Kapitel 12

244 20 35
                                    

Ich hatte die halbe Nacht noch mit James geschrieben. Er wurde irgendwann wach und schrieb mir. Es war eigentlich belanglos. Ein leichter smalltalk, aber ich erfuhr auch das seine schlechte Laune, zu beginn unseres Treffens am Sonntag, seinem Vater geschuldet war.
Der schicke Mann der mir entgegen kam war sein Vater.

Der Mann war schon älter, aber er hatte seine guten Gene wirklich an James weitergegeben. Wenn ich an meinem Vater dachte würde dieser haushoch verlieren, wenn es einen Wettbewerb gäbe.

Ich hatte zwischen durch versucht zu fragen wieso sein Vater ihm denn diese miese Laune verpasste, aber James schaffte es immer wieder elegant drum herum zu schiffen.
Die Nacht war also ziemlich lang und ich auch noch nicht ganz fit.
"Kannst du mal aufhören zu gähnen?", Nick stieß mit seinen Fuß gegen mein Knie und setzte sich zu mir auf die Holzbank vor der Bibliothek.
Müde aufblickend wedelte er mit einem Café to go vor meiner Nase.
"Uh Willst dich etwa einschleimen hä?". Ich ärgerte ihn und griff nach dem Becher.
"Was ne Plörre! Wo hast du den Scheiß denn her?", ich zog eine grässliche Miene und Nick lachte.
"Den Guten hab ich getrunken, das da ist Automatenkaffe.", sein Lachen wurde lauter und er fing langsam an zu heulen.
"Du bist so ein Penner, wieso bin ich nur mit dir befreundet?", trotzig schüttete ich die braune Suppe hinunter und warf den Becher Richtung Mülleimer.
Er landete schwungvoll einige Meter daneben. Was Nick nur dazu veranlasste mehr und lauter zu lachen.
Wir wurden schon von anderen Studenten beobachtet. "Hey, schmeiß den mal rein.", ich brüllte zu einem Mädchen direkt neben dem Becher und zeigte auf den ihn.
"Du bist doch dieser Monway Junge oder?", sie beäugte mich von oben bis unten und hob dann den Becher auf.
"Weist du eigentlich wie schädlich so ein Becher für die Umwelt ist?", sie blickte mich hinter ihren roten Locken böse an und dann zu Nick rüber.
"Ihr beide habt nichts im Kopf, ausser bescheuerte Partys und....", wütend warf sie den Becher weg.
"oh lass mich raten du bist ein die glaube sie müsse die Weeellltt retten!", Nick sprang auf und ging auf sie zu. Mit dem Finger stupste er ihre Nase. "Pup."
Beim 'Pup' - Geräusch das er machte konnte ich nicht mehr und schrie los vor Lachen.
"Sry, ich geh mich schnell bei Mutterbaum entschuldigen."

Sie schmollte, wir gingen lachend weg und auch andere Studenten waren sichtlich amüsiert.

Okay das war assi, aber schön witzig. Nein schon etwas gemein.

"Hey Nick.", ich stupste ihn mit meinem Bleistift gegen die Schulter. "Mhm?", er drehte sich um und blickte mich an.
"Ich muss dir später was sagen. Also wegen James.", ich flüsterte es ihm mitten in einer Lesung zu. Ich wusste das er jetzt keinen Aufstand machen würde.
"Nein danke.", er drehte sich um und folgte wieder dem Thema.
"Nick bitte. Ich muss mit dir sprechen.", ich hatte ein ungutes Gefühl. "Maxi, wenn du mit dem befreundet sein willst, dann bitte, aber ich will mit so wem nichts zu tun haben."

Hatte ich mich da jetzt gerade verhört oder hat er das gerade ehrlich gesagt?
Ich hätte nicht erwartet das Nick so Anti ist.

"Was heißt mit so wem?", ich flüsterte weiter und starrte ihm Löcher in den Nacken.
Das schien er nicht weiter ignorieren zu können, drehte sich halb um und schaute mich über seiner Schulter an.
"Ich will mit so einer scheiß Schwuchtel nichts zu tun haben!", er zischte es durch die Zähne und biss richtig fest zu. Ohne mir Beachtung zu schenken drehte er sich zurück.
Seine Worte taten so weh. Schmerzerfüllt griff ich an meine Brust und senkte den Kopf.
"Wie kommst du darauf, dass er auf Männer steht?", ich ließ den Kopf gesenkt und Nick schaute weiter nach vorne.
"So wie er dich ansieht, so sieht man keinen Kumpel an. So wie er sich um dich sorgte.... Das waren andere Blicke. Ich bin nur froh, dass du sagtest ihr seit nur Freunde - mehr nicht."
Ich er trug seine Worte nicht und der Lesung folgen konnte ich schon gar nicht mehr.
Mit einem schrillen Scharen schob ich meinen Stuhl eilig zurück und verließ den Saal.
"Herr Monway! Was soll..", ich hörte den Professor noch rufen, aber da schloss sich die Tür schon hinter mir.

Nick ist mein bester Freund, seit unserer Kindheit unzertrennlich. Aber ich hatte keine Ahnung das er so eingestellt war.
Natürlich passte 'sowas' nicht in unser bisheriges Leben, aber... Dinge ändern sich doch. Menschen ändern sich. Ich änderte mich.

Unsicher lief ich über den Kampus und ausgerechnet Toni war es der mit mir zusammen prallte.
"Ahja, wen haben wir denn da. So groß ist der Weg und du rennst direkt in mich rein.", Toni grinste frech und überheblich.
"Fick dich Toni. Ich hab kein Bock auf deine Tour." Seine Stimme ärgerte mich, unabhängig von dem was er sagte und das was er sagte war Stumpfsinn.
"Na Ärger? Heute mal kein Grinsen im Gesicht?"

Stimmt ja. Meine Methode zu Grinsen um dumme Fragen zu vermeiden hab ich komplett vergessen.

"Mir ist nicht danach.", sagte ich und ging mit Toni ein Stück.
"Na komm schon, erzähl.", Toni schwang seinen Arm um meine Schulter und lief mit mir ein Stück.
"Ich fürchte Nick ist ziemlich Anti, was Homosexuelle angeht. Darauf war ich nicht gefasst."
Toni überlegte kurz. "Ach dabei hat er doch neulich soooo rumgeheult wegen dir.", er ließ den Satz so beiläufig fallen.
"Bitte?", ich hasste den Typen, aber manchmal war er auch zu etwas zu gebrauchen.
"Wähwäh machte er, dummer riesen Lulatsch...", äffte er herum.
Ich wurde merklich genervter. "Toni hau raus man und komm auf den Punkt!"
"Na dein best Buddie hat Angst das James in eure Bromance reinfunkt. Fast wie so ein eifersüchtiges Waschweib."
Ich hasse Toni einfach, aber er war nützlich und manchmal auch ertragbar.
"Was hat das mit Homosexualität zu tun?"

Toni brach in Gelächter aus und verlegte seinen Arm von meiner Schulter an meine Hüfte.
Nicht das wieder, er und seine dummen Spielchen.
"Ach Maxi, das James auf dich steht konnte man deutlich sehen. Du die halb tote, besoffene Prinzessin und er der rettende Held."

Ich konnte es nicht wirklich glauben. Nick konnte nicht ernsthaft eifersüchtig auf James sein. Unsere Freundschaft hat doch nichts damit zu tun, wenn ich und er...naja ihr wisst schon. Wenn wir vielleicht ein Paar werden sollten?
Möchte ich das denn? James war wirklich toll, ich die laufende Katastrophe...

"Weist du was Toni. Du warst tatsächlich mal nützlich!", ich fand mein Lächeln wieder. Dank ihm kam ich nämlich zu einer Erkenntnis und die hätte ich nicht ohne ihn gehabt.
"Hey und wenn du mal wieder down bist, hast du doch 100%ig noch die Pillchen! Die machen Happy!", schrie er mir hinterher, als ich bereits anfing los zu laufen.
In einer ruhigen Ecke, suchte ich mein Handy aus meiner Tasche heraus und wählte James Nummer.
"Hey Maxi. Was gibt's?", im Hintergrund hörte ich einige Stimmen die sich entfernten. "Störe Ich?"
"Nein, ich hatte eine Lesung, aber die ist eben beendet worden."
Jetzt war im Hintergrund nur noch leises Gekrame zu hören. "Herr Lomes, hätten sie noch einen Moment?", die Stimme im Hintergrund schien seine volle Aufmerksamkeit zu bekommen.
"Ähm Sry Maxi, mein Pharma-Prof möchte was. Können wir später sprechen?", er hielt mich ziemlich kurz.

War das nicht der Professor von neulich , dem er soooooo aufmerksam folgte?

"OK Ja klar. Ich komme einfach rum okay?", ich betrachtete es als eine gute Idee und er stimmte mit einem "mhmh" zu. Dann legten wir auf und ich machte mich auf den Weg.
Ich war mir hundertprozentig sicher das richtige zu tun. Es sollte nicht komplizierter werden, als es jetzt schon war, also dachte ich sorgsam über meine Worte nach. Welche ich James sagen wollte und welche ich Nick sagen wollte.
"Das wird gut, das klappt, das kann nicht schief gehen.", sagte ich immer wieder zu mir selbst, lächelte und grüßte überfröhlich jeden den ich kannte auf meinem Weg.

Partyboy -  Love MeWhere stories live. Discover now