Kapitel 27

658 57 31
                                    

Stille.

Sie war für einen blinden Menschen eines der furchteinflößendsten Zustände. Wenn die Welt um einen herum stoppte, das Rascheln der Bäume verklang, die Brise verstummte, als hätte jemand die Nadel von der Schallplatte genommen und ihre Melodie zwanghaft zum Stoppen gebracht. Wenn selbst das eigene Herz verschluckt wurde von dem tiefen Summen des Nichts und das eigene Wesen in eine Blase der Leere hüllte.

Es war als würde man ein blutendes Reh in einen Wald voller gefräßiger Wölfe werfen, ohne die geringste Möglichkeit zu entkommen und vor allem– ohne die geringste Ahnung, wann sein letzter Atemzug vertan sein würde.

Und so fühlte sich auch Kohana. Als die Welt um sie herum zum Stillstand kam und Stille sich ausbreitete. Ihr Kopf war leer, ihre Gedanken verstummt, ihre Körper erstarrt in purem Schock, als die Worte langsam in ihrem Kopf verhallten.

Fuyumi.

Sie spürte wie sich etwas in ihren Erinnerungen regte. Ein Ziehen in ihrem Hinterkopf, das sich immer mehr in den Vordergrund kämpfte, bis es ihren gesamten Schädel einzunehmen schien.

"Kohana Fuyumi." Sie hörte das Wispern einer Frau die ihrem Kind ihren letzten Atemzug schenkte. Roch das Blut und den Rauch, der sich überall an der weißhaarigen Frau festgesetzt hatte, selbst wenn sie niemals ihren wundervollen Duft von Lilien verlor.

Es war nur ein winziger Ausschnitt, ein Flüstern inmitten eines reißenden Sturmes, und doch verriet es ihr so viel.

"Kohana...Kohana Fuyumi." flüsterte sie mit aus Schock geweiteten Augen, vollkommen ihre vorherigen Sorgen und Grenzen vergessend. Die Alarmglocken in ihrem Inneren verblassten ins Nichts, als sie den alten Mann vor sich einfach nur vollkommen erstarrt anblickte.

Zum ersten Mal seitdem sie ihn kennenlernte.

"Mein...Name, ich erinnere mich. Ich- Ich heiße Kohana Fuyumi." wiederholte sie und hob in Trance ihre Hände vor ihr Gesicht. Sie drehte sie wunderlich, besah sich ihres Körpers, als würde sie ihn zum ersten Mal seit Jahren sehen. Und verstehen, dass diese winzigen Hände...ihre waren.

Hokuro erging es im selben Moment nicht viel besser. Sein Blick war paralysiert auf ihre Augen gerichtet. Oder eher, auf ihre schwarze Iris, die nur erhellt wurde durch das Symbol einer weißen Blüte in ihrer Mitte. Das Symbol ihres Kekkei Genkais.

Sein Symbol.

"Unmöglich." flüsterte er und ließ seinen Blick über ihre Merkmale wandern.

Blasse Haut, Haar so weiß wie Schnee und Lippen rosiger als jede Frühlingsblume.

Die eindeutigen Merkmale seines Clanes und doch–

Er dachte–

Wie?

Er bemerkte nicht, dass er das Wort laut gehaucht hatte, und wie auch Kohana zu realisieren schien, das in seinen hellen Augen ein Symbol lag, dass ihr nur zu bekannt vorkam. Es war ergraut, ein wenig verblasst, sie schob es auf sein Alter, doch der Fakt war zweifelsohne derselbe.

Er war ein Fuyumi.

Sie war eine Fuyumi.

Sie hatten...Familie?

Kohana erinnerte sich an ein Feuer, die Schreie ihrer Clansbrüder- und Schwestern. Wie ihre Herzen in Schatten versanken und schließlich vollkommen erloschen. Die Anstrengung ihrer Mutter ihrem sicheren Tod wenigstens einen Sinn zu geben indem sie ihr winziges Leben rettete.

Und die ganze Zeit über hatte noch jemand existiert?

"Aber ich dachte– meine Mutter...das Feuer." flüsterte sie, ehe sie erneut erschrocken die Augen weitete und eben diese augenblicklich verschloss. Sie spürte wie sich Tränen hinter ihren Lidern bildeten, doch sie würde sie nicht austreten lassen. Sie durfte es nicht riskieren, was wenn sie ihm die Lebensenergie entzog? Sie–

Eyes of Death [Naruto Fanfiktion]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt