43// Vollidiot

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Christians Sicht

Alleine war ich nach London geflogen und hatte ein paar Dinge erledigen müssen. Zuerst hatte ich mir ein paar Wohnungen angeschaut, nach dem ich bei der ersten Untersuchung vom Verein gewesen war. Es war das erste Mal, dass ich mir die Trainings-Anlage, das Stadion in Ruhe anschaute. Mein Vater war Extra aus den USA gekommen, um mich zu begleiten. Es war schön das er sich wieder einmal Zeit für mich nahm. Mein Vater war immer schon mein bester Freund und bester Trainer gewesen. Mein Urvertrauen in ihn war immens. In großen Entscheidungen war er eigentlich immer verwickelt und nahm mir ein Teil von meiner Arbeit ab. Außerdem tat es gut mal ein paar Stunden aus Dortmund rauszukommen und auch wenn ich es nicht zugab, tat es auch gut sich ein paar Stunden keine Sorgen um Luna zu machen. Tatsächlich war meine Freundin gerade ein wenig verloren und den halt den sie brauchte, würde sie sich nur selbst geben können. So häufig wie möglich versuchte ich für sie da zu sein, doch im Moment schlief Luna viel und ließ den Tag so einfach auf sie zu kommen. Mein Dad machte sich Sorgen um Luna und noch mehr ob ich der Situation gewachsen war. Immerhin hatte Nick ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt und jetzt begleiten sie mich auch noch nach London. Ihre Regeln galten nicht mehr und dann war man eben schon mal Lost. Wir waren in der Nähe vom Hyde-Park und schauten uns eine Wohnung an. Ein kleines typisches britisches Haus. Hohe schmale Fenster, Stuck an den Decken und alte Flügeltüren. Das alte Stäbchen Parkett lag dort seit mindest hundert Jahren. Der kleine Garten nach hinten raus war ein absolutes Highlight. Es war wie Wohnzimmer im Grünen. Der einzige Baum im gesamten Garten war ein uralter Fliederbaum, der Mitten in einem Feld aus grünen Bodendeckern stand. Der Stamm des alten Baumes war fast grau, umso imposanter wirkten die großen Blumendolden. Zwei weiße Stühle mit hohen Lehnen standen auf den schwarzweißen Fliesen, die vom alter schon ihre Witterung erhalten hatten und an manchen Stellen von Moos überwuchert waren. Es war wirklich hübsch. Man war ungestört, denn der Garten war von der Straße nicht einsehbar. „Hier kannst  du nackt im Garten liegen!" Amüsierte sich mein Vater. „Es ist recht klein!" Sagte ich. „Es hat drei Schlafzimmer und vier Badezimmer!" Grinste er mich an. „Echt?" Lachte ich verlegen. Es kam mir nicht so vor und fragte mich ob Luna sich hier wohlfühlen könne. Ich war fest davon überzeugt, dass ich es Ihr nicht recht machen konnte - aber vielleicht hatte ich auch nur Angst, dass ich sie nicht glücklich machen konnte und das obwohl ich es unbedingt wollte. 


Lunas Sicht

Mir fiel so langsam die Decke auf den Kopf. Ich hatte das WG Zimmer aufgelöst und wartete auf Christians Rückkehr aus London. Den halben Vormittag hatte ich auf der Couch gelegen und buchstäblich die Decke angestarrt. Die duzenden Benachrichtigungen auf meinem Handy hatte ich einfach ignoriert. Wohlwissend, dass Christian sich in London wahrscheinlich Sorgen machte, warum ich ihn schon wieder ignorierte. Es klingelte an der Tür. Es klingelte noch einmal. Ich stand auf und schaute durch die Kamera, wer unten vor der Tür stand. Es war Jacob. Ungeduldig drückte er noch einmal auf die Klingel. Ehe ich ihm aufmachte. Er kam die Treppe rauf gelaufen. „Warum gehst du nicht an dein Handy?" Fragte er mich erbost. „Ich habe keine Ahnung wo es ist!" Gab ich zu. „Christian flippt aus, weil du nicht ans Telefon gehst!" Beschwerte er sich und japste nach Luft. „Und dann ruft er dich an?" Fragte ich ihn amüsiert. „Er macht sich Sorgen um dich!" „Komm rein!" Bot ich ihm an und nahm mein Handy vom Küchentisch. Christian hatte mir ein halbes Duzend Nachrichten geschickt und vier Mal angerufen. Ich rief ihn an, doch diesmal ging er nicht ran. Jacob stand im Türrahmen. „Wie lange willst du noch auf der Couch festkleben?" Fragte er mich. „So lange ich will!" „Du benimmst dich wie ein trotziges Kind!" Sagte er direkt. „Ich bin ein trotziges Kind!" Schmollte ich. „Zieh dich um!" Befahl er mir. „Und was soll ich anziehen?" Fragte ich den jungen Dänen. „Wir gehen Laufen!" Ich verdrehte die Augen. „Ich habe keine Lust!" „Doch komm schon!" „Ich will nicht mit dir laufen!" Beschwerte ich mich. „Du wirst mit mir laufen, sonst trage ich dich!" Sagte Jacob. Ich schaute ihn mir an, er trug Jogginghosen, einen dicken Sweater und sein blondes Haar hing lockig in alle Richtungen. Er schaute mich mit seinen Dackelaugen an. „Los jetzt oder ich stelle dich einfach unter die Dusche!" „Das wagst du dich nicht!" „Oh doch!" Sagte er und machte einen Hechtsprung auf mich zu. „Nein!" Kreischte ich und sprang über die Couch. Doch als hätte Jacob es geahnt, schnitt er mir den Weg ab. Er packte mich und warf mich einfach über die Schulter. „Nein, nein!" Beschwerte ich mich und klopfte ihm auf den Rücken. „Lass mich runter!" „Gott du wiegst ja gar nichts mehr!" Bemerkte Jacob. „Lass mich runter!" Beschwerte ich mich schon wieder bei ihm. Jacob packte mich und ließ mich wieder auf den Boden. Ich schaute zu ihm auf und rückte meinen Pullover zu recht. Ehe er etwas sagen konnte, klingelte mein Handy. Ich zuckte zusammen und ging zum Handy. Christians Nummer stand auf dem Display. „Hi!" Sagte ich ruhig. „Warum gehst du nicht ans Telefon?" Fragte er mich direkt. „Ich habe geschlafen. Jacob hat mich geweckt!" Sagte ich. „Hast du schon wieder geschlafen?" Fragte er mich. „Ja Jacob will mit mir Laufen gehen!" „Das ist doch eine Superidee!" Sagte er leise. „Ich habe eine Wohnung, ich habe dir Fotos geschickt. Du wirst es lieben!" Strahlte er. „Meinst du?" Fragte ich und hörte wie er sich freute. „3 U-Bahn-Stationen und du bist am Stall!" Sagte er niedlich. „Das kann ich ja quasi zu Fuß machen." „Ja auf jeden Fall oder mit dem Fahrrad!" Er machte eine Pause. „Jetzt geh mit Jacob laufen und guck das du was isst!" „Ja mach ich." Murmelte ich. „Versprochen?" Fragte er mich. „Ja versprochen!" „Ich liebe dich, ich rufe dich heute Abend an." „Ja bis später!" Sagte ich und legte auf und ich spürte wie Jacob mich unentwegt anblickte. „Er macht sich Sorgen um dich." Erklärte er mir und sah zu ihm auf. „Ich habe ihn in Gefahr gebracht!" Sagte ich schuldbewusst. „Er liebt dich. Das ist ihm egal. Es war Nicks Schuld nicht deine!" Versicherte er mir. „Es ist nicht deine Schuld Luna, dass ist so wichtig dass du das verstehst." „Ich fühle mich hin und hergerissen und ich habe Angst!" Ich machte eine Pause, denn es war das erste Mal das ich darüber sprach. „Ich kann keine Waffe mehr in die Hand nehmen und ich kann mir im Moment nicht vorstellen, noch einmal eine Uniform anzuziehen." Sagte ich kaum hörbar. „Dann nimm dir die Auszeit die du brauchst!" Sagte Jacob ruhig. „Ich wollte immer Polizistin werden!" Gab ich zu. „Ich weiß!" Sagte er und blickte mich mit seinen großen Augen  an. „Es ist Zeit, das du wieder anfängst zu träumen!" Ich blickte Jacob an. „Ja genau wie du." Sagte ich so leise, das nur er es hören konnte. „Immer wenn ich anfange, kommen die selben Träume zurück..." Gestand er mir und spürte den Blick auf meiner Haut.


Jacobs Sicht

Luna blickte mich an, ihre großen Kulleraugen ruhten auf mir. „Joggen!" Schlug sie vor, um nicht weiter nachzufragen worüber ich sprach. „Lass uns joggen gehen!" Wiederholte sie eindringlich und verschwand im Badezimmer. Ich brauchte einen Moment um mich zu sammeln, denn Es war an der Zeit Luna endgültig zu vergessen. Mehr Liebeskummer wie zur Zeit konnte ich eh nicht mehr ertragen. Ich hoffte inständig, dass Luna in London glücklich werden würde und das Christian sie glücklich machen würde. Die junge Frau kam aus dem Badezimmer und trug diese engen Laufhosen, mit diesen dünnen Masheinsätzen. Ihre Beine waren gertenschlank und in ihrem weiten Hoodie wirkte sie fast ein wenig verloren. „Na komm, ich ziehe dich ab!" Lachte Luna unbekümmert und wir gingen zusammen zu meinem Auto. Dort hatte ich ein paar Laufschuhe im Kofferraum. Es dauerte nicht lange und wir liefen los. Tatsächlich war Luna deutlich auf leichterem Fuß unterwegs als ich. Es war keine Schwierigkeit für mich ihr zu folgen. Immer noch war sie sehr athletisch unterwegs. Sie hatte dieses Tempo drauf, das mich forderte mit zu halten und das kratzte an meinem Ego. Sie rannte und rannte, wie ein Duracellhase. Wir liefen unsere übliche Strecke. Als wir an der Stelle ankamen an denen Nick uns eingeholt hatte, blieb die junge Frau abrupt stehen. „Oh no!" Sagte ich zu ihr, denn ich hatte schon nicht mehr dran gedacht. „He fucking changed my whole life!" Fluchte sie und tobte, in dem sie den nächsten Ast durch die Gegend pfefferte, der ihr in die Quere kam. „Ruhig bleiben." Mahnte ich sie, doch Luna war so unglaublich sauer, dass mir nichts anders übrig blieb als ihren Zorn zu ertragen. Jetzt stand Sie einfach da und schrie los. Sie schrie einfach. Es war rührselig und befreiend. Ich stand einfach nur da, doch ich war auch hilflos und daher ging ich einfach auf sie zu, schlang meine langen Arme um die junge Frau. Doch Luna tobte, weiterhin und schlug nach mir. Tränen rannen über ihre Wangen und gleichzeitig funkelten sie vor Zorn. „Ruhig, ruhig!" Sagte ich ihr ins Ohr. Es kostete mich die gesamte Kraft, sie festzuhalten und mich ihren Schlägen zu entziehen. Ich hielt sie wie einen Schraubstock und ließ mich mit ihr auf den Boden plumpsen. Luna saß zwischen meinen Beinen und ich hatte die Arme immer noch um sie geschlungen und die anfängliche Wut wich. Sie schnaubte, versuchte sich immer noch loszueisen und zitterte nun am ganzen Körper. „Hast du dich beruhigt?" Fragte ich sie. Doch ihr Gezappel verriet mir, dass sie sich immer noch nicht beruhigt hatte. Sie kämpfte mit sich selbst. „Entspanne dich!" Sagte ich ihr leise ins Ohr, während ihr braunes Haar in mein Gesicht hing. Ihr Haar roch nach Weintrauben und Zimt. Mit meinen Beinen fixierte ich ihre, so das sie mehr und mehr gezwungen war still zu halten. „Ich haue dich um, wenn du mich loslässt!" Fauchte sie, wie ein wütender Stier. „Komm runter!" Bat ich sie und fixierte ihre Handgelenke. Wir saßen eine ganze Weile schweigend im Laub und Luna entspannte sich langsam. Ich hatte immer noch meine Arme um sie geschlungen, als ich sie schließlich losließ. „Es ist so unfair!" Fluchte sie. „Aber du bist nicht allein!" Redete ich ihr ein. „Und breche dir weiter dein Herz, nein verdammt!" Schrie sie mich an und vor lauter Ehrlichkeit ließ ich sie einfach los. Luna sprang auf und stapfte davon. Ich blieb einen Augenblick im Laub sitzen und sah ihr sprachlos hinterher. Sie wusste es also doch! Natürlich hatte sie von meinen Gefühlen gewusst. Aber Luna hatte für sich eine Entscheidung getroffen und die hieß Christian. „Jetzt warte!" Rief ich ihr hinterher und stand auf. Befreite mich vom Laub an meinen Klamotten und joggte Luna das kurze Stück hinterher. „Du kannst mich doch nicht einfach da sitzen lassen!" Sagte ich und holte sie nach einer kurzen Aufholjagd ein. Luna wischte sich die Tränen aus den Augen, doch nicht vor Trauer, sondern vor Wut. Fest griff ich ihr in den Nacken und zog sie an meine Brust. Ob sie wollte oder nicht, ich umarmte sie. Auch jetzt tobte sie wieder, doch ich hielt sie einfach fest. Luna hatte ziemlich Kraft und es kostete mich einiges an Energie. „Dieser Kampf muss aufhören, Luna. Bitte!" Sagte ich ihr leise ins Ohr. Als ich sie losließ verpasste sie mir unmittelbar eine Ohrfeige. Ich war so überrascht, das ich mich zu ihr beugte und ihr einen Kuss auf die vollen Lippen drückte. Eine zweite Ohrfeige war die Folge. „Du bist so ein Vollidiot!" Brüllte sie mich an und stapfte nun weiter. „Luna komm schon!" Brüllte ich ihr hinterher. „Du hast nichts verstanden, Jacob!" Rief sie mir amüsiert zu. „Komm jetzt, mach dich nicht über mich lustig?" Schmollte ich nun. Luna joggte nun das Stück hinunter zu ihrer Wohnung und ich konnte es ihr nicht einmal verdenken. Ich hatte mich mal wieder benommen wie ein Vollidiot und hatte meine Gefühle über die ihren gestellt. Christian würde mich töten und mir den Kopf abreissen, wenn er das rausbekam. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 11, 2021 ⏰

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Neighbours  // Christian Pulisic & Jacob Bruun LarsenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt