Kapitel 10

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Nick und ich schlossen unsere Bücher und waren ziemlich stolz auf uns.
Wir hatten tatsächlich einen Sonntagmorgen genutzt und das auch noch produktiv. Ein Highlight das seit Beginn unseres Studiums zum ersten Mal passierte.
"Ich sterbe vor Hunger. Was ist mit dir Maxi?", Nick schaute mich mit großen Kulleraugen an.
"Ein bisschen könnte ich schon vertragen."
"Yippi!", voller Elan sprang er auf und hüpfte herum.
Normalerweise würde ich jetzt mit einstimmen, aber ich war noch nicht 100% fit.

Wir liefen durchs Wohnheim an den anderen Zimmern vorbei und waren nicht besonders überrascht das nicht viele auf den Gängen waren.
Viele fuhren an den Wochenenden nach Hause oder schliefen bis Mittags.
Am Anfang war uns dieses 'Sleep in' egal und lärmten laut rum.
Mittlerweile waren wir selbst diejenigen die pennen wollten.
"Jetzt erst mal futtern und was dann?", ich stieß Nick mit dem Ellbogen an.
"Es ist kurz nach 12 an einem Sonntag. Wir wäre es mit einen hübschen Spaziergang?", er klimperte übertrieben mit den Augen.
"Du bist so dumm Junge. Mach das mit der Perle von gestern, aber nicht mit mir.", ich schmiss mich auf ihn und nahm ihn in den Schwitzkasten.
"Aber komm jetzt sag schon. Wer ist die Auserwählte?", ich schaute Nick neugierig an, denn sie muss wirklich besonders sein wenn sie mit Nick und seinem Partyleben mithalten könnte.
Er kratzte sich nervös im Nacken und lächelte unentwegt. Es war aber kein glückliches Lächeln.
"Vielleicht habe ich etwas gelogen.", er hörte nicht auf sich zu kratzen und starrte zu Boden.
"Du meinst weil sie hässlich wie die Nacht ist?", spottete ich amüsiert.
Empört sprang er auf und schubste mich ein Stück.
Wir gingen in die Cafeteria und starrten aufs Menü.
"Ein Glück das es Sonntags kaum Andrang gibt.", sagte ich und hatte mittlerweile doch großen Hunger bekommen.
Wir zahlten wie immer und waren wie immer froh das wir uns keine Sorgen um Geld machen mussten.

Nick war zwar ein Idiot, aber für Mädels eine gute Wahl. Seine Familie war mit meiner Familie befreundet. Sein Vater im Vorstand einer IT - Firma. Keiner von uns musste sich eigentlich je um irgendwas sorgen machen. Nice oder?

"So jetzt erzähl, wo warst du und worüber hast du gelogen?", ich biss in meinen Fleischkloße und beäugt Nick.
"Ich bin nach Hause gefahren.", er stocherte nervös in seinem Nudeln herum.
"Sag mal Maxi, du und James. Was ist das? Freundschaft oder Freundschaft plus? Oder mehr?"
Ich verschluckte mich und hustet los. "Was?", ich presste es zwischen dem Husten heraus.
"Als er mit dir im Arm aufgetaucht ist hatte er einen richtig panischen Gesichtsausdruck. Er war sehr besorgt und hat sich die ganze Zeit um dich gekümmert. Also ich meine er hat dich solange im Arm unter der Decke gehalten bis du wieder normal warm warst."
Ich lief bei dem Gedanken knallrot an.
"Wir haben keine Freundschaft Plus oder so. Das doch Blödsinn! Du kennst mich. Ich steh nicht auf Typen! Okay ich mag ihn, aber nicht mehr."
Nick starrte mich an.
"Wirklich? Denkt er auch so? Sicher nicht!", Nick sprang auf und ließ mich einfach so sitzen.
Die paar Studenten die doch da waren schauten zu mir rüber.

What the fuck war das? Was hat der den eingeworfen. Was bitte hätte ich ihm denn sagen sollen. 'Ja klar James ist übelst Gay und ich? Was war ich... Die Antwort kannte ich doch noch nicht mal selbst.

Erschöpft legte ich den Kopf auf den Tisch und dachte noch eine Weile nach.
"Vielleicht sollte ich Toni fragen? Toni ist doch so clever und er grabbelt an allem rum.", ich sprach leise mit mir selbst sprang dann aber auf und wurde lauter. "Ahr Blödsinn, doch nicht mit dem!", verärgert schob ich den Stuhl zurück und rannte aus der Cafeteria.
"Michelle! Ich könnte doch Michelle fragen." Ziellos lief ich umher. "Ach aber die ist nicht da. Mit wem soll ich reden?", mir stiegen die Tränen auf.
Weiterhin ziellos lief ich durch sie Straßen und dachte nach.
Ich fand aber keine Antwort.

Wieso ist Nick so, wieso bin ich so?
Ich glaube James ist der Einzige den ich fragen kann.

Ich lief zu ihm rüber und klingelte. Als sich die untere Tür öffnete kam mir ein ältere Mann entgegen er war wirklich gut gekleidet mit Hemd und Weste und trotz seinem weißem Haar waren sie sorgsam gelegt und an den Seiten sehr kurz gehalten. Selbst der Bart war ordentlich und sauber in Form.
Ein wirklich schicker Mann.

Was so ein Mann hier wohl macht?

Er ignorierte mich vollständig und vermiet es sogar mich nur in kleinsterweise zu berühren.
"James?", ich lief nach oben und sah wie James seine Tür gerade schließen wollte, aber inne hielt als er mich sah.
"Was machst du denn hier? Geht es dir besser?", er griff nach meiner Schulter und zog mich förmlich zu sich in die Wohnung. Sein Blick streng an mir vorbei checkte er das keiner im Flur war.
Ich war kaum drin und die Tür hatte sich gerade eben hinter mir geschlossen da umarmte James mich bereits.
Er presste sich gegen meinen Rücken und seine Arme hielten mich fest umschlossen.
Sein Kopf ruhte in meinem Nacken und ich spürte wie sein Herz einen Marathon lief.
"Was ist los? Ey... Sag was!", ich windete mich aus seiner Umklammerung und lief mit ihm zur Küche.
Er sah aufgewühlt aus, aber sein Blick angestrengt und ernst.
"Kannst du mal was sagen?", ich betrachtete ihn ganz genau.
Er setzte sich auf einen Stuhl und ich setzte mich neben ihn. "Wieso bist du hier her gekommen?"
Ich war nervös und griff nach seiner Hand. Er drückte meine und sah mich an.
"Nick frage was das zwischen uns ist.", während ich das sagte spürte ich wie meine Hand anfing zu schwitzen.

Hätte er mich nicht schon in schlimmerem Situationen gesehen, wäre das wohl sicher unangenehm.

"Was hast du ihm gesagt?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Weiß ich nicht. Wir sind doch Freunde oder?"
James nickte.
"und?", er beugte sich vor. "Aber... Ich bin mir unsicher. Ich mag dich.", ich schluckte.
"Maxi, bist du dir so unsicher? Das ist okay. Zwing dich nicht selbst zu etwas."
Ich fühlte mich wohl seine Hand zu halten.
Das konnte ich nicht mehr leugnen. Ich war unsicher, wenn ich alleine darüber nach dachte, aber wenn er da war fühlte ich mich besser. Ich lächelte weil mir wirklich danach war. Nicht weil ich Mein Image hatte.
"Ich weiß das ich noch etwas krank bin, aber kannst du...", ich hatte etwas Angst zu fragen. "... Kannst du mich küssen?"
Ein Zittern durchzog meinen ganzen Körper.
Das klingt jetzt sicher überraschend, aber ich geh einfach aufs Ganze .
Ein Kuss sagt so viel aus. Wenn ich da was empfinde, dann kann ich meine Gefühle nicht mehr leugnen.
"Sicher?"
Ich nickte und wartete. Er lächelte und freute sich aufrichtig.
"Okay, aber dann lass uns rüber gehen."
Ich folgte ihm einfach ins Schlafzimmer und setzte mich zu ihm aufs Bett.
Kaum hatte ich mich gesetzt ließ er mir keine Chance mich vorzubereiten.
Er küsste mich. Er küsste mich so intensiv und man spürte das er das kaum erwarten konnte.
"Maxi!", hauchte er in den Kuss und brachte mich dazu meine Lippen etwas zu öffnen. Ungeduldig schob er seine Zunge in meinen Mund und legte seine Hand an meinen Hinterkopf.

Normalerweise bin ich derjenige mit der Hand am Hinterkopf von einem Mädchen.. Er dreht den Spieß einfach um, aber er ist so..... Sagt man dominant? Fühlen sich Mädchen so, wenn ich einfach forsch ran ging?

"James! Ich... Ich kann nicht mehr.", ich war völlig außer Atem. Ich rang nach Luft. Es fühlte sich so an, als hätte er mir jeglichen Sauerstoff geraubt.
Mit einem kleinen zärtlichen Kuss richtete er meine Aufmerksamkeit wieder auf sich und sein Lächeln.
Glücklich. Er sah so glücklich aus. Dabei habe ich doch nichts gemacht.
"Maxi, ich... Ich will so gerne mehr von dir berühren.", er legte seine Stirn an meine und schloss die Augen. Als müsste er sich kurz sammeln.
"Und? Was empfindest du?"

Ich empfand etwas. Etwas verwirrendes aber auch etwas berauschendes. Ich weiß nicht wie ich euch dieses pulsierende Gefühl beschreiben soll.

Ich legte meine Hand auf meinen Schoß. Diese Berührung führte aber nur dazu, daß ich mich über mich selbst erschrak.

Ich kann es nicht mehr leugnen. Mein Körper sprach für sich selbst.

Partyboy -  Love MeWhere stories live. Discover now