Kapitel 59

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Das Mittag fiel aus. Ich hörte ein Telefonat zwischen Aiden und Tyler mit. Aber auch nur solange, bis er merkte, dass ich wach war. Jemand hatte mich zugedeckt, als ich geschlafen hatte. Der Erholungseffekt hatte total gefehlt. Zac tippte auf den Handy umher, Logan laß irgendein Buch und Aiden trat mit Kyle ins Wohnzimmer, als das Telefonat beendet war. Es war Still. Ich hasste diese Stille.

"Wie war es gestern Abend?" Fragte der jüngste plötzlich.

Ich sah ihn verwirrt an. Er klappte das Buch zusammen und legte es auf den Couchtisch. Mein Nacken schmerzte etwas, da ich mich auf den Sessel zusammengerollt hatte.

"Erzähl mir davon." Die anderen setzten sich.

Ich wollt wiedersprechen, doch als ich ihn ansah, wusste ich, dass er nicht locker lassen würde.

"Es war...schön." Meinte ich zögerlich.

Die anderen setzten sich. Beteilungslos holte Aiden sein Handy raus und Kyle nahm das Buch von Logan um zu sehen. Was er laß.

"Schön? Wieso? Erzähl, wie hast du dich gefühlt?" Wollte er wissen.

Was wird das? Logan, spielst du mit mir? Sind das Psychotricks?

"Logan, ich hab-"

"Erzähl mir davon." Unterbrach er mich sofort.

"Ich weiß nicht. Einfach gut. Mal wie ein Mensch und nicht wie ein Sexobjekt."

"Weiter." Forderte er mich auf.

"Keine Ahnung. Es war einfach unbeschwert. So wie wenn ich normal gelebt habe. Klar waren die Differenzen da, aber ich hab mich das erste mal hier wohl gefühlt. Ich hab kurz vergessen, wer ihr seid und was ihr getan habt und wahrscheinlich noch tun werdet."

Er sah mich an. Die anderen hörten zu, sie hörten zu, doch taten so, als wäre ihnen das Gespräch egal. Ich merkte es nicht.

"Ich weiß nicht. Es war so, als ob mir keiner was tun könnte in den Moment." Ich wollt nicht darüber nachdenken.

Ich wollt nicht darüber reden. Ich merkte schon, wie mir die Tränen wieder hochkommen.

"Hattest du Angst?" Wollte der Koch wissen.

"Nein."

"Hat dir was gefehlt?"

"Nicht wirklich."

"Du hast dich Sicher gefühlt, hab ich recht?" Kam er auf seinen Punkt.

Ich sah ihn verwundert an. Hab ich das? Ja ich hab mich wohl gefühlt, aber so wirklich sicher? Ich hatte keine Angst. Nein, in diesen Moment schien alles eigentlich perfekt.

"Schon...." Gab ich unsicher zu.

"Und wie war es draußen?" Wollte er wissen.

Ich blieb still.

"Hattest du draußen Angst?" Wollte er wissen.

Ich nickte leicht. Natürlich hatte ich Angst gehabt. Ich war nervös, bin letzten Endes doch fast erfroren.

"Warst du Nervös?"

Wieder nickte ich. Die anderen beobachteten uns nun genau.

"Du hattest Angst, warst nervös, Erzähl mir mehr." Forderte er.

"Was soll ich denn da groß sagen? Ist es nicht logisch Angst zu haben?"

"Du sollst mir nur erzählen, wie es draußen war."

"Keine Ahnung. Dunkel, kalt. Scheiße natürlich war es kalt, du weißt, selbst, was ich am Leib hatte. Bist du schon mal so durchs Unterholz gegangen? Jeder Schritt tut weh und mit der Zeit frisst einen förmlich die Kälte auf. Ich hatte das Gefühl, mit jeden Schritt vor Schmerz zu sterben, wärend alles so Taub war, dass ich mich überhaupt gefragt habe, ob ich noch lebe."

Er hörte zu, verarbeitete meine Worte in einer kurzen Pause und stellte dann die Nächsten Frage.

"Wie war es, als du Zac gesehen hast?"

Natürlich Fragte er nach Zac. Er war der erste den ich gesehen hatte.

"Ich....keine Ahnung." Man merkte mir sehr an, dass es mir unangenehm war.

"Lucy, dir muss nichts peinlich sein. Wie war es?" Bohrte er nach.

"Erleichternd." Die Welt schien kurz stehen zu bleiben, es schien als hätte jeder eine andere Antwort erwartet.

"Wieso? Hattest du keine Angst?" Fragte nun Zac, weshalb er einen ermahnenden Blick von Logan bekam.

Ich schüttelte dne Kopf.

"Ich weiß es nicht. Ich will eben nicht sterben. Ich will leben und ich war kurz vor den Erfrieren. Gott das klingt albern, doch als ich Zac gesehen habe, dachte ich, dass ich überlebe. Ich war erleichtert, weil ich das naive Vertrauen habe, dass ihr mich nicht tötet. Ich dachte, dass alles gut wird und bin deshalb auch zu ihn. Das klingt noch albernen als ich dachte." Meine Stimme verhaspelte sich beim sprechen, so schnell sprach ich.

"Du bist doch nur dahin gegangen, wo du hin sollst. Das muss dir nicht unangenehm sein." Meinte Logan und kam auf mich zu.

Er hockte sich vor mich und stützte seine Arme auf meinen Beinen ab.

"Weißt du wie wir deine zwei Freunde gefunden haben?" Wollte Logan wissen.

Ich erstarrte. Nein. Ich wollte es nicht wissen, doch er hielt mich fest, ließ mich nicht gehen, seine Ausstrahlung reichte in diesen Moment, damit ich sitzen blieb.

"Kyle ist etwas in den Wald gefahren, damit wir sie vielleicht darin sehen können. Doch da lagen sie nicht. Die haben Suizid begangen, das wusstest du oder? Du wusstest, dass sie die Messer mit dabei hatten oder? Wir fanden sie, unterkühlt und mit offener Pulsader. Die haben sie sich nicht aufgeschlitzt, als sie uns sahen, sondern vorher. Deine Freunde hatten nicht vor zu überleben. Sie wollten es so. Hast du sie so bei uns gesehen? Hast gesehen, wie sie versucht haben sich umzubringen, als sie hier waren? Ich auch nicht. Keiner von uns. Erst als sie draußen waren, nahmen sie sich das Leben, erzählte mir, Lucy, wieso ist das so?"

Umso länger er sprach, desso mehr Tränen liefen über meine Wangen, desso mehr Tränen brannten in meinen Augen. Ich wollt ihn nicht hören, er sollte aufhören zu reden. Doch ich saß einfach nur da konnte nichts machen.

"Du bist hier sicher und das weißt du. Du hast doch nicht ohne Grund Angst vor der Außenwelt, denkst du nicht? Wenn ich dir jetzt sage, dass du raus sollst, was kommt dir als erstes in den Kopf?"

"Angst."

Ich lügte nicht. Wieso sollte ich auch. Es war das einzige was kam. Es war Angst, ich fühlte mich unsicher wenn ich daran dachte, dass ich raus sollte. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus und ich merkte, wie ich mich verspannte.

"Was ist, wenn ich mitgehe? Oder einer der anderen?"

"Ok."

"Wieso?"

"Weil ich alleine nicht raus will. Wenn einer von euch dabei ist, weiß jemand den Weg zurück."

Oh und wie oft ich daran dachte zurückzugehen. Der feige Gedanke, den ich immer wieder zurückgedrängt hatte.

"Du willst zurück? Hast du es denn gemerkt? Das, was wir dir immer wieder erzählt haben? Die Welt da draußen ist nichts für dich. Du bist hier sicher und im warmen. Es gibt für dich keinen Grund zu fliehen. Da draußen wartet nichts auf dich, außer das Ungewisse. Hier drinne bist du sicher. Bei uns bist du sicher. Hast du das verstanden?" Es war eine Frage mit Nachdruck.

Ich nickte nur.

"Sag es mir, Kitten. Ist da draußen was für dich?"

Ich schüttelte unter Tränen den Kopf.

"N-nein." Brachte ich stotternd heraus.

"Wo gehörst du hin?" Dieser Druck jedes mal. Er ließ einen fasst zusammenschrumpfen und trotzdem wirkte es so, als würde man freiwillig antworten. Doch ich gab nach, ich gab unter diesen Druck nach.

"Zu euch." Die Antwort war leise doch sie reichte vollkommen.

Geisel - kein EntkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt