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49. Lunas Sicht

Christian saß mir gegenüber und nippte an seinem goldenen Drachen. Neben dieser unglaublichen Collegejacke, bei Nike hatte ich nicht einmal etwas ähnliches gesehen, trug er ein dunkelrotes Hemd und einen dünnen schwarzen Pullover. Seine Jeans saßen wie angegossen und ich liebte seine schneeweißen Air Jordans. Er saß mir gegenüber und wir schauten uns fast unentwegt in die Augen. Christian war zuckersüß und ich fühlte mich unglaublich geborgen, wenn er in meiner Nähe war. Der junge Kellner brachten uns nach und nach Vorspeisen und Hauptgericht. Ich selbst hatte absolut keine Ahnung von japanischer Küche, aber alles was ich probierte war unglaublich lecker. Die Zeit in dem ausgefallenen Laden schien zu verfliegen und neben Pikachu-Cocktails bekam ich noch einen Hello-Kitty-Schirmchen-Saft. Er schmeckte nach Erdbeeren und noch mehr Alkohol, aber es war nicht unangenehm - Ganz im Gegenteil, ich war gerade nur im hier und jetzt. „Also wir gehen japanisch Essen und dann?" Löcherte ich ihn. Wie wohl ich mich bei ihm fühlte war unglaublich und mir wäre am liebsten gewesen, dass dieser Moment niemals aufhörte. „Sei nicht so ungeduldig!" Bat Christian mich, mit diesem total niedlichen Grinsen auf den Lippen. Ich legte den Kopf schräg und ich tat alles um dieses Augenblick zwischen uns in meinem Gedächtnis zu speichern. Denn ich fühlte mich wirklich unglaublich gut. Zum Nachtisch gab es Reiswein und Glückskekse, doch ich mischte die Kekse zuerst durcheinander und reichte ihm einen. Christian nahm ihn mir aus den Fingern und unsere Haut berührte sie knapp, dabei blickten wir uns tief in die Augen. „Lies du ihn mir vor." Bat er mich und ich brach den Keks in zwei Teile und fing automatisch an zulachen: „Great Things never come from Comfort Zones!" Las ich ihm vor. Christian schmunzelte und nahm mir nun meinen Keks aus der Hand. „Wenn es dir Angst macht, könnte es ein Versuch wert sein!" Las er mir vor und sein breiter amerikanischer Akzent war zu hören. „Ach das sagst du doch nur so!" Beschwerte ich mich bei ihm, doch er hielt mir den Zettel hin und ich konnte es mit eigenen Augen sehen. „Oh mein Gott!" Sagte ich verlegen und hielt mir die Hand peinlich berührt vors Gesicht. „Das glaubt uns keiner!" Lächelte ich, Christian zog sein Handy und machte ein Foto von den beiden Zetteln. Auf seinen Lippen lag dieses unglaublich niedliche Lächeln, in dem ich mich verlieren konnte. „Komm lass uns gehen!" Schlug er mir vor. „Wir müssen noch bezahlen..." „Das hab ich schon gemacht!" Sagte er cool und grinste gut gelaunt. „Du bist mir ja einer..." Sagte ich und zog mir wieder meine Jacke über, ehe der junge Kellner zu mir kam. Er hatte einen Haarreif mit Katzenohren und Kirschblüten in der Hand. „Den haben Sie liegen lassen!" Sagte er zu mir. „Nein der ist nicht von mir." Sagte ich ihm sofort. „Alle First-Dates bekommen die Ohren, das ist Tradition!" Sagte er zu mir. Ich lachte verlegen und Christian nickte ihm zu. Es war total albern, aber ich setzte mir die Ohren-Haarreif auf und steckte sie mir ins Haar. „Und ?" Fragte ich ihn mit großen Augen. „Looks smart!" Lachte er und ich schüttelte verlegen den Kopf. „Und was machen wir jetzt?" „Du sollst nicht so neugierig sein." Sagte er mir zu gefühlten hundersten Mal und wir gingen gemeinsam die Straße hinunter. Christian lief im Gleichschritt neben mir her, während ich den Alkohol spürte, aber es war nicht wirklich unangenehm. „Gott dieses Ohren sind so niedlich!" Sagte Christian. Ich lief neben ihm her und hackte mich schließlich bei ihm unter. Er zog sein Handy aus der Collegejacke und machte ein Foto von uns. Erst dann liefen wir unglaublich langsam weiter, ehe Christian mir die Tür eines kleinen amerikanischen Ladens aufhielt. Dort konnte man Billard, Dart und all die anderen lustigen amerikanischen Sportarten spielen. Es lief irgendwelche amerikanische Countrymusic und es wurden duzende Sportsendungen übertragen. Wieder fühlte ich mich unglaublich wohl in der fremden Umgebung. Christian ging zur Bar und bestellte uns Wodka Red Bull während ich am Billardtisch auf ihn wartete. Er kam zu mir und baute sich vor mir auf. Er war bei weitem nicht so groß wie Jacob, aber immer noch größer wie ich selbst. In der dicken Sportjacke wirkte er deutlich maskuliner und er konnte schon ziemlich läßig wirken, wenn er es drauf anlegte. „Deine Jacke ist toll!" Sagte ich und strich über seine Initialen auf der Brust. „Ja ein Einzelstück und I love diese Jacke!" Sagte er zu mir und schaute von oben zu mir hinab. Christian hatte nur einen kleinen deutschen Akzent und ihm vielen fast immer die Worte ein, die er brauchte. Sein Deutsch war wirklich gut und desto niedlicher fand ich diese kleinen Versprecher. Lässig schob er den Billiard-Queue zwischen uns. „Gerade oder ungerade?" Fragte er mich, rollte mit den Augenbrauen in Richtung Billiardtisch. „Ausnahmsweise habe ich keine Ahnung was ich machen soll..." Gestand ich ihm. Ich hatte nie zuvor Billard gespielt und ich wusste nicht, was ich tun musste. „Komm ich zeig es dir." Bot Christian mir an, stellte sich an den Billardtisch und stieß an. Drei Kugeln verschwanden direkt in den passenden Löchern. Scheinbar hatte er es bereits duzende Male gespielt und ich wusste noch im selben Moment, das ich verlieren würde. „Komm her!" Sagte er mir und ich ging etwas zögerlich zu ihm hinüber. Ich lehnte mich an den Tisch und währenddessen zeigte er mir wie ich den komischen Holzstock richtig halten musste. Dabei berührte er meine Hände und hielt sie liebevoll fest. Dafür musste ich mich über den Tisch lehnen und es war mir egal, als er sich mit seinem Körper und Gesicht auf meinen Rücken legte und meine Finger am Queue in Position schob. „Genau so!" Lächelte er und ich stieß ab. Auch meine Kugel traf in eines der Löcher. „Naturtalent!" Lachte Christian und richtete sich wieder auf. Seine Hand lag immer noch auf meiner Hüfte, ich schaute zu ihm hinaus. Ich war aufgeregt und das obwohl ich es nicht sein wollte. Mein Herz schlug bis zum Hals und ich tat alles um jetzt nicht gerade an Jacob zu denken. Christian ließ mich los und wir spielten weiter. Es dauerte ein paar Züge, bis ich das Spiel halbwegs verstanden hatte und je mehr ich trank, desto mutiger wurde ich. „Lass uns wetten!" Lachte ich gut gelaunt und beobachtete jeden seiner Schritte. „Ich will immer gewinnen!" Sagte er selbstbewusst. Er stand einfach da und strahlte diese faszinierende Lebensfreude aus. Ich mochte es wenn er selbstbewusst lächelte und somit übers ganze Gesicht strahlte. „Kann ich euch noch was bringen?" Unterbrach die Kellnerin unseren Flirt. „Ich nehm ein Bier!" Sagte Christian zu ihr und spielte den nächsten Zug. „Tolle Ohren!" Sagte die Kellnerin zu mir und deutete auf die Katzenohren. Ich grinste sie vergnügt an, sollte sie mich doch für einen Vollidioten halten - immerhin war ich mit dem hübschen Kerl hier und nicht sie. „Ich nehme noch so etwas mit Wodka!" Schmunzelte ich. „Wir haben auch etwas Süßes! Es ist ultra lecker..." „Ja warum nicht!" Sagte ich zu ihr und sah wie Christian die nächsten Kugeln versenkte, dass die Kellnerin ihn dabei anhimmelte schien ihm vollkommen egal. Er ignorierte sie und gab mir nur noch mehr das Gefühl, nur wegen mir hier zu sein. Christian gab mir auf jeden Fall das Gefühl, dass die Welt stehen blieb und er dennoch nur Augen für mich hatte. „Um was wetten wir?" Fragte er mich gut gelaunt. „Ich weiß nicht!" Sagte ich und lehnte mich gegen den Billardtisch. Doch meine Gedanken kreisten, wäre er  enttäuscht von mir weil ich mich vorhin noch mit Jacob getroffen hatte? „Hast du Spaß?" Fragte Christian mich um sicher zu gehen, dass ich mich nicht langweilte und ich nickte. „Ich habe heute mit Jacob gesprochen..." Sagte ich ihm, denn ich wollte ihn nicht anlügen. Ganz im Gegenteil, ich wollte ehrlich zu ihm sein. Christians braune Augen ruhten auf mir. „Was hast du ihm gesagt?" Fragte er mich und schmierte dieses blaue Zeug auf den Billiard-Queue. „Er hat mich vorhin gefragt, ob ich mit ihm ausgehe..." Sagte ich ehrlich zu ihm und Christian schluckte. „Er mag dich." Sagte er, doch der junge Amerikaner musste seinen Freund nicht in Schutz nehmen um mir das Gefühl zu geben, dass er auch dieses Entscheidung verstehen würde. „Jetzt fängst du auch noch an. Er meinte zu mir das du ein toller Kerl bist und das ich es nicht verstehen würde..." „Das hat er gesagt?" Christian versenkte die nächste Kugel, als die Kellnerin mit neuen Drinks wieder kam. Sie hatte irgendwas Süßes alkoholisches für mich dabei und eine Schale voller Süßigkeiten. „Ich wollte ihn wegen uns nicht anlügen!" Gab ich zu und fing an zu naschen. „Du hast alles richtig gemacht..." Versicherte er mir, schnappte sich sein Bier und fuhr fort. „Gib ihm ein paar Tage bis er es verdaut hat." „Ich glaube ich habe ihn verletzt!" Sagte ich ehrlich. „Aber das ist nicht deine Schuld." Versicherte Christian mir und legte seine Hand auf meine Schulter. „Vergiss ihn heute Abend einfach!" Bat er mich. Doch so einfach war das irgendwie gar nicht, doch ich wollte auch nicht unfair zu Christian sein, also versuchte ich Jacob so weit es ging von mir wegzuschieben. Aber er war nun mal da, allerdings half der Süße Alkohol meine Sinne zu vernebeln...

Neighbours  // Christian Pulisic & Jacob Bruun LarsenWhere stories live. Discover now