Kapitel 50

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Die nächsten drei Tage verliefen ruhig. Es passierte nicht. Niemand fasste mich an, niemand schien bock zu haben. Nur leider sah ich sie selten. Es schien, als würde das Haus Klara und Luise verschlucken und nur zu den Mahlzeiten wieder ausspucken. Manchmal glaubte ich, dass die Jungs es extra so einrichten, dass wir uns nicht so oft sahen. Schließlich sollten wir auf keine zu dummen Ideen kommen, was leider nur schon zu spät war. Ich schlief jede Nacht bei Aiden, wobei es eher zufällig war. Aiden ging immer als erster schlafen und schleppte mich dann einfach jedes mal mit.

Es waren wieder Aiden und ich, die am längsten schliefen. Ich lag in seinen Armen, welche er fast beschützerisch um mich gelegt hatte. Sein Kopf lag über meinen in den Kissen und sein Gesicht war leicht in meinen Haaren vergraben. Er gab eine angenehme wärme ab, welche ich für einen kurzen Moment genoss. Doch dieser Moent war so kurz, dass man ihn kaum wahrnahm. Denn ich wusste, wer das hinter mir war und genau dieser Fakt, ließ diesen Moment nicht mehr so süß aussehen, wie er eigentlich hätte sein können. Auf meinen Körper hatte sich Gänsehaut ausgebreitet, denn die Decke, war bis zu meiner Hüfte hinuntergerutscht. Verschlafen versuchte ich sie hochzuziehen, doch das Funktionierte nicht so, wie ich es wollte, da Aiden meine Bewegung ziemlich einschränkte.

"Aiden." Meckerte ich deshalb nur müde.

"Mhm?" Kam es verschlafen vom anderen.

"Decke."

Ein Arm löste sich von mir und er legte die Decke über uns beide, bevor er seinen Arm wieder zur Ausgangsposition legte. Ich schloss meine Augen wieder. Ich wollte weiter schlafen. Ich wollte nicht wach sein, nicht wenn ich hier war. In diesen Momen war es dann auch egal, wer hinter mir lag. Die Jungs hatten mir noch nichts getan, wenn ich geschlafen hatte. Vielleicht waren sie sogar froh, wenn ich es tat. Kurz bevor ich wieder einschlafen konnte, näherten Schritte sich der Zimmertür, welche weniger sanft geöffent wurde.

"Guten Morgen!" Begrüßte uns Logan, welcher scheinbar alles andere als ein Morgenmuffel waar. Er kam zu uns rüber und zog uns die Decke weg, wie wir seit wenigen ?Minuten erst wieder richtig hatten.

Murrend beschwerte nicht nur ich mich über dieses unsanfte Wecken. Aiden fand den Scheiß gar nicht witzig. Er ließ mich los, richtete sich auf und sah den Jünsten der vier an.

"Was soll der Scheiß?" Kann man nicht mal ausschlafen?" Fragte er.

"Nicht wenn du mit den Einkaufen dran bist. Na los, zieh dir was an, Kyle wartet schon. Ich kümmere mich um das Kitten."

Doch das "Kitten" ließ sich nicht stören. Ich hatte total vergessen, dass ich nackt war. Ich wollte einfach weiter schlafen. Logan ging um das Bett herum, hob mich hoch, weshalb ich müde nur wieder unzufrieden etwas unverständliches murrte.

"Wir gehen Baden kleines, Aiden hat dich vollgeschwitzt." Erkannte der Mann und trug mich durchs Haus.

"Ich brauch Kleidung." Erkannte ich und war mit einen mal richtig wach.

"Hab ich schon unten." Meinte er nur Schulterzuckend.

Doch bevor wir ins Badezimmer gingen, setzte Logan mich in der Küche ab. Kyles Augen lagen sofort auf mir. Laut seinen Outfit, würde er mit Aiden einkaufen gehen, zugehört hatte ich vorhin weniger. Zac saß eher entspannt da. Kyles Blick landete auf meinen Bein, er sah plötzlich etwas verwundert aus.

"Haben wir den nicht abgemacht?" Fragte der Arzt.

Ich sah hinunter und schüttelte den Kopf. Ich wollt gar nicht wissen, was Aiden hineingeschnitten hatte. Ich versuchte so gut es ging meinen Körper zu verdecken. Der Mann kam zu mir und hockte sich neben mich auf den Boden. Ich verkrampfte mich, als er das Bein in die Hand nahm und den Verband lansam entfernte. Aiden kam die Treppe herunter, als Kyle das letzte Stück entfernte. Natürlich bekam der Sadist das mit und gesellte sich mit zu Kyle. Ein stolzes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

"Das werden schöne Narben." Meinte er, als sei es eine Kunst.

Mir war übel. Ich wagte es kaum mich zu bewegen. Tränen schossen in meine Augen, welche ich so gut es ging unterdrücken wollte. Ich wollte es nicht sehen, nicht wissen was da zu sehen war. Meine Hände zitterten leicht. Mein Blick war wie versteinert auf der Tischplatte. Ich merkte nicht, wie Aiden mich ansah, genau wusste, was in mir vorging. Er stand auf und beugte sich zu meinen Ohr hin. Als er hinein flüsterte berührten seine Lippen mein Ohr.

"Na komm, Kleines. Schau es dir an, ich will doch wissen, ob es dir gefällt." Er hatte die Stimme eines Teufels.

Ich wagte es kaum zu reden, mein Hals schnürrte sich von Sekunde zu Sekunde immer mehr zu. Ich schüttelte nur den Kopf.

"Das war nichts zum ablehnen."

Er packte mich an den Haaren und zog mich mit einen starken Ruck nach hinten. Ich schrie vor Schmerz auf und meine Hände lagten sich auf seine. Ich versuchte seinen griff zu lockern, was nicht wirklich was brachte.

"Willst du auf meine Worte hören?" Fragte er, doch als ich nur wieder den Kopf schüttelte, griff er nach und zog meinen Kopf nur mehr in den Nacken.

Eine einzelne Träne lief über meine Wange und ein gequälter Laut entkam meiner Kehlte, als mein Nacken auf der Stuhllehne landete.

"Benimmst du dich?" Diese leise, ruhige Drohung war das schlimmste.

"Ja." Kam es erstickend aus mir raus.

Aiden ließ meine Harre jedoch nicht los. Er drückte meinen Kopf so, dass ich gezwungenermaßen genau auf mein Bein sehen musste.

"Wieso ist meins eigentlich ganz unten?" Wollte Kyle wissen.

Es waren ihre Inizialien. All ihre Anfangsbuchstaben von oben nach unten über die komplette Seite meines Unterschenkels. Mir wurde richtig schlecht, als ich die Wunde sah. Voller Grind, noch mit getrockenten Blut.

"Hat keine wirkliche Bedeutung." Meinte Aiden daraufhin nur schulterzuckend.

Ich würde gerne meinen Blick abwenden, doch es ging nicht. Es schien, als hätte ich vergessen, wie man seine Augen schloss. Umso länger ich es sah, desso schlechter wurde mir. Ich merkte, wie mir die Galle hochkam. Aiden ließ mich los und fast zeitgleich stürmte ich auf die Toilette um mich zu übergeben. Zac war hinterhergesprungen und hielt meine Haare zurück.

Gott was soll das? Selbst wenn ich fliehen kann, selbst wenn ich frei bin. Ich kann sie so unmöglich vergessen. Unmöglich, kann ich sie so hinter mir lassen. Das hier war ekelhaft. Aiden wusste genau, was er damit tat. Die Narben mögen zwar sauber sein, doch man würde sie nicht verstecken können. Es wäre ein Ding der Unmöglichkeit, damit kurze Sachen zu tragen. Wie sollte man das jemanden erklären können? Als mein Magen komplett leer war und ich gefühlt die gesamte Magensäure erbrochen hatte, ließ ich mich erschöpft zurückfallen. Zac hielt mich aufrecht, drückte die Spühlung. Das war zu viel. Ich brach wieder in Tränen aus. Ich weinte viel zu oft und es erleichterte mich kein einziges mal.

Geisel - kein EntkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt