1//Umzug

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1. Lunas Sicht

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie froh ich war, dass ich mein neues WG-Zimmer bekommen hatte. Wohnraum war teuer und eine eigene Wohnung war im Moment absolut unvorstellbar. Solange ich noch meine Ausbildung absolvierte musste, waren zwar keine eigene Wohnung machbar, aber auf die eigenen vier Wände wollte ich nicht verzichten. Ich war froh, dass ich bereits während meiner Ausbildung von zuhause ausgezogen war. Naja noch ein halbes Jahr und dann durfte ich mich Polizeikommissarin nennen. Solange war das auch nicht mehr, eben nur noch eine Handvoll Monate. Zwar musste ich dann noch den praktischen Dienst hinter mich bringen, aber immerhin war ich dann ausgebildete Polizistin beziehungsweise Kommissarin. Für manche ist es die absolute Höchststrafe, aber ich wollte schon mein ganzes Leben der Gesellschaft etwas zurück geben. Außerdem mochte ich die Idee von dem Guten gegen das Böse. Jedis gegen Sith, Arm gegen Reich, Spiderman gegen den Kobold, Jon Snow gegen den Eiskönig. Es gab hunderte Beispiele... Meine WG teilte ich mir mit zwei weiteren Polizisten und einem IT-Studenten. Denn die große Wohnung war ziemlich teuer, aber in sehr guter Lage und da ich im Hinterland von Münster großgeworden bin, hatte ich die Ausbildungsstelle in Dortmund dankend angenommen. Ich wollte immer schon zur Polizei und hatte mich gegen meine Eltern durchgesetzt. Mein Vater war Feuerwehrmann und meine Mutter war Krankenschwester. Schichtdienst und turbulente Zeiten gehörten seit meiner Kindheit dazu. „Luna, Luna ausgerechnet zur Polizei? Liest du denn keine Zeitung, wenn dir was passiert?" Hatte meine Mutter mir monatelang hysterisch in den Ohren gelegen. Dass die Polizei mir das Studium finanzierte und ich hoffentlich schnell in den Innendienst gehen würde, hatte sie dabei scheinbar ignoriert. Außerdem arbeiteten meine älteren Brüder als Hufschmied und ebenfalls als Feuerwehrmann, also warum freuten sie sich nicht einfach mit mir, wenn ihre jüngste Tochter irgendwann Ober-Kommissarin bei der Polizei war? Stattdessen war es monatelang ein Alptraum gewesen. Ich besuchte meine Eltern immer noch regelmäßig, aber seit dem hatte sich unser Verhältnis verändert. Sie verstanden einfach nicht, dass ich mein eigenes Leben führen wollte und meine eigenen Entscheidungen treffen wollte. Ich stellte den letzten Karton in mein Zimmer und schaute Nicklas dankbar an. Nick und ich gingen beide in die selbe Polizei-Einheit und wir trainierten öfters zusammen. Der große blonde Hüne lächelte mich vielsagend an. „Ganz lieben Dank!" Sagte ich zu ihm und wischte mir den Schweiß aus der Stirn. Ich machte mir einen Zopf in mein langes braunes Haar und lächelte ihn an. „Kein Problem, das ging doch fix!" Sagte er ruhig und tatsächlich hatten wir keine zwei Stunden gebraucht, um meine Sachen von der letzten WG in meine neue zu bringen. „Komm lass uns was Essen gehen!" Schlug ich ihm vor, für seine Hilfe beim Umzug schuldete ich ihm eine Dönertasche mit Pommes. Diese Ehrenschuld wollte ich nicht lange auf mich sitzen lassen. Ich zog meine Jacke über und im Flur kam mir Lars entgegen. Er war einer meiner neuen Mitbewohner. „Schon fertig?" Fragte er mich freundlich und ich nickte. „Man ihr seit ja schneller als die Polizei erlaubt!" Lachte er und ich bereute jetzt schon die Polizeiwitze, die auf mich zu kommen würden. „Wir wollen was Essen, willst du mit?" Fragte ich ihn. „Nein ich hab gleich Dienst. Heute ist Heimspiel!" Ich nickte, war aber selbst noch nicht bei einem Fußballspiel dabei gewesen. Doch vom Hörensagen waren die Sonderschichten im Stadion manchmal pure Freizeit und manchmal purer Stress. Man wusste nie, worauf man sich einlässt. Ich wusste auch, dass ich wahrscheinlich bald schon, auch ins Stadion musste um meinen Dienst zu absolvieren. Jeder war mal an der Reihe und bisher hatten sie mich ausgespart. Nick und ich verließen die Wohnung und fuhren die Straße hinunter. Nicht weit entfernt entdeckten wir die Dönerbude unseres Vertrauens und aßen zusammen. Dabei beobachtete mich Nicklas schon wieder so, dass ich seine Gedanken quasi von der Nasenspitze ablesen konnte und das gefiel mir überhaupt nicht. Nicklas war groß, hübsch, blauäugig aber irgendwie überhaupt nicht mein Typ. Ich hatte mir streng vorgenommen, nie etwas mit einem Polizisten anzufangen. Ich hatte wirklich keine Lust darauf, dass er sich in mich verliebte, aber ich hatte das Gefühl das er es genau darauf anlegte. Notiz an mich selbst: in der nächsten Zeit weniger mit Nicklas verbringen. „Also was willst du nachher noch machen?" Fragte er mich. „Ich räume gleich noch die Kartons ein!" Sagte ich gedankenverloren. „Wenn du willst, helfe ich dir noch!" Bot Nick mir an. „Nein, das kriege ich schon alleine hin." Versicherte ich ihm und lächelte kurz. Ich wollte meine Ruhe und endlich alleine in meinen eigenen vier Wänden sein. Meine letzte WG war wirklich schrecklich gewesen und ich hatte mich da, nicht wirklich wohlgefühlt. Die beiden Mädels verbrachten lieber Zeit bei Partys und Shoppen, es war ständig laut gewesen und ich hatte mich nur wenig ausruhen können. Nach dem kurzen Essen mit Nick, war ich unglaublich froh, als ich endlich allein in meinem Zimmer war. Nach rund zwei Stunden hatte ich die meisten Kartons ausgeräumt und sogar zwei Bilder aufgehangen. Es klopfte und Lars mein neuer Mitbewohner grinste mich freundlich an. „Brauchst du noch Hilfe?" Fragte er mich. „Nein ich bin fast fertig!" Lächelte ich ihn an. „Gut unsere Nachbaren sind ein wenig Lärmempfindlich. Außer sie feiern ihre komischen Partys!" Erklärte er mir. Mittlerweile war es ziemlich spät und er hatte recht, Lärm sollte ich erst morgen wieder machen. „Mmmh hört sich spannend an!" Lächelte ich ihn an. „Nun das denken die Mädels auch, die bei den Jungens ein uns ausgehen!" Machte er sich über die für mich unbekannten Nachbarn lustig. Ich zuckte mit den Achseln. Was meine Nachbarn so anstellten war mir in diesem Moment aber ziemlich egal. Lars blickte mich grinsend an. „Willst du noch Pizza mit bestellen?" Fragte er mich. „Nein total lieb, aber ich hatte vorhin Döner. Ich achte eigentlich auf meine Ernährung! Eine Ausnahme reicht da erst mal..." „Nun ja von nichts kommt nichts!" Lächelte er mich zuversichtlich an. Ich nickte. Lars zwinkerte mir aufmunternd zu und ging zurück ins Wohnzimmer. Ich war froh, als ich endlich alleine in meinem Zimmer war. Die paar Teile würde ich morgen noch irgendwo in meinem Zimmer verstauen. Also schmiegte ich mich in mein Bett und entspannte mich von dem anstrengenden Tag. Morgenfrüh musste ich bereits sehr früh auf der Polizei-Wache sein, denn ich hatte jetzt vier Wochen Streifendienst vor mir. Irgendwie freute ich mich bereits darauf. Der Tag heute war anstrengend genug gewesen und ich schlief schließlich einfach ein.

Neighbours  // Christian Pulisic & Jacob Bruun LarsenWhere stories live. Discover now