und hob mich mit hoch. Es war spät geworden und es waren nur noch vier Stunden, bis zu unserer Zeit. Die Jungs verteilten sich langsam und die beiden Mädchen gingen auch in ihre Schlafplätze. Wir brauchten uns nicht anzusehen um zu wissen was wir voneinander wissen wollen. Wir wussten, wie wir es machen würden. Zumindest die beiden und sie würden mich bald einweihen.

Ich machte mich mit Zac bettfertig. In jeden Badezimmer der Jungs hatte ich eine eigene Zahnbürste, welche entweder rosa oder Violett gehalten war. Als wir beide zusammen im Bett lagen, fragte ich nach Socken, für meine angeblich kalten Füße, welche ich auch bekam. Ich zog sie an und dann legte ich mich halb auf den schwarzhaarigen.

"Danke." Hauchte ich.

Doch es kam keine Antwort. Es wurde immer leiser in den Raum, bis nur noch unser Atem zu vernehmen war. Draußen war auch Ruhe eingekehrt, jeder war in seinen Zimmern und die meisten würden wahrscheinlich schon schlafen. Doch ich konnte nicht schlafen, ich lag wach im Bett.

Geisel - kein EntkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt